Mitsubishi verlegt sich im Offroad-Universum ein ganzes Stück in Richtung Lifestyle, weg vom Heavy Duty. Im April läuft die Gelände-Legende Pajero aus, dafür feiern die Japaner mit den drei Diamanten im Logo in Österreich Markteinführung mit dem Eclipse Cross, ihrem ersten SUV-Coupé, was derzeit bekanntlich der ganz heiße Shit ist und irrsinnig hip.
Viel Chrom an der Front, Heckleuchten wie von einem Volvo-Designer (was prinzipiell keine schlechte Referenz ist), die unterteilte Heckscheibe sticht uns bereits beim Honda Civic ins Auge. Im Rückspiegel. An Honda erinnert der Mitsubishi Eclipse Cross auch in seinem optischen Gesamtauftritt.
Damit wir uns da nicht missverstehen: Im Qualitätseindruck kommt er an einen Honda nicht heran. Dazu klingen die Türen beim Betätigen des Türgriffes zu blechern, der Tandeckel ist hörenswert (siehe Video!), das Leder etwas unsauber vernäht und das Fahrgefühl zu distanziert. Das macht den Eclipse Cross aber nicht zu einem schlechten Auto.
Ganz schön viel Platz!
Wo andere SUV-Coupés ihre praktischen Fähigkeiten hintanstellen, schwelgt man in dem nur 4,40 Meter langen Mitsubishi geradezu in Raum. Groß gewachsene Erwachsene sitzen hinter ebenso großen bequem, trotz abfallender Dachlinie mangelt es nicht einmal an Kopffreiheit. Auch das Ein- und Aussteigen in der zweiten Reihe funktioniert tadellos. Die Rückbank ist serienmäßig um 20 Zentimeter verschiebbar (60:40 geteilt, Lehnen auch neigungsverstellbar), was den Kofferraum in seiner Größe variabel macht. Je nachdem passen 341 bis 448 Liter hinein. Mit vorgeschobener Bank hat man allerdings weder Platz zum Sitzen noch einen Sichtschutz für den Kofferraum.
Im Innenraum fasst sich alles gut und solide an, klassische Instrumente erfreuen das Auge klassischer Autofahrer (Mitsubishi will ehemalige Kunden zurückholen, die vor 15 Jahren mangels passender Fahrzeuge die Marke gewechselt haben), dazu einen obenauf thronenden Bildschirm. Gott sei Dank haben die Japaner nicht alles in Menüs vergraben, Klimakontrolle samt Sitzheizung haben eigene Tasten zur Regulierung. Der Haken an der Sache: Das Infotainment wird wie bei Lexus über ein Touchpad bedient, allerdings ohne haptisches Feedback. Kann man so machen, ist dann halt, äh, na ja, nicht so praktisch. Wenn man es freundlich ausdrücken will.
Ein Navigationssystem wird nicht angeboten, hier muss man auf sein Smartphone zurückgreifen, das ab dem dritten Ausstattungsniveau ("Intense") per Android Auto und Apple CarPlay verbunden werden kann. Praktisch ist das Head-up-Display, auch wenn es die Infos nur auf eine Plexiglasscheibe projiziert, statt auf die Frontscheibe.
Keine Auswahl unter der Motorhaube
Die vorläufig einzige Motorisierung für das kompakte SUV ist ein 1,5 Liter großer Vierzylinder-Benziner, der 163 PS leistet und recht tapfere 250 Nm bei 1800 Umdrehungen pro Minute abliefert. Damit beschleunigt die leichteste Variante, also der nach DIN-Norm 1425 Kilogramm wiegende frontgetriebene Handschalter, in 10,3 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer. Alternativ wird ein stufenloses Automatikgetriebe (CVT) angeboten, das auch mit Allradantrieb erhältlich ist.
Das CVT hat acht einprogrammierte Fahrstufen, die per Schalthebel oder Lenkradpaddles abrufbar sind. Bei einer ersten Testfahrt zeigte es aber genau das kaugummiartige Fahrgefühl, für das diese Getriebeart berüchtigt ist. Beim Beschleunigen im manuellen Modus, also mit Raufschalten per Paddle, zählten zwar die Schaltstufen im Display hoch, allerdings blieb die Drehzahl konstant, ein Hochschalten war also nicht zu bemerken. Dennoch beschleunigt der Mitsubishi Eclipse Cross mit CVT besser als mit manuellem Getriebe: Der Allradler schafft Tempo 100 in 9,8 Sekunden, der Fronttriebler sogar in 9,3 Sekunden. Höchsttempo: 205 km/h mit manuellem, 200 km/h mit CVT-Getriebe.
Aber Fahrleistungswerte sind eher sekundär. Der Eclipse Cross fährt sich gut, aber nicht sportlich. Die recht indirekte Lenkung ist eher etwas für entspanntes Gleiten.
Zum Einstiegspreis von 25.900 Euro sind Dinge wie Klimaautomatik, verschiebbare Rückbank, Licht- und Regensensor oder auch Tempomat ebenso serienmäßig wie fünf Jahre Werksgarantie. Insgesamt gibt es sechs Ausstattungsstufen, bis hinauf zu "Diamond" zum Preis von 38.900 Euro, wo vom elektrischen Glaspanoramadach über LED-Scheinwerfer bis hin zum Radartempomaten alles an Bord ist.
Unterm Strich
Viel Platz trotz Coupé-Dachlinie, ein kräftiger Motor trotz Downsizing-Hubraum und eine Karosserieform voll auf der Höhe der Zeit - der Mitsubishi Eclipse Cross ist für einige Überraschungen gut. Dazu gehört auch der Name, der einst einem echten Coupé (zuletzt mit 265-PS-V6) gehörte. Das Motorenangebot ist leider dürftig bis überschaubar, immerhin kommt Ende des Jahres ein 2,2-Liter Selbstzünder mit rund 150 PS und Achtgang-Wandlerautomatik dazu.
Was es nicht mehr geben wird, ist ein echter Geländewagen. Zwar wird in einigen Jahren ein neuer Pajero aufgelegt, der wird aber deutlich weichgespült sein. Wenn man bedenkt, wie man bei Mitsubishi mit lange eingeführten Namen umgeht (siehe Spacestar, aber auch Eclipse), darf man durchaus gespannt sein.
Der Mitsubishi Eclipse Cross jedenfalls wird sich mit 18 Zentimeter Bodenfreiheit jedenfalls nicht den Ruf einer Gelände-Legende erarbeiten - dafür macht er auf der Straße eine gute Figur. Optisch die interessanteste im Modellprogramm.
Warum?
Warum nicht?
Oder vielleicht …
… VW T-Roc, Nissan Qashqai, Kia Sportage, Peugeot 3008, Toyota C-HR etc.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.