Kölner Horronacht

Polizei-Protokoll: “Es hätte Tote geben können!”

Ausland
07.01.2016 17:00

Es ist ein schockierendes Bild, das ein vertraulicher Polizeibericht von der Silversternacht in Köln zeichnet. Ein geheimes Dokument verdeutlicht sowohl das Chaos rund um die sexuellen Attacken vor dem Hauptbahnhof und die Verzweiflung der Opfer als auch die Respektlosigkeit der Täter. "Es hätte Tote geben können", schreibt jener Polizist, der den Bericht verfasste.

Der Polizeibericht liegt der "Bild"-Zeitung vor. Darin steht etwa, dass in der Silvesternacht Hunderte Beamte zum Unterstützungseinsatz in die Kölner Innenstadt gerufen worden waren. Schon bei der Anfahrt seien sie von "zahlreichen weinenden und schockierten Frauen" über sexuelle Übergriffe durch "mehrere männliche Migranten/-gruppen" informiert worden. Außerdem hätten "einige Tausend, meist männliche Personen mit Migrationshintergrund" Feuerwerkskörper und Flaschen wahllos in die Menschenmenge geschleudert.

"Ich bin Syrer, ihr müsst mich freundlich behandeln!"
Erteilte die Polizei Platzverweise, machten sich die Betroffenen einen Spaß daraus und kehrten immer wieder zurück. Irgendwann hätten die Beamten niemanden mehr in Gewahrsam nehmen können, da die Dienststelle an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen sei. Laut Bericht hätten mutmaßliche Täter vor den Augen der Polizisten mit einem Grinsen im Gesicht ihre Aufenthaltstitel zerrissen. Dazu hätten sie verhöhnende Sätze gerufen, wie "Ihr könnt mir nix, hole mir morgen einen neuen!" oder "Ich bin Syrer, ihr müsst mich freundlich behandeln! Frau Merkel hat mich eingeladen!"

Kritik an zu wenig eingesetzten Polizisten
Verdächtige wurden von Kameras gefilmt. "Maßnahmen der Kräfte begegnete eine Respektlosigkeit, wie ich sie in 29 Dienstjahren noch nicht erlebt habe", schreibt der Polizist in seinem Bericht. Er beklagt eine viel zu geringe Zahl eingesetzter Beamter. Alle Polizisten seien "schnell an die Leistungsgrenze gekommen". Die Ermittler haben bisher 16 Verdächtige ausgemacht, erklärte ein Polizeisprecher. Die meisten von ihnen seien zwar noch nicht namentlich bekannt, aber auf Bild- oder Videoaufnahmen deutlich erkennbar.

Zwei Männer, die bereits am 2. Jänner verhaftet worden waren, sitzen wegen Taschendiebstählen in U-Haft. Die übrigen Festgenommenen sind nach Angaben des Polizeisprechers wieder auf freiem Fuß.

Polizei wusste von Anfang an über Chaos Bescheid
Entgegen der ursprüngliche Polizeimitteilung zu Neujahr, die die Stimmung an Silvester in der Innenstadt noch als "friedlich" bezeichnete, war die Exekutive über Ausmaß und Dramatik der Übergriffe laut Polizeibericht bereits frühzeitig informiert.

15 Festnahmen in der Silvesternacht
Ein weiterer Polizeioffizier, der in der Silvesternacht dabei war, berichtete gegenüber dem "Express" allein von 15 Festnahmen, die er und seine Gruppe damals durchgeführt hätten. Die Verdächtigen seien "erst wenige Tage oder Wochen" in Deutschland gewesen. Darunter sollen sich 14 Personen aus Syrien und eine Person aus Afghanistan befunden haben.

Merkel fordert striktere Abschiebepolitik
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte als Reaktion auf die Übergriffe eine striktere Abschiebungspolitik: Es müsse "immer wieder überprüft werden, ob wir, was Ausreisenotwendigkeiten anbelangt oder Ausweisungen aus Deutschland, schon alles getan haben, was notwendig ist", sagte sie am Donnerstag.

Erste Touristen stornieren Köln-Reisen
Nach den Übergriffen haben bereits die ersten Touristen ihre geplanten Reisen nach Köln storniert. Nur einen Monat vor dem berühmten Kölner Karneval bangen Gastronomen und Hoteliers jetzt um den guten Ruf der Domstadt.

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Video: Ein Türsteher erzählt über die brutalen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln. "Die Frauen suchten zitternd bei mir Schutz und baten mich, auf sie aufzupassen", erklärt der Mann.

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