Ballern unter Palmen

Vom Ferienparadies in die Dschungel-Hölle: “Far Cry 3”

Spiele
03.12.2012 17:05
Es hätte ein schöner Urlaub unter Palmen werden sollen - mit vielen Cocktails, lauter Musik und ein bisschen Extremsport für den Kick zwischendurch. Doch anstatt per Fallschirm ins Paradies zu springen, landen Jason Brody und seine Freunde in Ubisofts "Far Cry 3" direkt in der Dschungel-Hölle einer von brutalen und ausbeuterischen Piraten besetzten Insel. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.

Jason kann sich glücklich schätzen: Während seine Freunde als Geiseln festgehalten werden, gelingt ihm die Flucht. Nun sinnt der bislang friedfertige College-Boy auf Rache. Mit Unterstützung der lokalen Bevölkerung, die seit Jahren unter der Ausbeutung der Piraten leidet, gilt es fortan in dem inzwischen dritten Teil des Insel-Überlebenskampfes von Ubisoft, die Freunde aus den Fängen ihrer Peiniger zu befreien und diese büßen zu lassen.

Halali!
Doch um dabei erfolgreich zu sein, muss Jason zunächst eins mit dem Dschungel werden. Von einem esoterisch angehauchten Insel-Bruder erfährt er, wie man aus Pflanzenblättern überlebenswichtige Medizin und andere Tinkturen zur Steigerung körperlicher Attribute herstellt. Und er lernt, zu jagen. Ob Wildschweine, Hirsche, Warane, Panther, Tiger, Büffel, Kasuare, Tapire oder sogar Haie: Jedes noch so exotische Getier lässt sich in "Far Cry 3" ungeachtet des Washingtoner Artenschutzgesetzes für den Eigenbedarf erlegen.

Das Abknallen der teils putzigen Tierchen ist strenggenommen sogar Pflicht. Denn ohne die aus Häuten und Fellen der Tiere gefertigten Gürtel und Taschen kann Jason lediglich eine Waffe plus Magazin transportieren – zu wenig, um bei den Piraten bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Um konkurrenzfähig zu sein, heißt es daher: Ab auf die Pirsch! Das ist anfangs durchaus unterhaltsam und schafft einen Kontrast zum übrigen Spiel, gestaltet sich aber bald als äußerst zeitspielige Angelegenheit, zumal immer seltenere und auch gefährlichere Tiere benötigt werden, um die Ausrüstung weiter zu verbessern.

Umfangreiches "Freizeitangebot"
Dass man vom Spiel regelrecht zur Jagd gezwungen wird, mutet aber spätestens dann komisch an, wenn man in jedem noch so kleinen Insel-Shop Maschinengewehre oder Raketenwerfer, aber keinen Patronengurt, geschweige denn einen größeren Rucksack kaufen kann. Aber wir wollen nicht undankbar sein, denn Ubisoft tut viel, um den Spielverlauf so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Beschränkte sich das Vergnügen im Vorgänger noch auf "Einsteigen, aussteigen, ballern und wieder zurück durch den Dschungel", so gestaltet sich das insulare "Freizeitangebot" nun deutlich umfangreicher.

Da wären zunächst die Funktürme: Über 30 von ihnen sind über die gesamte Insel verteilt und hindern die lokalen Händler daran, neue Waffen (aber eben nicht Rucksäcke) zu ordern. Eine optionale Aufgabe besteht daher darin, sämtliche Türme zu erklimmen und zu deaktivieren. Dabei kann sich Jason auch gleich einen besseren Überblick über die nähere Umgebung verschaffen und neue Plätze für spezielle Sammelitems und Schätze auskundschaften. "Assassin's Creed" lässt grüßen. Der gesammelte Ramsch kann anschließend verkauft und der Erlös in neue Munition, Waffen oder Upgrades wie größere Magazine, Schalldämpfer oder etwa Zielvorrichtungen investiert werden.

Derart ausgerüstet, kann dann auch die nächste große – optionale – Aufgabe in Angriff genommen werden: die Eroberung von feindlichen Außenposten. Denn zum einen schafft man sich dadurch neue Safe-Houses, die jederzeit per Schnellreise-Funktion aufgesucht werden können, um Distanzen auf der Karte zu überbrücken, zum anderen sorgt man mit der gewalttätigen Übernahme dafür, dass der Einfluss der Piraten im jeweiligen Gebiet sinkt und das Reisen von A nach B mit dem Auto, Quad, Jet-Ski oder Gleiter weniger gefährlich wird. Rennen, Botenfahrten, Jagdaufträge und Kopfgeld-Missionen, spezielle Überlebenskampf-Herausforderungen sowie kleinere Nebenquests vervollständigen schließlich das Angebot.

