Drama in Kenia

Über 100 Menschen bei Benzin-Raub verbrannt

Ausland
02.02.2009 08:17
Beim Versuch, kostenloses Benzin aus einem verunglückten Tankwagen zu ergattern, sind in Kenia nach Angaben der Polizei mindestens 113 Menschen ums Leben gekommen. Als der Tankwagen am Samstag nahe der Stadt Molo von der Straße abkam und nach dem Unfall Treibstoff verlor, versammelten sich mehrere hundert Menschen um den umgestürzten Lkw, um Benzin aufzufangen. Doch dieses fing auf noch unbekannte Weise Feuer.

"Wir zählten 93 Leichen am Unglücksort, 20 weitere wurden bereits in die Leichenhalle gebracht", sagte der lokale Polizeichef Hassan Noor Hassan. Die meisten Todesopfer sind Frauen und Kinder, viele sind nach Polizeiangaben bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die Behörden fürchten, dass die Zahl der Todesopfer weiter steigt: Insgesamt wurden fast 200 Menschen durch die Explosion zum Teil schwer verletzt. In einem völlig niedergebrannten Wald nahe der Unglücksstelle suchen die Helfer nach weiteren Leichen. Polizeichef Hassan forderte vorsorglich 150 Leichensäcke für die Bergungsarbeiten an.

Bilder von der Brandkatastrophe findest du in der Infobox.

Hunderte eilten zur Unglücksstelle
Der Tanklaster hatte sich etwa 170 Kilometer nordwestlich von Nairobi in der Stadt Molo aus bislang noch ungeklärter Ursache überschlagen. Zahlreiche Bewohner waren daraufhin zur Unglücksstelle gerannt, um das auslaufende Benzin aufzuschöpfen. Dann aber explodierte das Fahrzeug und verwandelte die Umgebung in ein flammendes Inferno.

Eine verzweifelte Mutter erzählte Helfern vor Ort, ihre zwei Söhne seien begeistert nach Hause gerannt, um Benzinkanister zu holen. Vergeblich habe sie versucht, sie zurückzuhalten: "Jetzt kann ich sie nicht finden."

"Alle schrien und viele liefen brennend davon", schilderte der 22-jährige Charles Kamau, der gerade in Molo unterwegs war, als die Straße vor ihm mit mehreren hundert Menschen blockiert war. Während er auf die Weiterfahrt wartete, explodierte der Tanklastzug. "Ich rannte in die Richtung, in der kein Feuer war", sagte er am Sonntag in einem Zelt des Roten Kreuzes, wo er einen Freund als vermisst meldete.

Feuer absichtlich gelegt?
Verursacht haben dürfte die Explosion eine brennende Zigarette, so der kenianische Ministerpräsident Raila Odinga auf einer Pressekonferenz. Einer Rot-Kreuz-Sprecherin zufolge gebe es jedoch auch Gerüchte, wonach jemand absichtlich das Feuer gelegt habe, nachdem ihn die Polizei am Zutritt zum Tankwagen gehindert habe.

Vize-Präsident Kalonzo Musyoka rief die Bevölkerung unterdessen in einer Fernsehansprache zur Ruhe auf. Eine Regierungsdelegation sei auf dem Weg, um Rettungskräfte und Polizei zu unterstützen. Der regionale Leiter des Kenianischen Roten Kreuzes, Patrick Nyongesa, sagte, viele Menschen seien bis zur Unkenntlichkeit verkohlt worden, was das Leid der Hinterbliebenen noch größer mache.

Zweites Brandunglück binnen weniger Tage
Die Brandkatastrophe trifft Kenia wenige Tage nachdem mitten in Nairobi bei einem Feuer in einem Supermarkt mindestens 26 Menschen getötet wurden. Der Brand hatte sich in dem Geschäft am Mittwoch rasend schnell ausgebreitet, weitere 47 Menschen werden noch in den Trümmern vermutet.

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