Keine Kongress-Rede

Weißes Haus beugt sich Fans der TV-Serie “Lost”

Ausland
09.01.2010 14:36
Mit einer ungewöhnlichen Beschwichtigungs-Meldung trat der Pressesprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, am Freitagabend an die US-Medien heran. Präsident Barack Obama werde mit seiner alljährlichen Kongress-Rede nicht die Premiere der letzten Staffel der TV-Serie "Lost" gefährden, verkündete Gibbs. Fans hatten online Proteste gestartet, als Gerüchte über den 2. Feber als Termin für die traditionelle "State Of The Union Address" bekannt wurden.

Obwohl der TV-Sender ABC, auf dem "Lost" ausgestrahlt wird, zum Privatrundfunk gehört, hätte eine Ansprache des US-Präsidenten vor dem Kongress am 2. Feber die Premiere der finalen Staffel des Mystery-Epos um gestrandete Flugzeugpassagiere unmöglich gemacht. Fast alle TV-Sender in den USA ändern bei der "State Of The Union Address", in der der US-Präsident zu Beginn jeden Jahres dem Kongress seine Vorhaben darbringt, nämlich ihr Programm und übertragen.

ABC hatte die Premiere extra vom 26. Jänner auf den 2. Feber verschoben, da die Kongress-Reden oft am letzten Dienstag im Jänner von 21 bis 23 Uhr am Abend stattfinden.

"Präsident wird Hoffnungen nicht zunichte machen"
Als die Gerüchte über den 2. Feber als Termin für die diesjährige Kongress-Rede Obamas bekannt wurden, schlossen sich Tausende "Lost"-Fans - die Serie wird in den USA von 16 Millionen Zusehern verfolgt - auf Plattformen wie Facebook und Twitter zusammen, um gegen die drohende Programmunterbrechung zu protestieren. So nannte sich eine Gruppe auf Facebook etwa "Americans Against the State of the Union on the Same Night as LOST".

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Präsident die Hoffnungen von Millionen von Amerikanern, endlich Klarheit über 'Lost' zu bekommen, zunichte machen wird", sagte Gibbs vor Reportern im Presseraum des Weißen Hauses. Die Kongress-Rede werde sich folglich nicht mit den drei Stunden im Hauptabendprogramm überschneiden, während derer ABC die erste Folge der sechsten und letzten Staffel der TV-Serie ausstrahlen will. Ob sie tatsächlich am 2. Feber stattfinden hätte sollen und nun vor der offiziellen Ankündigung verschoben wurde, wollte Gibbs den US-Reportern nicht bestätigen.

US-Medien verkündeten den "Sieg der Lost-Fans" am Samstag mit teils zynischen Schlagzeilen: "Aufgebrachte Nation ist beruhigt: Keine Rede während 'Lost'", "Lost Versus Obama: Lost Wins!" und "Weißes Haus: 'Lost'-Fans werden nicht ausgesetzt!". Als Barack Obamas Lieblings-Serie gilt übrigens das Cop-Drama "The Wire".

Gesundheitsreform großes Thema der Kongress-Rede
Obamas zweite "State of The Union Address" wird sich - trotz der aktuell aufgebrandeten Terror- und Sicherheitsdebatte - vornehmlich um die Gesundheitsreform drehen. Am vergangenen Dienstag wurden die Beratungen zur der in der letzten entscheidenden Phase befindlichen Reform fortgesetzt. Die Demokraten hoffen dabei, dem Präsidenten vor seiner jährlichen Rede zur Lage der Nation einen von beiden Kammern verabschiedeten Kompromiss zur Unterschrift vorlegen zu können. Das würde Obama und seiner Partei erlauben, sich im Vorfeld der Kongresswahlen im November anderen Themen wie Arbeitslosigkeit und Terrorabwehr zuzuwenden.

Die Republikaner haben aber angedroht, im Senat ihre Möglichkeiten zur Verzögerung des Verfahrens zu nutzen. Um dies zu umgehen, könnten die Demokraten den Weg über informelle Verhandlungen wählen und damit die Opposition außer Acht lassen. Millionen US-Bürger warteten auf die neuen Regeln, um mit Hilfe von Steuererleichterungen ihre Gesundheitsversorgung bezahlen zu können, sagte der Vorsitzende des Senats-Finanzausschusses, Max Baucus. "Wir brennen darauf, unser Reformgesetz so schnell wie möglich auf den Schreibtisch des Präsidenten zu bringen."

Mehrere Punkte noch umstritten
Die jeweils mit knappen Mehrheiten verabschiedeten Gesetzesfassungen von Repräsentantenhaus und Senat unterscheiden sich in mehreren umstrittenen Punkten, die in der letzten Phase konsolidiert werden müssen. Dazu gehört die nur in der Version des Repräsentantenhauses vorgesehene staatliche Krankenversicherung, die von für eine Mehrheit entscheidenden Senatoren abgelehnt wird und deshalb nicht konsensfähig sein dürfte. Zur Finanzierung der Reform setzt das Repräsentantenhaus auf eine Reichensteuer, der Senat dagegen auf eine Steuer auf die oberen Versicherungstarife. Differenzen gibt es auch in der Frage, ob staatliche Gelder für Abtreibungen aufgewendet werden sollen.

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