Josef Hechenberger:

“Ohne Bauern gäbe es keinen Tourismus in Tirol”

Tirol
22.12.2016 09:00

Auf ein wirtschaftlich sehr schwieriges Jahr blickt Tirols LK-Chef, Josef Hechenberger, zurück. Der Frost vernichtete einen Großteil des Obstes, der Fleisch- und Zuchtviehpreis ist im Keller und der aktuelle Milchpreis deckt nicht die Produktionskosten ab. Probleme gibt es auch mit Tourismus und Handelsketten.

Der große Dauerbrenner ist der Milchpreis. "Der Tiefpunkt im Jahr 2016 waren 27,3 Cent netto. Mittlerweile sind wir wieder bei über 30 Cent pro Liter. Wir bräuchten aber 40 Cent, damit am Ende des Tages auch etwas übrig bleibt. Ich gehe aber davon aus, dass der Milchpreis im Jänner anzieht", erklärt LK-Präsident Josef Hechenberger.

Tiroler Obst ist erfroren

Problem Nummer 2 war der Spätfrost Ende April. "Die Marillen-Ernte fällt heuer zu 100 Prozent, die Birnen-Ernte zu 80 und die Apfel-Ernte zu 70 Prozent aus. Das heißt, dass mit Jahresende alle Lager leer sind", sagt Hechenberger.

Auch der niedrige Preis für Fleisch und Zuchtvieh drückt die Stimmung. "Daran sind auch die Russland-Sanktionen der EU Schuld. Die gehen leider voll auf Kosten der Bauern."

Scheinheilige Handelsketten

Kopfzerbrechen bereiten ihm aber auch die Handelsketten: "Die wollen uns Bauern die Produktionsweise vorgeben. Auf der einen Seite wollen sie uns dazu zwingen, von der - für uns alternativlosen - Anbindehaltung abzugehen, auf der anderen Seite haben die selben Ketten nach wie vor zahlreiche Produkte aus der Massentierhaltung im Angebot. Ganz wild ist mit den Eiern. Das ist scheinheilig", ärgert sich der Kammer-Präsident.

Alm besser als Betonboden

Und ganz ehrlich, so der LK-Chef weiter: "Ein Tier, das den ganzen Sommer auf der Alm ist und dann im Winter ein paar Monate angebunden ist, hat es viel besser als ein Tier, das das ganze Jahr über mit 10.000 Artgenossen auf einem Betonboden herumrennen darf."

50 Prozent der Tiroler Milch wird exportiert

Luft nach oben gibt es auch beim Tourismus: "Wir produzieren im Land so viel Milch, dass wir die Eigenversorgung zu 80 Prozent abdecken könnten. Tatsächlich müssen wir aber 50 Prozent exportieren - weil zu viel Milch importiert wird. Das muss sich ändern. Zumal allen klar sein müsste: Ohne Bauern gibt es keinen Tourismus in Tirol!"

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