"Keine Entwarnung"

360.000 Jobs durch Digitalisierung bedroht

Wirtschaft
12.04.2017 14:44

Die fortschreitende Digitalisierung der Wirtschaft und Arbeitswelt gefährdet mittelfristig rund neun Prozent aller Jobs bzw. 360.000 Stellen in Österreich. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) hervor. Demnach entfallen allein auf Hilfsarbeiter und Handwerker über 50 Prozent der bedrohten Jobs.

Die Ökonomen des deutschen ZEW-Instituts waren bereits Mitte 2016 zu dem Schluss gekommen, dass Österreich und Deutschland im Vergleich von 21 OECD-Staaten am stärksten von der fortschreitenden Digitalisierung betroffen sein werden. Laut ZEW sind zwölf Prozent der Jobs in Österreich und Deutschland durch weitere Automatisierung gefährdet, in Südkorea sind es hingegen nur sechs Prozent. Österreich ist laut OECD-Studie stark betroffen, weil zahlreiche niedrig und mittel qualifizierte Arbeitskräfte hierzulande derzeit noch leicht zu automatisierende Tätigkeiten durchführen.

In Österreich lag die Arbeitslosenquote von Pflichtschulabsolventen zuletzt bereits bei 28 Prozent. Durch die Automatisierung wird der Druck auf Arbeitskräfte mit geringer Ausbildung weiter steigen. IHS-Chef Martin Kocher fordert daher von der Politik und den Unternehmen "möglichst treffsichere Qualifikationsprogramme" und "ein die Digitalisierung antizipierendes Bildungssystem". Es gebe "keine Entwarnung für den Arbeitsmarkt, was die Digitalisierung betrifft".

Vor allem Hilfsarbeiter bedroht
Laut IHS-Schätzung sind 30 Prozent der Hilfsarbeitskräfte-Jobs von Automatisierung bedroht, 19 Prozent der Handwerker, 18 Prozent der Maschinenbediener und 11 Prozent der Dienstleistungsberufe. Eine geringe Automatisierungswahrscheinlichkeit gibt es bei Führungskräften, akademischen Berufen und Technikern. "Entwarnung kann vor allem für Berufe, in denen Kreativität, soziale Intelligenz und Flexibilität gefragt sind, gegeben werden. Diese Tätigkeiten sind so gut wie gar nicht durch die Digitalisierung betroffen", erklärte Studien-Mitautorin Gerlinde Titelbach.

Zudem: Unterm Strich könnte die Digitalisierung laut IHS-Chef Kocher "sogar positive Effekte auf den Arbeitsmarkt haben". Die Auswirkungen seien jedenfalls "weniger dramatisch als kolportiert." Die Einführung des PC habe im Saldo auch zu mehr Jobs geführt, erklärte Kocher.

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