Unterschiedliche Herangehensweisen
Wer lieber gleich zur Sache kommt, kann freilich auch direkt der Hauptmission folgen, die sich dann allerdings deutlich schwieriger gestaltet (schlechte Ausrüstung, geringeres Warenangebot, gefährlichere Reisen, etc.). Auch hier ist es Ubisoft gelungen, das eher gewöhnliche Shooter-Erlebnis durch eine spannende Erzählung, abwechslungsreiche Aufgaben und nicht zuletzt ein Rollenspiel-Element "aufzufetten": Denn mit steigender Erfahrung können neue Fähigkeiten erlernt werden, darunter verbesserte Heilkünste oder neue Möglichkeiten des lautlosen Meuchelns.

Letztere werden auch dringend benötigt, denn obwohl es die Entwickler dem Spieler nach wie vor freistellen, wie dieser sich dem Gegner nähert, erweist sich ein dezenteres Vorgehen oftmals als die bessere Lösung, zumal der Feind schnell Verstärkung anfordert, sobald man zu großen Wirbel veranstaltet. Das Auskundschaften der örtlichen Gegebenheiten empfiehlt sich daher, wobei eine Digitalkamera wichtige Dienste leistet: Sie markiert feindliche Ziele und hebt diese anschließend hervor. So bleibt für den Spieler stets sichtbar, wenn sich beispielsweise eine feindliche Patrouille nähert.

Stimmungsvolle Insel-Kulisse
Eingebettet ist das Ganze in eine sehr stimmungsvolle Insel-Kulisse, die trotz diverser kleinerer Fehler wie Popups mit ihrer üppigen Pflanzen- und Tierwelt sowie einem dynamischen Tages- und Wetterwechsel zu gefallen weiß. Ganze Arbeit leisten auch die Synchronsprecher, allen voran der böse Oberpirat mit dem Irokesen. Er mimt glaubhaft den Irren und wirkt dadurch, wie viele andere Charaktere im Spiel auch, nahezu lebensecht. Nur das mit der Lippensynchronität muss hier und da noch geübt werden.

Etwas gewöhnungsbedürftig gestaltet sich auch die Steuerung: Sie ist sehr überladen, was gerade anfangs schnell zur Folge hat, dass man etwa anstatt das Waffen-Auswahlrad zu öffnen eine Granate wirft oder sich die nächste Spritze setzt. Lobende Worte verdient sich Ubisoft dafür für die Implementierung der diversen Fahrzeuge. Einmal eingestiegen, hat man nicht nur häufig die Wahl zwischen diversen Radiostationen, sondern bekommt auch recht glaubwürdig ein Gefühl von Geschwindigkeit vermittelt.

Multiplayer
Für Multiplayer-Freunde hält "Far Cry 3" schließlich eine eigene Koop-Kampagne bereit, die zu zweit per Splitscreen oder mit bis zu vier Spielern online bestritten werden darf. Bis zu 14 Spieler dürfen hingegen an den vier verschiedenen Spielvarianten des Multiplayer-Modus partizipieren. Die spielerische und auch taktische Freiheit der Kampagne lassen diese aber durch die Bank vermissen.

Fazit: Der Einstieg in die Dschungel-Hölle ist perfekt. Die in Protagonist Jason aufkommende Panik nach seinem Aufwachen im Gefängnis der Geiselnehmer ist spürbar und lässt das gesamte Szenario gerade aufgrund seiner Brutalität ungemein real wirken. Auch die anschließende Wandlung zum Dschungelkämpfer nimmt man dem Helden wider Willen noch ab, doch gerade die Nebenmissionen wirken alsbald doch sehr konstruiert. Zudem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass durch die aufgezwungenen Jagd-Missionen die Spielzeit künstliche in die Länge gezogen werden soll. Großen Spaß hat der Ausflug auf die Insel aber trotzdem gemacht. Zum einen, weil man jederzeit eine Auszeit von der Hauptstory nehmen kann, um sich am umfangreichen "Freizeitangebot" des Eilands und dessen Kulisse zu erfreuen. Zum anderen, weil "Far Cry 3" unterschiedlichste Herangehensweisen an ein Problem erlaubt und dabei Action- wie Stealth-Fans gleichermaßen auf ihre Kosten kommen lässt.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 9/10

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