Renault surft die Retrowelle. Das dritte Surfbrett (nach R5 und R4) gibt den wohl größten Herzensbrecher: Der Renault Twingo ist optisch unfassbar nah dran am Original aus den 90-ern – jedoch bis ins Detail modern. Und das zum Kampfpreis.
Klar gibt es auch andere Elektroautos unter 20.000 Euro, die sehen jedoch schon nach Verzicht oder zumindest Vernunft aus und stellen einfach möglichst günstige Fortbewegungsmittel dar. Beim Renault Twingo ist das anders: Der spricht zuallererst nicht den geistigen Kostenrechner an, sondern lässt die Herzen höherschlagen. Trotzdem soll die Preisliste unter der magischen Grenze starten. Inwiefern das dann vielleicht doch Verzicht bedeuten könnte, klären wir weiter unten (oder oben im Video).
Variabilität ist serienmäßig
Auf 3,79 Meter Länge und 1,72 m Breite ist nicht nur Platz für Emotionen, sondern auch für vier Personen (vor allem wenn die in Reihe zwei keine Hünen sind) und den großen Einkauf – oder alles, was an Schul- und Sporttaschen mitmuss.
Die Rückbank ist serienmäßig 50:50 getrennt umklappbar und man kann die beiden Elemente jeweils um 17 Zentimeter verschieben. Umklappbar (allerdings optional) ist auch der Beifahrersitz, was bis zu zwei Meter langem Ladegut Raum gibt. Mit zurückgeschobenen Sitzen fasst der Kofferraum 205 Liter inklusive 30 Liter unter dem geteilt klapp- und herausnehmbaren doppelten Boden. Das Vorschieben der Sitze bringt zusätzliche 100 Liter. Legt man die Rücksitze flach, sind es nach VDA 966 Liter dachhoch.
Zwei Ur-Features fehlen
Was es nicht aus dem Original in die Neuauflage geschafft hat, ist die Möglichkeit, alle Sitze zu einer großen Liegefläche umzufunktionieren. Dafür ist aus dem Drei- ein Fünftürer geworden. Und weil wir gerade dabei sind: Auch das optionale Faltdach bleibt dem Original vorbehalten.
Liebevoll im Detail
Dass der Rotstift während der Entwicklung allgegenwärtig war, ist dem Renault Twingo nicht anzumerken. Er wirkt durch und durch durchdacht und im Rahmen der Möglichkeiten hochwertig. So sind die hinteren Sitze sogar vom Kofferraum aus verschiebbar.
Weitere Details: Am Armaturenbrett befindet sich ein auffälliger, knallroter Button für die Warnblinkanlage, der dem Knopf im Ur-Twingo nachempfunden ist. Renault hat für den Twingo eine eigene, kreative Schrift entworfen, die sich überall wiederfindet – unter anderem als komplettes Alphabet am Dachhimmel. „Da lernen die Kinder während der Fahrt das Alphabet“, frohlockte eine Sprecherin bei der Präsentation.
Das ganze Armaturenbrett ist eigenständig, auch wenn wir das Multifunktionslenkrad samt der Unzahl an Lenkstockhebeln aus anderen Baureihen kennen. Außen, dort, wo früher die Motorhaube war, fallen die drei Kunststoffstreifen auf, die an das Original erinnern. Der mittlere davon lässt sich herausnehmen – darunter verbirgt sich die Öffnung zum Einfüllen der Scheibenwaschflüssigkeit. Die Haube an sich lässt sich nur in der Werkstatt öffnen. Damit erübrigt sich auch die Frage nach einem Frunk.
Antrieb und Batteriechen
Der Renault Twingo ist als reines Stadtauto konzipiert. Daher ist nicht nur der Wendekreis (9,87 m), sondern auch die Batterie ziemlich klein. Sie hat aber für die Stadt eine vernünftige Größe, die das Fahrzeuggewicht im Rahmen hält – der Twingo bringt nur 1200 kg auf die Waage. Das ist zwar fast die Hälfte mehr als beim Vorbild, das aber nur einen kleinen Verbrenner hatte. 27,5 kWh fasst der LFP-Akku netto, was nach WLTP für 263 Kilometer reicht. Es ist Renaults erster Lithium-Eisenphosphat-Akku.
Geladen wird serienmäßig mit 11 kW Wechselstrom (außerhalb des DACH-Raumes mit 6,6 kW). Das dauert dann gut zweieinhalb Stunden von 10 bis 100 Prozent. Die Schnellladefunktion kostet auf allen Ausstattungsniveaus (es gibt deren zwei) extra, weil Renault davon ausgeht, dass viele Kunden diese gar nicht brauchen und deshalb nicht mitbezahlen wollen. Nachvollziehbarer Gedanke. Mit der maximalen Ladeleistung von 50 kW lädt man dann in 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent.
Angetrieben wird der Kleine von einem 60 kW/82 PS starken Frontmotor, der für einen Standardsprintwert von 12,1 Sekunden gut ist. Maximal läuft der Twingo 130 km/h.
Leicht vereinfachtes Fahrwerk
Der Twingo steht auf der „AmpR Small Platform“, die auch R4 und R5 trägt. Für den Twingo wurde sie verkürzt, außerdem wurde die Hinterachse auf Verbundlenker downgegradet. Der Vorderteil wurde vom R5 übernommen.
Preis und Ausstattungen
Wie viel das DC-Laden kostet, ist noch nicht bekannt. Renault hat bisher nur bekannt gegeben, dass der Startpreis des Twingo unter 20.000 Euro liegen wird (eventuelle Förderungen nicht berücksichtigt). Schon das Basismodell Evolution hat den Sieben-Zoll-Tacho, den 10-Zoll-Touchscreen, verschiebbare Rücksitze, Klimaanlage, Tempomat, Lane-Assist und Parkpiepser hinten.
Techno bringt zusätzlich die gesamte Google-Welt, die sich samt Laderoutenplanung in den anderen aktuellen Renaults bewährt, den KI-fähigen Avatar Reno, One-Pedal-Driving, Keyless, Klimaautomatik, Radartempomat, Rückfahrkamera, Sicherheitspaket mit Totwinkelwarner, Parkpiepser vorne, sechs Lautsprecher und Handsfree-Parking.
Dazu kann man dann noch bunte Interieur-Gadgets kaufen, teilweise als „YouClips“ zum Anstecken gestaltet (das Stecksystem, das bereits bei Dacia im Einsatz ist). Apropos bunt: Vier Lackfarben gibt es, Rot, Grün, Dunkelgelb und Schwarz.
Und was man auch dazunehmen sollte, sind die 18 statt 16 Zoll großen Räder.
Unterm Strich
Man merkt dem Twingo weder an, wie günstig er ist, noch, dass zwischen der Präsentation des Concept Cars und dem Beschluss, das Serienauto zu entwickeln, nur zwei Jahre lagen. Halb so viel wie üblich. Um das zu ermöglichen, hat Renault eigens eine 150 Mensch starke Entwicklungs-Außenstelle in Shanghai gegründet.
Natürlich wird man mit Ausstattung weit, sehr weit über 20.000 Euro kommen, wenn man Anfang des Jahres seine Bestellung tätigt. Allerdings wird es genug Menschen geben, die mit dem Basismodell absolut auskommen – zumal man ihm lediglich an zwei Stellen den einfachen Status ansieht: an der anders verkleideten B-Säule und an der klassischen Dachantenne statt der Finne.
Bleibt also (vorbehaltlich Fahreindrücken) nur eines zu sagen: Gut gemacht, Renault. Klein, charakterstark und günstig.
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