Fahrer entlassen

“Sieg Heil!” als letzte Durchsage auf der Ringlinie

Österreich
28.10.2008 12:15
Jener Straßenbahnfahrer der Wiener Linien, der am Samstag während der letzten Fahrt der Ringlinie 1 "Sieg Heil!" durchsagte, ist am Montag entlassen worden. "Der Mitarbeiter holt sich schon seine Unterlagen", so ein Sprecher der Wiener Linien. Der Spruch des Mitarbeiters sei unsäglich und richte sich von selbst. Mit den Vorwürfen konfrontiert, habe dieser auch nichts zu beschönigen versucht. Bis dahin sei der knapp 35-Jährige ein unbeschriebenes Blatt gewesen. Ihm habe erst im Nachhinein gedämmert, dass er hier eine Grenze überschritten habe, berichtete der Wiener-Linien-Sprecher.

Dem Mann drohen nun auch strafrechtliche Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft Wien wird von Amts wegen prüfen, ob eine nationalsozialistische Wiederbetätigung vorliegt, gab Behördensprecher Gerhard Jarosch am Montagnachmittag bekannt.

Sollte sich die Verdachtslage erhärten, könnte ein Strafverfahren nach Paragraf 3 g des Verbotsgesetzes eingeleitet werden. Das hätte für den Mann schwerwiegende Konsequenzen: Wer sich dieser Gesetzesbestimmung zufolge im nationalsozialistischen Sinne betätigt, hat mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren zu rechnen.

"Sieg Heil!" als letzte Durchsage
Wie die Internet-Zeitung "Die Jüdische" berichtete, hat der Fahrer demnach bei der letzten Fahrt der Linie 1 um den Ring - am Folgetag wurden die bisherigen Ringlinien auf Durchgangslinien umgestellt - die Durchsage gemacht: "Sehr geehrte Fahrgäste. Wir umrunden nun ein letztes Mal mit der Linie 1 den Wiener Ring, den Orbit rund um den Stephansdom. Viele historische Ereignisse haben hier stattgefunden. Sieg Heil!" Von Fahrgästen konfrontiert, rechtfertigte sich der Fahrer mit: "Versteht's ihr keinen Spaß?" Auf der Online-Videoplattform YouTube war ein Video des Vorfalls zu finden - es wurde mittlerweile entfernt.

Die für die Wiener Linien zuständige Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) meinte zu dem Vorfall: "Geisteshaltungen wie diese haben in Wien nirgendwo Platz und werden von der Stadt aufs Hefigste bekämpft." Zuvor hatten die Grüne Konsequenzen gefordert. "Solche Äußerungen sind kein Kavaliersdelikt, sondern müssen streng geahndet werden", so Gemeinderätin Ingrid Puller.

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