Gegen Preisverfall

OPEC drosselt Öl-Fördermenge massiv

Ausland
24.10.2008 18:59
Die OPEC hat auf einem Sondertreffen am Freitagvormittag in Wien die Reduzierung der Ölförderung um täglich 1,5 Millionen Barrel ab 1. November beschlossen. Das Ölförderkartell will dadurch den anhaltenden und rapiden Preisrutsch bei Erdöl abbremsen. Nach seinem Allzeithoch von 147 Dollar pro Barrel war der Preis in den vergangenen Wochen um mehr als die Hälfte gefallen. Nach der Bekanntgabe der Kürzung stürzten die Preise aber weiter ab.

Nach der rund 90-minütigen Krisensitzung erklärte OPEC-Präsident Chatib Khelil, dass die Ölvorräte "sehr groß" seien und es derzeit "zu viel Öl auf dem Markt" gebe. Er gehe davon aus, dass die am Freitag beschlossene Produktionssenkung das Wachstum der Weltwirtschaft nicht beeinflussen werde. "In den USA und Europa gibt es bereits kein Wachstum mehr", so Khelil. Er betonte, die OPEC habe bei ihrem Beschluss keine feste Preisvorstellung für das Barrel im Auge gehabt.

Ölpreis fällt weiter
Trotz der Fördermengenkürzung ist der Ölpreis am Freitag weiter gefallen. Ein Fass der US-Sorte WTI verbilligte sich zeitweise um 4,79 Dollar auf 63,05 Dollar. Damit ist der Rohstoff inzwischen so günstig wie seit Mai 2007 nicht mehr. Die in Europa führende Nordseesorte Brent kostete zwischenzeitlich 61,08 Dollar und damit 4,84 Dollar weniger als im späten Geschäft am Donnerstag.

Bereits am 10. September hatte die OPEC ihre Fördermenge um 500.000 Barrel pro Tag auf maximal 28,8 Millionen Barrel pro Tag gekürzt. Der Schritt konnte den Preisverfall aber auch nicht stoppen. Jetzt ist das neue Ziel 27,3 Millionen Barrel pro Tag. Sollte die am Freitag bekanntgegebene Kürzung den Preisverfall nicht stoppen, könnten sich die Ölminister bereits im November wieder treffen, um über weitere Maßnahmen zu beraten. Die nächste ordentliche Konferenz der OPEC findet Mitte Dezember in Algerien statt.

Streit über die Höhe der Kürzung
Die OPEC-Mitglieder waren sich bereits vor ihrem Sondertreffen darüber einig, die Fördermengen zu senken. Allerdings gab es unterschiedliche Ansichten über den Umfang der Kürzungen. Während der Iran und Libyen eine Drosselung um bis zu zwei Millionen Barrel pro Tag forderten, war Venezuela für eine moderatere Senkung. Die OPEC forderte zudem alle außerhalb Kartell organisierten Ölförderer auf, ebenfalls einen Beitrag zur Preisstabilisierung zu leisten. Damit sind Länder wie Russland, Norwegen oder Kasachstan gemeint.

Internationale Kritik
"Enttäuscht" über die Entscheidung zeigte sich der britische Premierminister Gordon Brown. Angesichts der internationalen Finanzkrise dürften Bemühungen zur Stabilisierung der Lage nicht unterlaufen werden, erklärte ein Sprecher von Brown. Der britische Premier hatte die OPEC-Staaten zuvor ausdrücklich davor gewarnt, die Fördermenge in der Absicht zu senken, den Ölpreis in die Höhe treiben zu wollen. Das Weiße Haus kritisierte die Produktionskürzung ebenfalls und bezeichnete sie als "Anti-Markt-Entscheidung". Die Vereinigten Staaten zeigten sich besorgt über die hohen Ölpreise, die zu einer Abflachung der Wirtschaftsentwicklung geführt hatten.

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