18.000 € pro Bett?

Berlin will Flüchtlinge in Hotels unterbringen

Ausland
02.02.2016 06:06

Deutschlands Hauptstadt Berlin hat im vergangenen Jahr rund 79.000 Flüchtlinge aufgenommen, aber noch immer große Probleme, dafür ausreichend Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Da auch heuer wieder große Migrationsströme erwartet werden, will der Berliner Senat mit einem Maßnahmenpaket den drohenden Kollaps vermeiden. So plant man die Anmietung von knapp zwei Dutzend Hotels, die Platz für 10.000 Flüchtlinge schaffen sollen. 600 Millionen Euro will die Stadt dafür investieren. Ein Flüchtlingsbett würde dabei jährlich rund 18.000 Euro kosten.

Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) steht der Senat bereits in intensiven Verhandlungen mit einer Hotelkette bezüglich einer längerfristigen Anmietung von Hotelplätzen. Es gehe um insgesamt 22 Hotels der Kategorie "Mittelklasse", die in Besitz der Gesellschaft "Grand City Hotels" stehen. Das berichtete die FAZ unter Berufung auf Angaben aus Kreisen der Senatskanzlei. Wie weit die Verhandlungen fortgeschritten sind, wollte man nicht verraten.

Gesellschaft verlangt 50 Euro Tagesmiete pro Flüchtling
Eine Senatssprecherin erklärte jedoch, dass die Verhandlungen "schwierig" seien. Die Gesellschaft würde pro Platz und Nacht eine Miete von 50 Euro, also etwa 1500 Euro im Monat und 18.000 Euro jährlich, verlangen. Auch ein "All inclusive"-Programm für die Betreuung und Integration der Flüchtlinge werde angeboten. Die Senatssprecherin sehe die Höhe der Miete kritisch. Da der Senat Interesse an einer mehrjährigen Laufzeit des Mietvertrags habe, liefe es auf ein Gesamt-Investitionsvolumen von mindestens 600 Millionen Euro hinaus.

Berlin stöhnt, wie auch andere Kommunen, aktuell unter den massiven Flüchtlingsströmen. Für Aufsehen sorgte Mitte Jänner der bayrische Landrat Peter Dreier, der 31 Flüchtlinge mit einem Bus vor das Kanzleramt in Berlin schickte, um gegen die Asylpolitik von Kanzlerin Angela Merkel zu protestieren (siehe Bild unten).Doch nach nur einer Übernachtung in Berlin ging es für 29 Flüchtlinge wieder zurück nach Bayern.

Berlin braucht rund 30.000 neue Unterkunftsplätze
Wie im Vorjahr könnte die Zahl der Neuankömmlinge in Berlin laut Experten auch heuer wieder bei etwa 79.000 liegen - und das, obwohl Deutschland derzeit täglich bis zu 300 Migranten an der bayrischen Grenze abweist und nach Österreich zurückschiebt.

Der Berliner Senat geht dennoch davon aus, dass weitere 30.000 Unterkunftsplätze benötigt werden. Die Kapazitäten seien bereits ausgeschöpft, fast 50 Turnhallen musste man etwa als Notunterkünfte in Beschlag nehmen. Im ehemaligen Tempelhofer Flughafen sollen zudem bis zu 7000 Migranten untergebracht werden.

Politiker wegen Flüchtlingschaos unter Druck
Der für die Flüchtlingsunterbringung verantwortliche Sozialsenator Mario Czaja (CDU) steht wie Bürgermeister Michael Müller (SPD) wegen der chaotischen Zustände in der Asylpolitik gewaltig unter Druck. Erst in der Vorwoche schlug der Fall eines angeblich verstorbenen Flüchtlings, der tagelang in der Kälte vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales Schlange stehen musste, hohe Wellen. Die Geschichte stellte sich im Nachhinein jedoch als frei erfunden heraus.

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