Wirtschaftsbund

Ex-Direktor bekam Fristlose statt Einvernehmliche

Tirol
23.01.2017 15:01

Die Wahl von Franz Hörl zum Obmann des Wirtschaftsbundes (WB) am 25. April des Vorjahres hat große Wellen geschlagen. Nach außen und innen. So nahm damals auch der langjährige Direktor Helmut Kern seinen Hut - man einigte sich zuerst auf eine einvernehmliche Trennung. Er sollte mit 31. Dezember 2016 ausscheiden. Am 30. Dezember bekam er aber eine Fristlose! Warum? Die "Krone" kennt die Hintergründe.

Dass Hörl den langjährigen WB-Obmann Jürgen Bodenseer (er hatte das Amt seit 1991 inne) am 25. April 2016 ablösen wird, damit hatte nicht einmal Hörl selbst gerechnet. Doch er schaffte die Wende. Damit brach im doch sehr verkrusteten Wirtschaftsbund nach 24 Jahren Obmannschaft Bodenseer eine neue Zeitrechnung an. Zwei Tage nach seiner Wahl kam Hörl erstmals als Obmann ins WB-Büro nach Innsbruck, um die Mitarbeiter kennen zu lernen. Aber auch, um die Zukunft des damaligen Direktors Helmut Kern zu besprechen, der seit 1995 das Amt inne hatte. Übrigens ein angeblich sehr gut dotiertes Amt: Gemunkelt wird, dass Kern 10.000 Euro pro Monat verdient haben soll. Das verdienen seine zwei (!) Nachfolger angeblich nicht einmal zusammen! Dem aber nicht genug, soll Bodenseer seinem Direktor auch eine veritable Zusatzpension zugestanden haben - alles auf Kosten des Wirtschaftsbundes und trotz der "Erfahrungen" die man mit ehemaligen Geschäftsführern gemacht hatte.

Zuerst gekündigt, dann geklagt

Wie auch immer. Hörl machte Kern ein Angebot, das dieser aber ablehnte - Kern bat um eine einvernehmliche Trennung, was dann auch geschah. Kern wurde mit 1. Mai dienstfrei gestellt. Kündigungsfristen führten schließlich dazu, dass Kern bis zum 31. Dezember offiziell beim Wirtschaftsbund angestellt sein sollte. Bei vollen Bezügen, auch das Dienstfahrzeug durfte er weiter benutzen. Wenige Tage später brachte Kern jedoch über seinen Anwalt eine Klage wegen Motivkündigung in die Verhandlungen über Ablöse und sein Ausscheiden ins Rennen. Er bot an, dass er aber bereit wäre, für eine finanzielle Entschädigung auf diese Klage verzichten. Diese Entschädigung soll sich auf mehr als eine Million Euro belaufen haben, weswegen Hörl und sein Team das Angebot ausschlugen. In den folgenden Wochen und Tagen einigte man sich schließlich doch noch. Dies, obwohl die neue Führung des WB bei ihren Recherchen über Verträge und Abläufe im WB auf ein leeres Archiv gestoßen war. Seit der Gründung des Wirtschaftsbundes 1947 gibt es kein einziges Protokoll, kein Beschlussprotokoll - keine Daten über Vorstandssitzungen oder Zusammenkünfte der Landesleitung. Kern sollte zwei Jahresgehälter sowie die im Dienstvertrag vereinbarte Fortzahlung für seine Dienstpension erhalten. Dabei soll es sich in Summe um knapp 700.000 Euro handeln. Kurz vor Weihnachten kam es dann aber zum großen Paukenschlag. Als Kern am 22. Dezember seinen Dienstwagen zurückbrachte und die Abrechnung für seine Abfertigung vorbeibrachte, tauchten in den Unterlagen plötzlich Sonderzahlungen und Prämien auf, von denen bisher nie die Rede war.

15. Monatgsgeahlt selbst ausbezahlt

"Kern hat sich allem Anschein regelmäßig einen 15. und manchmal sogar einen 16. Monatsgehalt ausbezahlt. Laut Kerns Dienstvertrag darf er das nur nach einem Leitungsgespräch mit dem Obmann, also Bodenseer, sowie einem anschließenden Vorstandsbeschluss. Aber weder Bodenseer noch andere Vorstandsmitglieder können sich an so einen Beschluss erinnern. Sonderzahlungen, Sonderpensionen und Prämien, die aus dieser Perspektive nicht nachvollziehbar sind, waren für mich schließlich der Grund, eine sofortige Entlassung auszusprechen", erklärt Hörl auf Nachfrage. Das war am 30. Dezember. Hörls Angebot, die Sache aufzuklären, lehnte Kern ab. Auch weitere Vermittlungsversuche scheiterten. Hörl: "Ob es mir nun gefallen hat oder nicht, war nicht relevant. Der Wirtschaftsbund hat alle Zahlungen zu leisten, die dem ehemaligen Geschäftsführer zustehen. Wenn aber offene Sachverhalte vorliegen ist es meine Pflicht, Schaden vom Wirtschaftsbund abzuwenden."

Am 16. Jänner brachte Dr. Helmut Kern eine Klage gegen die fristlose Entlassung ein. Fortsetzung folgt!

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