Zu Forschungzwecken

England erlaubt Genmanipulation an Embryos

Wissenschaft
01.02.2016 13:42

Großbritannien hat erstmals die Genmanipulation an Embryos zu Forschungszwecken erlaubt. Ein Antrag von "Dr. Kathy Niakan vom The Francis Crick Institute" in London auf eine Ausweitung der bisherigen Forschungszulassung sei genehmigt worden, teilte die zuständige Behörde HFEA am Montag mit. Dabei geht es um die Frage nach der Ursache für bestimmte Fehlgeburten.

Die Zulassung betrifft die sogenannte Crispr/Cas9-Methode (kurz: Crispr), die es erlaubt, kranke Gene in der DNA zu bestimmen, um sie gezielt auszuschalten. Bevor das Forscherteam starten kann, muss jedoch noch eine Ethikkommission zustimmen. Ein erster Versuch, diese Methode an menschlichen Embryonen anzuwenden, wurde Anfang 2015 schon einmal in China unternommen. Die Entscheidung der britischen Behörde dürfte die ethische Debatte über Genmanipulationen am Menschen weiter anheizen.

Embryonen dürfen nicht eingepflanzt werden
Die Experimente werden sich auf die ersten sieben Tage nach der Befruchtung der Eizelle konzentrieren, die sich in diesem Zeitraum von einer einzelnen Zelle hin zu einem Blastozyten entwickelt, der 200 bis 300 Zellen enthält, teilte das The Francis Crick Institute mit. Die Forscher dort hoffen, dass die gewonnenen Erkenntnisse helfen, die künstliche Befruchtung weiter zu verbessern. Mit Crispr wollen sie das Erbgut der Embryonen gezielt verändern. Die derart veränderten Embryonen dürfen allerdings keiner Frau eingepflanzt werden. Die Eizellen werden von Paaren gespendet, die sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen.

Die Crispr-Methode ähnelt der "Suchen und Ersetzen"-Funktion bei der Bearbeitung von Word-Dokumenten - nur dass es sich in diesem Fall um die Erbinformation einer Zelle handelt. Das Umschreiben einer solchen ist zwar schon länger möglich, war bis dato aber extrem zeitintensiv und sehr, sehr teuer. Mit Crispr gelingt es in wenigen Wochen bespielsweise ein bestimmtes Gen in einer Maus auszuschalten. Das aktive Verändern der menschlichen DNA ist äußerst umstritten und in vielen Ländern verboten. Kritiker befürchten, dass mit der Crispr-Methode sogenannte Designerbabys geschaffen werden könnten.

Babys mit drei Elternteilen in England erlaubt
Großbritannien ist auch das erste Land der Welt, in dem Babys mit drei Elternteilen künstlich erzeugt werden dürfen. Im Februar vergangenen Jahres billigte das Parlament in London die Zulassung eines Verfahrens, in dem im Rahmen einer künstlichen Befruchtung die DNS von drei Menschen zum Einsatz kommen darf, wenn dadurch die Übertragung einer schweren Erbkrankheit verhindert werden kann.

Die an der Universität von Newcastle entwickelte Methode ist auch unter Experten umstritten. Bei der Technik wird die Übertragung der Mitochondriopathie von der Mutter auf das Kind blockiert, indem aus der Eizelle die defekte mitochondriale DNS entfernt und durch jene einer anderen, gesunden Frau (die anonym bleibt) ersetzt wird. Die so veränderte Eizelle wird anschließend im Labor mit dem Sperma des Vaters befruchtet und dann in die Gebärmutter der Mutter eingesetzt. Die Mitochodriopathie betrifft allerdings nur äußerst wenige Paare: Rund 125 Babys werden jedes Jahr in Großbritannien mit dieser Fehlfunktion der Mitochondrien, die von der Mutter vererbt wird, geboren.

Mitochondrien sind winzige Organismen in den Zellen, die Glukose in Energiemoleküle verwandeln und quasi die Kraftwerke der Zellen sind. Funktionieren sie nicht richtig, verfügt der Organismus nicht über ausreichend Energie, was zu schweren degenerativen Krankheiten wie etwa Diabetes ("Zucker") oder Muskelschwäche führen kann.

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