Gesellschaftswandel

Islam-Anteil in Österreich wächst

Österreich
31.08.2009 17:18
Es sind weder geheime Daten noch vertrauliche Analysen, im Gegenteil. An den Schulen und oft auch im Straßenbild ist die Veränderung längst offensichtlich. Dennoch wird der kontinuierlich wachsende Anteil Neugeborener mit islamischem Glaubensbekenntnis in Österreich von politischer Seite mit höchster Diskretion behandelt. Am deutlichsten ist dieser tiefgreifende gesellschaftliche Wandel in Wien. Das belegen die amtlichen Geburten-Zahlen der "Statistik Austria".

Noch vor 25 Jahren waren von rund 89.200 Babys in Österreich 78.000 römisch-katholisch und 2.200 islamisch, also 87,4 Prozent römisch-katholisch und 2,5 Prozent islamisch. Bereits damals war – im Vergleich zur Gesamtsituation – in Wien bereits ein etwas geringerer Anteil der Babys der römisch-katholischen und ein deutlich höherer Anteil der islamischen Glaubensrichtung zugehörig.

Wien "entwickelte" sich schneller
Nur sechs Jahre später, 1990, waren die Veränderungen an der Statistik schon viel klarer zu erkennen. Wenngleich nicht in ganz Österreich. Da machte der Anteil römisch-katholischer Babys noch immer 84 Prozent aus, jener der Muslime lag bei 3,8 Prozent. Allerdings hatten sich in der Bundeshauptstadt Wien zu diesem Zeitpunkt die Quoten bereits deutlich verschoben.

65 Prozent der Neugeborenen waren nach dem Religionsbekenntnis der Mutter römisch-katholisch und bereits mehr als neun Prozent muslimisch. Und wieder sieben Jahre später, 1997, machte der Islam-Anteil bei den Geburten in Wien schon 14,4 Prozent aus, der römisch-katholische Anteil war auf 54,3 Prozent gesunken. In ganz Österreich sah das Bild mit 76,5 Prozent römisch-katholischen und 7,8 Prozent muslimischen Babys noch etwas differenzierter aus.

Trend setzte sich mit den Jahren fort
Der Trend ging auch in den Jahren danach zunehmend rasanter in diese Richtung. Da machte in Gesamt-Österreich der römisch-katholische Baby-Anteil im Jahr 2000 noch rund 72 Prozent und der islamische rund 10 Prozent aus. In Wien hingegen verzeichnete die Geburten-Statistik nur noch 48 Prozent römisch-katholische Babys und bereits mehr als 18 Prozent Moslems. Bei den zuletzt abgeschlossenen Erhebungen für das Jahr 2008 waren von insgesamt 77.752 Geburten nur noch 49.444 römisch-katholische (63,6 Prozent).

Höchste Quoten in Wien und Vorarlberg
Die Zahl Neugeborener mit Müttern islamischen Glaubens machte in Österreich im vergangenen Jahr 10.883 aus – also 14 Prozent. In Wien war wie bereits in den Vorjahren die Veränderung weitaus tiefer gehend: 36,7 Prozent der Babys wurden römisch-katholisch geboren (6.374), aber bereits 24,1 Prozent islamisch (4.194). Ähnlich deutlich war die Entwicklung nur in Vorarlberg mit 21 Prozent Neugeborenern islamischen Glaubens. Ganz gegen den Trend das Burgenland mit einem Moslem-Anteil von 5,2 Prozent.

Zuwanderung bereits seit den 50er-Jahren
Wenngleich dieser Zuwachs und der damit einhergehende gesellschaftliche Wandel immer deutlicher wird – gänzlich neu ist die Entwicklung nicht. Die Islam-Bewegung in Richtung wohlhabender Industriestaaten findet bereits seit den 1950er Jahren statt. Allerdings wurde um 1990 herum eine Intensivierung der muslimischen Zuwanderung registriert. Das hatte unter anderem auch mit den kriegerischen Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien und – damit einhergehend – dem Flüchtlings-Zustrom muslimischer Bosnier zu tun; der zweitgrößten Migrantengruppe nach den dominierenden Türken.

von Claus Pándi, Kronen Zeitung

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