Waghalsige Aktion
Vater verschanzte sich in Kampf um Sohn auf Kran
Der 42-Jährige, der das Besuchsrecht für seinen 2006 geborenen Sohn vor zwei Jahren verloren hatte, nachdem er wegen Kindesentziehung verurteilt worden war, hatte rund vier Tage auf dem Kran, einem Industriedenkmal auf der alten Werft von Nantes, ausgeharrt. "Unsere Kinder vor der Justiz retten", schrieb er auf den Kran und malte darunter ein Herz. Nach seiner dritten Nacht in 40 Metern Höhe beendete Charnay seine aufsehenerregende Protestaktion dann am Montagnachmittag.
"Für alle Papas, die ihre Kinder lieben"
Nach Charnays Vorbild hatten am Samstag zwei weitere Väter einen Kran besetzt. Der 34-jährige Nicolas Moreno kletterte ebenfalls in Nantes in luftige Höhe, beendete allerdings seinen Protest - ebenso wie ein 30-Jähriger in Straßburg - nach kurzer Zeit. Moreno reckte nach Beendigung seiner Aktion triumphierend die Arme in die Höhe und rief: "Für alle Papas, die ihre Kinder lieben."
Bei einer improvisierten Pressekonferenz bezeichnete der junge Vater seine Aktion dann als "friedlich". Dagegen würde den Vätern nach dem derzeit geltenden französischen Recht "Gewalt" angetan. "Der Basistarif für einen Papa ist ein Treffen alle zwei Wochenenden, in Wirklichkeit also vier von 30 Tagen", kritisierte Moreno.
Morenos Mutter hatte die Kranbesetzung ihres Sohnes zuvor als "eine Solidaritätsaktion für den Papa auf dem ersten Kran und für alle Väter, die sich um ihre Kinder kümmern wollen", bezeichnet. Der 34-Jährige sei "seiner beiden Buben beraubt", da das Gericht der Mutter das Sorgerecht zugesprochen habe, sagte die Frau gegenüber AFP. Die Kindesmutter sei 750 Kilometer weit vom Vater weggezogen - "das ist ein kompletter Schnitt zwischen den Kindern, ihrem Vater und ihrer Großmutter", so Morenos Mutter.
Vaterrechte-Gruppe distanziert sich von Aktionen
Den Behörden zufolge wollten Charnay und Moreno mit ihrer Aktion auf eine für Mittwoch geplante Demonstration der Vaterrechte-Gruppe "SVP Papa" in Nantes aufmerksam machen. Die Organisation distanzierte sich jedoch bereits von den waghalsigen Kranbesetzungen. Die beiden Väter würden dabei ihre Leben aufs Spiel setzen, erklärte SVP-Papa-Chef Yann Vasseur. Sie liefen Gefahr, von der Öffentlichkeit statt als "Papas" als "Durchgedrehte" wahrgenommen zu werden.
Justizministerin Taubira empfing Väter-Organisationen
Als Reaktion auf die Kran-Besetzungen trafen Justizministerin Christiane Taubira und Familienministerin Dominique Bertinotti am Montag in Paris Vertreter von Väter-Organisationen, um über die Problematik zu diskutieren. Taubira plädierte nach dem Treffen dafür, nach Scheidungen bei der Frage des Sorgerechts und des Besuchsrechts der "Mediation" mehr Raum einzuräumen. Bertinotti sagte, es gehe nicht darum, die Eltern miteinander zu "versöhnen", die Eltern sollten sich aber einen Tisch setzen und eine Einigung bezüglich der Erziehung des Kindes finden.
In Frankreich leben Kinder nach der Scheidung ihrer Eltern in fast drei Vierteln der Fälle bei ihrer Mutter. 20 Prozent leben abwechselnd mit dem Vater oder der Mutter zusammen, nur knapp acht Prozent leben ausschließlich beim Vater. Väter-Organisationen beklagen, bei Streitigkeiten würden Väter von der Justiz systematisch benachteiligt.
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