Nach Suizidversuch

Kindermörder wollte “etwas Knastwürdiges” tun

Ausland
10.03.2017 17:09

Der Kindermörder von Herne hat nach seiner Verhaftung am Donnerstag ein umfassendes Geständnis zu beiden Bluttaten abgelegt. Wie die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft Bochum in einer Pressekonferenz am Freitag bekannt gaben, hatte der 19-jährige Marcel H. vor dem Mord an einem neunjährigen Nachbarsbuben sich zunächst selbst das Leben nehmen wollen. Da unterschiedliche Versuche fehlschlugen, habe der Beschuldigte einen Mord begehen wollen, um ins Gefängnis zu kommen.

Dem Selbstmordversuch sei eine Jobabsage durch die deutsche Bundeswehr vorausgegangen. Der 19-Jährige sei zudem dabei gewesen, mit den Eltern in eine Nachbarstadt Hernes umzuziehen. In dem Zusammenhang habe er befürchtet, den Zugang zum Internet zu verlieren. Die "Unmöglichkeit, keine Computerspiele im Internet mehr spielen zu können", habe ihn zu Suizidgedanken getrieben.

Chefermittler Klaus-Peter Lipphaus half im Rahmen der Pressekonferenz bei der Rekonstruktion des Geschehens am 6. März. Zunächst habe sich der Beschuldigte strangulieren wollen, doch das sei fehlgeschlagen. Danach habe der junge Mann mit dem Anzünden von Grillkohle und dem dadurch erzeugten Rauch eine tödliche Kohlendioxid-Vergiftung bewirken wollen. Auch dieser Versuch misslang.

Neunjähriger mit 52 Messerstichen getötet
Danach sei ihm die Idee mit dem Mord gekommen, um "etwas Knastwürdiges" zu tun, wie H. später auch einigen Online-Freunden auf WhatsApp mitteilte. Sein erstes Opfer, den neunjährigen Jaden, habe H. unter einem Vorwand aus dessen Wohnung gelockt und danach im Keller des Mehrparteienhauses, in dem H. wohnte, mit 52 Messerstichen getötet.

Anschließend habe sich der 19-jährige Kampfsportler, der sich gerne und lange mit Online-Spielen beschäftigte und sich laufend in Chatforen herumtrieb, in einem Waldstück in der Nähe versteckt. Später habe H. die Wohnung eines 22-jährigen Bekannten, den er ebenfalls aus dem Internet kannte, aufgesucht und unter dem Vorwand, familiäre Probleme zu haben, um eine Unterkunft gebeten.

Zweites Opfer war 22-jähriger Online-Bekannter
Als der 22-Jährige am nächsten Tag seinen "Online-Freund" mit der Fahndung nach ihm konfrontierte, habe H. beschlossen, auch diesen zu töten. Diesmal habe er 68-mal zugestochen. Warum sich H. wenige Tage später stellte, erklärte die Kriminalpolizei mit dem wachsenden Fahndungsdruck. "Er hatte nur zwei Möglichkeiten - sich zu stellen oder sich das Leben zu nehmen", so Lipphaus.

Die Ermittler beschrieben den Verhafteten als gefühlskalt. Während seines Geständnisses habe der 19-Jährige keinerlei Reue für seine Taten gezeigt. Diese Kaltblütigkeit zeigt sich auch in einer Audio-Aufnahme, die der Täter unmittelbar nach dem Mord am Nachbarsbuben verschickt hatte und seither auf Facebook tausendfach geteilt wurde. "Ich hab hier gerade den Nachbarn umgebracht. Fühlt sich ehrlich gesagt gar nicht so besonders an, um ehrlich zu sein. Meine Hand blutet jetzt und das ist das Einzige, was mich daran stört." Er gehe davon aus, dass er sich in ein paar Tagen stellen lasse. "Vielleicht lock ich noch 'nen Nachbarn rüber und mach da das Gleiche." Auch von einer geplanten Vergewaltigung einer Frau ist die Rede.

Entsetzen bei Bevölkerung und Polizei
Nicht nur die Bevölkerung in Herne ist entsetzt. Auch die Polizei musste eingestehen, dass es sich um einen besonders brutalen Täter handelt. Der Fall habe bei allen an den Ermittlungen beteiligten Kollegen tiefe Spuren hinterlassen, so Kerstin Wittmeier, die Polizeipräsidentin von Bochum.

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