Die besorgniserregende Lage in Afghanistan erinnert frappant an den unrühmlichen Abzug der USA aus Vietnam. Knapp 20 Jahre lang waren internationale Truppen in Afghanistan stationiert und versuchten, demokratische Strukturen aufzubauen, Menschenrechte zu stärken und das Land zu stabilisieren. Trotz einiger Fortschritte erlebt man nun ein politisches Waterloo. Der rasante Vormarsch der militant-islamistischen Taliban, die eine Stadt nach der anderen einnehmen und bereits zwei Drittel des Landes unter ihre Kontrolle gebracht haben, resultiert aber nicht aus dem hochgerüsteten Waffenarsenal, sondern weil es praktisch keinen Widerstand seitens der offensichtlich wenig motivierten afghanischen Sicherheitskräfte gibt. Wenn der Minderheitenführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, große Töne spuckt und zu einer sofortigen Verstärkung der Unterstützung für die afghanischen Sicherheitskräfte aufruft, sollte man ihn aber daran erinnern, dass der Afghanistan-Einmarsch einst durch den republikanischen Präsidenten Bush initiiert und von Donald Trump – ebenfalls Republikaner – durch schlechte Verhandlungen mit den Taliban und ohne Einbindung der afghanischen Regierung für beendet erklärt wurde. Der Konflikt in Afghanistan kann nicht militärisch gelöst werden. Es braucht eine politische Lösung unter Einbeziehung der Taliban.
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