Mindestens 6 Tote

Afghanistan: Taliban griffen deutsches Konsulat an

Ausland
11.11.2016 07:58

Nach der Explosion einer am Donnerstag vor dem deutschen Generalkonsulat im nordafghanischen Mazar-i-Sharif gezündeten Lastwagenbombe ist die Zahl der Toten bis Freitagfrüh auf mindestens sechs angestiegen. Alle deutschen Mitarbeiter des Konsulats sind laut einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes aber "sicher und unverletzt".

Der Chef des Zivilkrankenhauses der Stadt, Nur Mohammed Fais, sagte, bisher seien fünf Leichen eingeliefert worden. Nach Polizeiangaben war auch ein Attentäter ums Leben gekommen, als er vor dem Konsulat die Bombe zündete. Mehr als 120 Menschen wurden nach Klinikangaben bei der massiven Explosion verletzt.

Der renommierte afghanische Journalist Bilal Sarwary berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, die deutschen Konsulatsmitarbeiter seien in das von der Bundeswehr geführte, etwa zehn Kilometer entfernte Militärlager Camp Marmal gebracht worden. Im Generalkonsulat arbeiten etwa zwei Dutzend deutsche Mitarbeiter.

Anzahl der Angreifer noch unklar
Unklar ist noch, wie viele Talibankämpfer an dem Angriff beteiligt waren. Der Polizeichef der Stadt, Saied Sadat, sagte, Freitagfrüh sei gegen 6 Uhr ein zweiter Attentäter entdeckt und festgenommen worden. Er sei unter Schutt begraben gewesen oder habe sich dort versteckt. In der Nacht hatte er noch von einem Angreifer gesprochen. In der Mitteilung des Auswärtigen Amtes war die Rede von mehreren "schwer bewaffneten Angreifern", die "vom Sicherheitspersonal des Generalkonsulats, von afghanischen Sicherheitskräften und Sondereinsatzkräften von 'Resolute Support' zurückgeschlagen worden" seien.

Die Taliban begründen ihren Anschlag mit einer deutschen Mitverantwortung an einem blutigen US-Luftangriff. Das sagte ihr Sprecher, Sabiullah Mujahid, Freitagfrüh. Deutschland sei demnach an dem Luftangriff in der nordafghanischen Provinz Kunduz beteiligt gewesen, bei dem in der Nacht des 3. Novembers mehr als 30 Zivilisten ums Leben gekommen waren. Die Deutschen hätten den US-Streitkräften die notwendigen nachrichtendienstlichen Informationen zukommen lassen. Deshalb sei in der Nacht das Generalkonsulat angegriffen worden.

Nach Auskunft der deutschen Bundesregierung war die Bundeswehr am fraglichen Luftangriff aber nicht beteiligt. Ein Sprecher der US-Streitkräfte hatte nach dem Angriff bestätigt, dass die USA einen Luftangriff zum Schutz einer unter Beschuss geratenen afghanisch-amerikanischen Bodenoffensive ausgeführt hatten.

"Wieso sollten wir die Deutschen nicht angreifen?"
Der Talibanprecher sagte am Morgen: "Wieso sollten wir die Deutschen nicht angreifen? Deutschland war direkt beteiligt an dem Luftschlag, der Zivilisten das Leben gekostet hat. Dieser Luftangriff basierte auf nachrichtendienstlichen Informationen, die deutsche Soldaten den US-Truppen gegeben haben. Jeder weiß, dass sie noch ein Lager in Nordafghanistan haben. Deutsche Soldaten sind noch immer dort."

Österreichische Soldaten nicht betroffen
Die derzeit in Mazar-i-Sharif stationierten Soldaten des österreichischen Bundesheeres waren nicht betroffen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Die drei Gebirgsjäger seien in einem vom Generalkonsulat weit entfernten Camp untergebracht, das sie in der Nacht nicht verlassen dürfen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer.

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