EU-Beschluss

100.000 Plätze für Flüchtlinge auf Balkan-Route

Ausland
26.10.2015 08:23
Das Sonderspitzentreffen zur Flüchtlingskrise auf der Balkanroute hat Einigungen in drei Hauptpunkten gebracht. Das verkündete EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Montagfrüh: Auf der Route werden insgesamt 100.000 neue Unterkünfte geschaffen, zur besseren Information über die Flüchtlingsströme werden alle Staaten eine Kontaktperson nennen, und der Grenzschutz wird verstärkt.

Juncker hatte das Treffen auf Bitte der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel einberufen, da es "gelte, der dramatischen Situation Herr zu werden." Die meisten Flüchtlinge wollen nach Deutschland und dortbleiben. "Es kann nicht sein, dass im Jahr 2015 Menschen auf Feldern schlafen müssen", daher würden in Griechenland - teils mithilfe des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) - und entlang der Westbalkan-Route je 50.000 Unterkünfte für die Flüchtlinge geschaffen.

Juncker: "Politik des Durchwinkens muss Ende haben"
Um "die Migrationsströme in den Griff"zu bekommen, was den zweiten Hauptpunkt des Gipfels ausgemacht habe, forderte der EU-Kommissionspräsident die Registrierung der Flüchtlinge ein. Um die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Staaten zu verbessern, sollen alle "nationale Kontaktpersonen melden", sagte Juncker, und zwar schon morgen. Die Politik des Durchwinkens der Flüchtlinge auf dem Balkan und nationale Alleingänge müssten ein Ende haben, sagte Juncker. "Nachbarn sollten zusammenarbeiten und nicht gegeneinander."

Als dritten und letzten Punkt nannte Juncker das verstärkte Grenzmanagement. So soll die EU-Grenzschutzagentur Frontex die Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien sowie Albanien schützen. Innerhalb einer Woche sollen zudem 400 Exekutivbeamte aus anderen EU-Staaten Slowenien bei der Grenzsicherung helfen. Man wolle zudem nun auch jede Woche überprüfen, welche Fortschritte die EU-Staaten bei der Umsetzung ihrer Zusagen gemacht haben.

An dem Treffen nahmen die zehn vom Flüchtlingsstrom auf der Balkanroute am meisten betroffenen EU-Staaten sowie Serbien, Mazedonien und Albanien teil. Auch UNO-Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres nahm teil.

Faymann: "Türkei ist weiterhin ein Schlüsselstaat"
Bundeskanzler Werner Faymann betonte nach dem Treffen, die Türkei sei weiterhin ein Schlüsselstaat zur Bewältigung der Flüchtlingskrise. Die getroffenen Maßnahmen würden nicht helfen, "wenn wir nicht auch mit der Türkei eine Vereinbarung schaffen, die EU-Außengrenzen zu schützen". Die Verhandlungen mit Ankara liefen derzeit "auf vollen Touren".

Wenn man Menschen kontrollieren wolle und Menschen, die kein Asylrecht haben, zurückführen wolle, brauche man 50.000 Plätze in Griechenland. Zusätzlich müssten auf dem Weg nach Österreich, Deutschland und Schweden die Aufnahmekapazitäten im Winter erhöht werden. "Die 50.000 zu schaffen an Kapazitäten für den Winter zwischen Griechenland und Österreich, ist natürlich zu wenig, wenn man die Zahlen der letzten Wochen sieht. Aber es ist mehr als doppelt so viel, wie heute vorhanden sind", sagte der Bundeskanzler.

"Kann nicht garantieren, dass keine neue Zäune kommen"
Faymann sagte, er könne nicht garantieren, dass in der EU keine neuen Zäune gegen Flüchtlinge errichtet würden. Niemand könne aber garantieren, dass diese dann nicht trotzdem überwunden würden, wie zwischen den USA und Mexiko. Zur Stärkung von Frontex gebe es konkrete finanzielle und personelle Beschlüsse.

Merkel sagte laut Nachrichtenagentur AFP, die vereinbarten Maßnahmen würden die Gesamtprobleme "noch nicht" lösen, sie seien aber "ein Beitrag für einen vernünftigen Umgang" mit der Krise. Weitere Schritte müssten folgen. Es sei wichtig, zu einem geordneten und gesteuerten Management in der Flüchtlingskrise zu kommen. Gesprochen worden sei auch über die Notwendigkeit, mit Ländern wie Bangladesch, Pakistan und Afghanistan eine Rückführung von nicht asylberechtigten Flüchtlingen zu erreichen. Auf dem Sondertreffen sei vor allem ein Beitrag dazu gelungen, die Lage der Flüchtlinge auf der Route zu verbessern.

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