In Leipzig verhaftet

Bombenbauer wurde von Syrern überwältigt

Ausland
10.10.2016 14:19

Der Syrer Jaber al-Bakr, der nach einem Terroralarm in Chemnitz seit Samstag auf der Flucht war und nach dem deutschlandweit auf Hochtouren gefahndet wurde, ist gefasst. Der mutmaßliche Anschlagsplaner wurde in der Nacht auf Montag in Leipzig verhaftet. Die Polizei nahm den 22-Jährigen gegen 1 Uhr in der Wohnung zweier Landsmänner fest, wo sie ihn Medienberichten zufolge bereits gefesselt vorfand. Laut den Ermittlern hatte Bakr Kontakte zur Dschihadistenmiliz IS.

Bei der Verhaftung des Terrorverdächtigen haben laut Polizei zwei syrische Flüchtlinge, bei denen der 22-Jährige Unterschlupf finden wollte, eine entscheidende Rolle gespielt. Sie hätten die Polizei alarmiert, nachdem sie ihn in ihre Wohnung gebracht hatten. Nach Angaben des "Spiegel" konnten die Beamten den Mann bereits gefesselt festnehmen. Er soll demnach zuvor am Leipziger Hauptbahnhof einen der Landsmänner angesprochen und gefragt haben, ob er bei ihm schlafen könne. Der Syrer habe ihn demnach zu sich eingeladen und überwältigt.

Merkel dankt syrischem Tippgeber
Die nach Terrorakten durch Flüchtlinge massiv unter Druck geratene deutsche Kanzlerin Angela Merkel dankte dem Syrer, "der die Polizei über den Aufenthaltsort des Verdächtigen informiert und somit entscheidend zur Festnahme beigetragen hat". Anerkennung für den "mutigen und verantwortungsbewussten syrischen Mitbürger" kam auch vom sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich.

In der Nacht hatte die sächsische Polizei via Twitter mitgeteilt: "Der Einsatz verlief ruhig und war erfolgreich. Wir sind geschafft, aber überglücklich: der Terrorverdächtige Albakr wurde in der Nacht in Leipzig festgenommen."

In ganz Deutschland hatte die Polizei mit Hochdruck nach dem Verdächtigen gesucht. Die Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen und Flughäfen waren verschärft worden.

Landeskriminalamt bestätigt "IS-Kontext"
Die deutsche Bundesanwaltschaft führt Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Straftat. Bakr wurde noch am Montag in Karlsruhe dem Haftrichter vorgeführt, nach bisherigen Ermittlungen hat er einen Bombenanschlag vorbereitet. Vorgehensweise und das Verhalten des Verdächtigen sprächen derzeit für einen "IS-Kontext", sagte der Leiter des Landeskriminalamts Sachsen, Jörg Michaelis, am Montagnachmittag.

Gegen einen mutmaßlichen Komplizen war schon zuvor Untersuchungshaft verhängt worden. Der 33-jährige Mann ist Mieter jener Wohnung in Chemnitz, in der sich Bakr ursprünglich aufgehalten hatte. Beide Männer sind als syrische Flüchtlinge registriert. Laut dem "Spiegel" war Bakr am Samstag nur knapp vor dem Zugriff durch die Polizei entkommen.

bild.de hatte bereits am Sonntag unter Verweis auf Ermittler berichtet, es gebe Hinweise auf eine "Ausbildung" Bakrs durch den IS. Darauf weise nicht zuletzt auch die Art des gefundenen Sprengstoffs hin, bei dem es sich um TATP (Azetonperoxid) handle. Nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR fanden sich in der Chemnitzer Wohnung etwa 500 Gramm bereits gemischter Sprengstoff und etwa ein weiteres Kilo Chemikalien, die zum Bombenbau geeignet sind. Außerdem habe die Polizei Zünder sichergestellt und Teile, die nach erster Bewertung zur Herstellung von Rohrbomben gedient haben könnten. Den Berichten zufolge stand der Syrer offenbar über das Internet in Verbindung mit dem IS. Über mögliche Anschlagsziele wurde nichts bekannt.

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