Aufgebrachte Menge

Italienische Milchbauern protestieren am Brenner

Ausland
21.07.2009 14:33
Rund 1.000 Demonstranten aus allen Teilen Italiens sind zu der Dienstag früh angelaufenen Protestaktion der Milchbauern am Brenner angereist. Gelb-grüne "Coldiretti"-Fahnen (im Bild ein Demonstrant mit dem Aufruf: "Nein zu falschem Parmesan mit litauischer Milch"), "Analyse und Kontrolle"-Rufe, Kuhglockengeräusche und Traktoren dominierten das Bild am Parkplatz an der Staatsgrenze. Sie forderten Transparenz und die Kennzeichnung nicht-italienischer Waren. Auch der italienische Landwirtschaftsminister Luca Zaia war gekommen.

"Jedes Jahr werden 21,3 Milliarden Kilo Milch über den Brenner nach Italien gebracht - und das ohne Kennzeichnung", erklärte Arianna Giuliodori vom Italienischen Landwirtschaftsverband "Coldiretti". Die Industrie verkaufe die Produkte dann als italienische, weshalb die Verbraucher die Herkunft nicht nachvollziehen könnten. Auf Plakaten forderten die Landwirte die Konsumenten auf: "Verlange die Herkunftsbezeichnung auf Etiketten, um dich vor den Banditen zu verteidigen, die auf Kosten deiner Gesundheit spekulieren."

"Für gute Produkte bekommen wir niedrigste Erzeugerpreise", beschwerte sich ein Viehhalter aus der Region Piemont, der den "Landwirten aus erster Hand" angehöre. Auch Zaia kritisierte die niedrigen Preise. Die Produktionskosten in Italien würden strenge Kontrollen beinhalten, weshalb beispielsweise Milch nicht so billig wie jene aus Bulgarien sein könne. Kommende Woche werde im italienischen Ministerrat ein Dekret eingebracht, wo die Kennzeichnung von Rohstoffen verlangt werde, sagte der Landwirtschaftsminister und erntete Applaus. Gegen die weitere Einfuhr von ausländischen Produkten habe man nichts, wenn sie genau deklariert wären.

"Recht auf Entlohnung" als Grundrecht
"Das Thema Milch darf nicht abreißen, die Problematik darf nicht unterschätzt werden", sagte der österreichische IG-Milch-Beirat (Interessengemeinschaft Rinder- und Grünlandbauern), Josef Niederstrasser. Die Milchbauern hätten ein "Recht auf Entlohnung", was ein Grundrecht sei. Ansonsten gehe es in Richtung Sklaverei. Solidarisch mit den demonstrierenden Landwirten zeigte sich auch der Obmann des Südtiroler Bauernbundes, Leo Tiefenthaler, der ebenfalls auf den Brenner gekommen war.

Bei der Aktion wurden von Norden kommende Lkw und Lebensmitteltransporter aus dem Verkehr genommen und in einer abgegrenzten Schleuse vor den Augen der aufgebrachten Menge kontrolliert. Mehrere Kameras übertrugen die Überprüfung auf Videoleinwände, Hunderte von Bauern drängten sich um die Fahrzeuge, die etwa aus den Osteuropäischen Ländern, Skandinavien und Deutschland kamen. Die Aktion ist vorerst bis Donnerstag geplant.

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