Prozess in Berlin

Opfer des U-Bahn-Treters: "Monatelang gelitten"

Ausland
29.06.2017 19:54

Am Donnerstag ist vor dem Landgericht Berlin der Prozess gegen den 28-jährigen Svetoslav S. fortgesetzt worden, der Ende Oktober des Vorjahres eine Frau brutal eine U-Bahn-Stiege in der deutschen Hauptstadt hinuntergetreten haben soll. Am zweiten Verhandlungstag sagte das 26-jährige Opfer aus und schilderte, wie es immer noch unter der Attacke leidet.

Jana K. sei an diesem Abend auf dem Heimweg von einer Freundin gewesen. Weil sie ihre S-Bahn knapp verpasst habe, sei sie die Stiege zur U-Bahn hinuntergegangen, um sich aufzuwärmen, bis der nächste Zug kommen sollte. Sie habe nicht viel um sich herum mitbekommen - ihre Kapuze übergezogen gehabt und Musik gehört -, dann sei sie plötzlich gestürzt.

"Was ist denn jetzt los? Ich bin doch nicht gestolpert", habe sie sich gedacht, erzählte sie am Donnerstag vor Gericht. Als sie aufgestanden sei, habe sie zwei Männer weggehen sehen, einer von ihnen habe eine Flasche von einer Stufe aufgehoben. Passanten, die ihr zu Hilfe gekommen seien, hätten ihr erzählt, dass sie geschubst worden sei. Realisiert, was eigentlich geschehen war, habe sie aber erst, als sie das Video aus der Überwachungskamera gesehen habe. Mit diesem Video war nach dem Täter gefahndet worden.

Mit diesem Video wurde nach dem Täter und seinen Begleitern gefahndet:

Noch immer nicht unbefangen, wenn sie alleine unterwegs ist
Wegen dieses Videos habe Jana K. vier Monate lang ihre Wohnung kaum verlassen. "Nach der Veröffentlichung wollte ich mich zurückziehen", sagte die 26-Jährige laut "Welt". Sie habe sich unsicher gefühlt, etwa wenn sie sich an einem Geländer festgehalten habe, wenn sie eine Stiege hinuntergegangen sei. "Das ist jetzt nicht mehr so", erzählte sie, aber unbefangen sei sie noch immer nicht, wenn sie alleine unterwegs sei.

Körperlich habe die Berlinerin einige Verletzungen erlitten: eine Platzwunde auf der Stirn, als sie mit dem Kopf an einer Stufe aufschlug, einen gebrochenen Ellbogen, ein geschwollenes Handgelenk, Hämatome an den Oberschenkeln, ein geprelltes Becken. Der linke Arm ist dem Bericht zufolge drei Monate lang in Gips gelegen. Im Jänner habe Jana K. eine Traumatherapie gemacht.

"Ich weiß noch immer nicht, wie ich das gemacht habe"
Der Angeklagte Svetoslav S. entschuldigte sich nach der Schilderung Jana K.s bei seinem Opfer, eine Dolmetscherin übersetzte für den Angeklagten, der einer türkischsprachigen Minderheit in Bulgarien angehört: "Es tut mir sehr leid. Ich entschuldige mich bei dir sehr stark, dass ich dir den Schmerz zugefügt habe. Ich stehe noch immer unter Schock, ich weiß noch immer nicht, wie ich das gemacht habe. Ich habe gar nichts, was ich noch sagen könnte. Meine Hände und Füße zittern."

Auch wegen Exhibitionismus in zwei Fällen angeklagt
An diesem Tag sagten drei weitere Zeuginnen aus. Sie schilderten, wie der Angeklagte sich vor ihnen entblößt haben soll, er habe auch masturbiert. Neben der gefährlichen Körperverletzung ist der 28-Jährige auch wegen Exhibitionismus in zwei Fällen angeklagt - einmal auf einem Parkplatz, ein anderes Mal in einem Park. Allerdings kann die Zeugin im letztgenannten Fall nicht sicher sagen, ob er urinierte oder masturbierte, als er mit offener Hose aus einem Gebüsch getreten sei.

Erster Prozess wegen Voreingenommenheit einer Schöffin geplatzt
Svetoslav S. wurde acht Wochen nach dem Überfall an einem Berliner Fernbusbahnhof festgenommen. Der jetzige Prozess ist bereits der zweite Anlauf, vor knapp zwei Wochen war das erste Verfahren wegen Voreingenommenheit einer Schöffin geplatzt. Der 28-Jährige soll womöglich nicht voll zurechnungsfähig sein.

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