Sehr sehenswert

Doku klärt Sonntagnacht über Hypo-Skandal auf

Medien
18.12.2016 09:00

Wer hinter die Fassade des "Systems Hypo" blicken möchte, ist am Sonntag um 23.05 Uhr auf ORF 2 richtig: Die Doku "Hypotopia - die Suche nach Verantwortung" berichtet über illegale Geschäfte, suspekte Politmachenschaften und Fehlinvestitionen, denen im Hypo-Untersuchungsausschuss nachgegangen wurde.

(Bild: kmm)

Filmemacher Gerald Igor Hauzenberger begleitete den U-Ausschuss und bereiste Orte von Hypo-Skandalprojekten. Wie der Ausschuss geht die TV-Dokumentation der Frage nach, wie es zum wohl teuersten Finanzskandal der österreichischen Nachkriegsgeschichte kam.

Ohne für Hypo-Kenner faktische Neuigkeiten zu bringen, schafft es Hauzenberger, das Desaster für "Hypo-Neulinge" sehr sehenswert aufzubereiten. Sein 90-minütiger Film zeigt schon am Anfang das Spannungsfeld des U-Ausschusses zwischen dem Erkenntnisinteresse, den neuen Regeln der Untersuchung nach Minderheitenrecht und die doch auch sehr hohen Erwartungen an die parlamentarische Aufklärung. Wenn ein Oppositionspolitiker wie Rainer Hable von den NEOS in der Doku damit vorkommt, dass der Ausschuss mit Unterlagen zugemüllt wird, ist einem reflektierten Beobachter klar, dass es wohl noch mehr Kritik gäbe, wenn zu wenig Unterlagen kommen würden.

40 Millionen für "Gestrüpp und Schafsdreck"
Domagoi Margetic, kroatischer Journalist und Kenner der Hypo-Affäre, Hauptprotagonist in der Dokumentation, ist erst in der laufenden Woche neuerlich wegen seiner Recherchen tätlich angegriffen worden, sagte Hautzenberger zur APA. Das zeigen auch aktuelle kroatische Medienberichte. Penibel genau erklärt Margetic etwa, wie die Hypo rund um das Hilltop-Projekt auf Pag Kredite über Liechtenstein über die Piper-Gesellschaft vergab und Geschichten dahinter. Es ist für Seher, die den Skandal nicht so gut kennen, sehr griffig, wenn der Kroate erklärt, dass die Hypo für "Gestrüpp und Schafsdreck" 40 Millionen Euro gezahlt hat - bei einem Schätzwert von 3 Millionen Euro.

Kroatische Politiker seien um "einige Millionen reicher" geworden, während die Hypo gewusst habe, dass ihr das Land gar nicht gehöre. Auch Namen wie Jörg Haider, Ivo Sanader oder auch Walter Wolff werden beleuchtet. Schon in den Jahren ab 2004 habe er, Margetic, jedem Parlamentsklub in Wien und einigen Ministerien seine Recherchen zukommen lassen, niemand habe sich ursprünglich interessiert. Die Grünen Rolf Holub und Peter Pilz hätten ihn schließlich doch für ein Treffen in Kroatien besucht.

Petzner und Kulterer mit dabei
Überbordend scheint die viele Zeit, die dem früheren Haider-Intimus Stefan Petzner im Film gewidmet wird. Da ist Margetic als Protagonist spannender, weil er viel mehr Pikantes zu erzählen hat, das hierzulande nicht so bekannt ist.

Aus dem Ausschussgeschehen werden in der Doku sogar Einvernahmen nachgesprochen. Der inhaftierte Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer ließ sich persönlich interviewen. Schließlich sind Bild- und Tonaufnahmen während der Befragungen im U-Ausschuss verboten. Von daher können sich endlich auch Nicht-Journalisten ein Bild vom Ablauf solcher Befragungen machen - sofern man sich am letzten Sonntag vor Weihnachten nächtens eine solch schwere Kost für die Steuerzahler antun will - von den Anfängen in Kärnten mit den ersten Skandalen, die Notverstaatlichung und auch die Zeit danach.

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