S-Bahn-Mord

Tödliche Schlägerei auf Band: Gericht hörte Todeskampf

Ausland
27.07.2010 19:19
Nach vielen teils widersprüchlichen Zeugenaussaugen im Mordprozess Dominik Brunner hat das Münchner Landgericht am Dienstag eine vollständige Aufzeichnung der tödlichen Schlägerei auf dem S-Bahnhof Solln gehört. Zwei Minuten gellten wüste Beschimpfungen, Schmerzensschreie und die Rufe entsetzter Augenzeugen durch den Gerichtssaal - danach herrschte sekundenlang betroffenes Schweigen.

Die Notrufzentrale hatte die Prügelei am 12. September 2009 vollständig aufgenommen. Eine Expertin des bayerischen Landeskriminalamt erklärte, Brunners Handy sei in seiner Tasche gewesen und habe offenbar per Wahlwiederholung Verbindung mit der Notrufzentrale hergestellt.

Zwei Minuten wüste Beschimpfungen
Schon um 16.05 Uhr hatte er aus der S-Bahn die Polizei angerufen und mit ruhiger Stimme mitgeteilt, zwei junge Männer wollten Jugendliche ausrauben. "Ich steig' mit denen aus", sagte Brunner.

Bei der zweiten Verbindung um 16.10 Uhr ist Brunners Stimme zu hören: "Einen erwischt's gleich! Ich nehm einen mit!" Einer der beiden Angeklagten schreit: "Komm her, Mann, du Dreckschwein!" Kurz darauf sind Schmerzensschreie Brunners zu hören. Die Schläger schreien: "Du Sau! Du Bastard! Du Arschloch!" Andere Männer und Frauen riefen immer wieder: "Aufhören! Hört auf, Ihr Idioten!" oder "Schluss da drüben! He! Lass ihn!"

Die Täter brüllten: "Was willst du, Mann? Verpiss dich, du Wichser! Scheiß-Spasti! Eh, Alter, fuck, Mann! Du Motherfucker!" Dann ist Brunners Stöhnen zu hören. Eine Frau sagt: "Scheiße! Ruft mal irgendjemand einen Krankenwagen?" Zur der Zeit waren bereits zwei Anrufe von Augenzeugen bei der Notrufzentrale eingegangen.

Post mortem als Held ausgezeichnet
Der Anklage zufolge töteten Markus S. und sein zur Tatzeit 17-jähriger Komplize Sebastian L. (Bild) den 50-jährigen Manager im September 2009 mit Fausthieben und massiven Tritten auf den Kopf, weil Brunner vier Kinder in der S-Bahn vor einem Raubüberfall geschützt hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Mord aus Rache vor. Brunner war post mortem als Held ausgezeichnet worden, in seinem Namen wurde eine Stiftung gegründet.

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