Protestmarsch:

2000 bei Demo: „Die AUVA muss bleiben“

Salzburg
21.04.2018 06:00

Pfeifkonzerte, Transparente und sogar Gips-Proben haben die Demonstranten mitgebracht: Sie alle wollen unser Gesundheitssystem vor Angriffen schützen. Vieles steht am Spiel: Die Zentralisierung der Kassen, die befohlene Einsparung in der AUVA 2000 kamen zur Versammlung: Gewerkschafter, Versicherte, Patienten.

Holzhammer-Argument der Einsparer sind immer die Verwaltungskosten: „Die liegen aber weit nicht so hoch, wie oft behauptet wird“, ärgert sich eine Teilnehmerin. Und oben am Podium bestätigt GKK-Obmann Andreas Huss genau das: „Die Verwaltung macht nicht einmal 20 Millionen aus.“ Bei einer Zusammenlegung der Kassen müssten in Salzburg 30 Millionen gespart werden. Huss: „Wir könnten ein Viertel der 640 Vertragspartner (Ordinationen) nicht nachbesetzen. Wir wollen keine Versorgung am Wiener Reißbrett.“

Das treibe unser Gesundheitssystem immer mehr in Richtung privat: Wahlärzte, Extra-Zuckerl für Privatversicherte. Wer Geld hat, wird in Zukunft noch besser dran sein, befürchten viele. Sepp Pletschacher, Betriebsrat bei der Untersbergbahn, kennt diese Sorgen: „Einer unserer Mitarbeiter hatte einen schweren Unfall. Die private Zusatzversicherung wollte dann alles sofort kündigen.“ Einzig in der AUVA war das Unfallopfer in sicheren Händen. Auch bei tragischen Unfällen drehe sich alles nur noch ums Geld.

Beteuerungen der Bundesregierung, dass die Unfallspitäler jetzt doch gesichert seien, glauben hier viele nicht. Die 500 Millionen Euro Einsparung stehen noch immer im Raum. „Wo hernehmen?“, fragt sich eine AUVA-Mitarbeiterin, die lieber anonym bleiben will. Und Unfallchirurg Dr. Christian Primavesi erzählt aus dem Alltag eines Spitals, das einen exzellenten Ruf genießt: „Im ganzen Haus herrscht ein Spirit, der es auch den Jungen leicht macht, hineinzuwachsen.“ Wenn das UKH bleibt, würden Einsparungen weniger Leistung bedeuten.

Rund 400 Mitarbeiter haben AUVA und UKH allein in Salzburg. Was viele nicht wissen: „Bei Freizeitunfällen übernehmen auch wir einen Kostenanteil“, erklärt eine Mitarbeiterin. Wo sparen? „Ohne Leistungs-Kürzung wird es nicht gehen.“

Auch Hans-Peter Grandenti (AUVA), Michael Zweibrot (GKK) und Hans-Peter Kreuzer (schwarzer Betriebsrat, UKH) sprechen ihre Sorgen ins Mikrofon. Dann steht noch ein Unternehmer spontan auf: „So nicht!“, ist er solidarisch.

Und es wirkt wie ein mahnendes Signal: Zeitgleich wurden Unfallopfer vom Zugunglück beim Hauptbahnhof bestens versorgt

Und wer profitiert eigentlich von den geplanten Einsparungen in der AUVA? „Kein Geldgeschenk für Großindustrielle!“ - so steht es kämpferisch auf einem der Transparente. Dass der Arbeitgeberbeitrag auf 0,8 Prozent der Löhne gekürzt werden soll, helfe nur den Großen. „Bei Kleinunternehmern fällt das nicht ins Gewicht“, ist auch Constance Schwerdtfeger dagegen. Sie betreibt das Buffet im Unfallspital, hat drei Mitarbeiter und Hund Timmy, der Liebling vieler hungriger Gäste: „Die Struktur darf nicht zerstört werden! Die Art und Weise wie Patienten verunsichert werden, finde ich nicht okay!“ Auch der Vierbeiner hat ein Warnschild gegen eine UKH-Zerschlagung um den Hals.

Seit 130 Jahren hat sich die AUVA schon etabliert: Wertvolle Einrichtung für viele Unfallopfer, überholt für die Kritiker. Und oftmals wird auf positive Nebeneffekte vergessen: Auch alle Freiwilligenorganisationen, wie die Feuerwehreinsatzkräfte, sind über die AUVA versichert. Und: „Wenn es die Struktur nicht mehr gibt, fällt die Haftung. Dann kann jeder seinen Arbeitgeber klagen“, gibt ein anderer Demonstrant mit Gips und Transparent zu bedenken.

Viele befürchten jetzt, dass private Versicherer sich schon die Hände reiben: „So eine Versorgung müssen wir mit aller Kraft verhindern“, so GKK-Obmann Huss kämpferisch.

Sabine Salzmann
Sabine Salzmann
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