Verfahren aufrecht

Ehemaliger KZ-Arzt angeblich tot

Oberösterreich
05.02.2009 16:00
Der als "Schlächter von Mauthausen" und "Dr. Tod" berüchtigte NS-Verbrecher Aribert Heim ist offenbar schon seit vielen Jahren tot. Der frühere, oberösterreichische KZ-Arzt und zuletzt meistgesuchte Nazi-Scherge starb laut Angaben seines Sohnes bereits am 10. August 1992 in Kairo an Darmkrebs. Dennoch bleibt das Verfahren gegen ihn, laut Linzer Staatsanwaltschaft, so lange aufrecht, bis es Gewissheit über einen möglichen Tod Heims gibt. Auch die Fahndung bleibt aufrecht.
Der gebürtige Österreicher hielt sich, laut neuesten Informationen, nahezu 30 Jahre in Kairo vor den Ermittlern versteckt. Doch deutsche Fahnder melden "massive Zweifel" an den jüngsten Berichten.

Heim war im oberösterreichischen Konzentrationslager Mauthausen unter anderem als "Dr. Tod" berüchtigt und soll 1941 als SS-Arzt zahlreiche Häftlinge mit Injektionen ins Herz gefoltert und getötet haben. Nach dem Krieg arbeitete er als Frauenarzt in Süddeutschland. Als Anfang der 1960er-Jahre Anklage gegen ihn erhoben wurde, tauchte er unter.

Als Tarnung zum Islam konvertiert
Den Recherchen von ZDF und "New York Times" zufolge konvertierte Heim an seinem Zufluchtsort Kairo Anfang der 80er-Jahre sogar zur Tarnung zum Islam und trug seitdem den Namen Tarek Farid Hussein. Vorher habe er unter seinem zweiten Vornamen als Ferdinand Heim in Kairo gelebt, erzählte Heims Sohn Rüdiger.

Er habe ihn Mitte der 1970er-Jahre erstmals in Kairo besucht und ihn später nach einer Krebsoperation Anfang 1990 über mehrere Monate gepflegt. 1992 sei Aribert Heim schließlich gestorben.

Nach Angaben seines Sohnes reiste Heim nach der Ausstellung des Haftbefehles 1962 über Frankreich, Spanien und Marokko auf dem Landweg nach Ägypten. Das Geld für seinen Lebensunterhalt sei ihm von seiner Schwester in unregelmäßigen Abständen überwiesen worden, berichtete das ZDF. Sie stammten demnach aus den Einnahmen eines Mietshauses in Berlin, das Heim gehörte.

Eindeutige Beweise in Aktentasche gefunden
Bei Recherchen in Ägypten sprach das ZDF nach eigenen Angaben mit Augen- und Zeitzeugen und fand die Aktentasche Heims mit mehr als 100 Dokumenten. Unter ihnen befänden sich die Kopie eines ägyptischen Passes, Anträge auf Aufenthaltsgenehmigungen, Kontoauszüge, persönliche Briefe und medizinische Unterlagen, die Heim bis zu seinem Tod in seinem Zimmer in einem Kairoer Hotel aufbewahrt habe. Danach lasse sich zweifelsfrei nachweisen, dass Hussein und der Nazi-Verbrecher ein und dieselbe Person seien.

Umfeld in Kairo wusste nichts - Grab auf Armenfriedhof
Ägyptische Freunde, Bekannte und auch der Arzt Heims wussten nichts von der Vergangenheit des KZ-Doktors. Übereinstimmend hätten sie aber die Umstände um die Krebserkrankung und den Tod Heims im Sommer 1992 bestätigt. Heim wollte seinen Leichnam medizinischen Zwecken zur Verfügung stellen, doch sei dies nach islamischem Recht verboten.

Daher sei Heim auf einem Armenfriedhof nahe der Kairoer Altstadt begraben worden. Die Grabstellen würden nach wenigen Jahren wieder freigegeben, sodass die Chance, sterbliche Überreste zu finden, gering sei.

Deutsche Nazi-Fahnder haben Zweifel an Todesmeldung
Die Experten der weltweit größten Fahndungsstelle für NS-Verbrechen im süddeutschen Ludwigsburg haben indes starke Zweifel am Wahrheitsgehalt der Berichte zum Tod Heims angemeldet. "Ich bin noch nicht überzeugt, dass das Ergebnis richtig ist", sagte der stellvertretende Leiter der dortigen "Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen", Joachim Riedel, am Donnerstag. "Es kann gut sein, dass da jemand an der Nase herumgeführt werden soll", meinte er.

"Es könnte tatsächlich sein, dass er längst unter der Erde liegt, aber solange wir die Leiche des Mannes nicht haben, können wir den Fall sicherlich nicht als vollständig geklärt ansehen", sagte Riedel.

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