Gewaltspiele haben keinen nachhaltigen oder langfristigen Einfluss auf das Aggressionsverhalten von Spielern. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf nach Untersuchung von Erwachsenen, die über einen Zeitraum von zwei Monaten im Schnitt 33 Stunden lang ein gewalthaltiges Game spielten. Erforscht werden müsse noch, ob diese Ergebnisse auch auf das Verhalten von computerspielenden Kindern oder Jugendlichen übertragen werden können, so die Forscher im Fachmagazin „Molecular Psychiatry“.
An der Studie nahmen 90 Erwachsene teil, die in ihrem Alltag nicht regelmäßig Videospiele spielen. Sie wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe spielte in einem Zeitraum von zwei Monaten das gewaltverherrlichende Spiel „Grand Theft Auto“, eine andere Gruppe das Videospiel „Die Sims“. Eine dritte Gruppe spielte keine Videospiele. Vor und nach diesen zwei Monaten, in denen die Probanden im Durchschnitt 33 Stunden spielten, untersuchten die Wissenschaftler anhand verschiedener Tests das Verhalten der Studienteilnehmenden.
Unter anderem wurden mit Fragebögen, aber auch mit impliziten Verhaltenstests die Aggression sowie die unterschwellige Aggression der Teilnehmenden getestet. Darüber hinaus wurde auch das Sozialverhalten, vor allem die Fähigkeit zur Empathie, untersucht. Die Tests wurden zwei Monate nach dem letzten Videospiel wiederholt. „Dabei wurden keine signifikanten oder relevanten Verhaltensänderungen der Spieler festgestellt – weder beim Vergleich der Testergebnisse vor dem Spiel und einen Tag nach dem letzten Spiel noch beim Vergleich des Verhaltens vor Beginn des ersten Spiels und zwei Monate nach dem letzten Spiel“, so die Klinik in einer Mitteilung.
„Negativer Einfluss wissenschaftlich nicht nachweisbar“
„Der in der Öffentlichkeit oft angeführte negative Einfluss von Gewalt-Videospielen auf das Verhalten der Spielerinnen und Spieler lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen. In unserer Studie konnten wir keine signifikanten oder relevanten Verhaltensänderungen der erwachsenen Probanden feststellen. Nun ist noch zu erforschen, ob sich auch das Verhalten von Kindern und Jugendlichen nicht durch das Spielen von Gewaltspielen nachhaltig verändert“, so Studienleiterin Prof. Dr. Simone Kühn aus der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf.
Die in den Debatten über Gewaltspiele bisher genutzten Argumente stützten sich demnach bislang im Wesentlichen auf Studien, in denen die Teilnehmenden nur zwischen Minuten und Stunden ein Gewaltspiel gespielt haben. Außerdem wurde das Verhalten der Spieler in den bisherigen Studien lediglich unmittelbar nach dem Spielen untersucht, wenn die Spieler noch im „Shoot em up-Modus“ waren.
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