Erdogans "Säuberung"

Vergleich mit deutscher Wiederverenigung regt auf

Ausland
10.08.2016 16:49

Die Provokationen des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan Richtung Deutschland reißen nicht ab. Am Mittwoch verglich er die von ihm als "Säuberungen" bezeichnete Entlassungs- und Verhaftunsgwelle seit dem gescheiterten Militärputsch in seinem Land mit der deutschen Wiedervereinigung. "Hunderttausende Staatsbedienstete mit Verbindungen zum SED-Regime sind damals entlassen worden. Ihr habt das gemacht, und dann wollt ihr uns belehren", schimpfte Erdogan an die Adresse Deutschlands.

Erdogan rechtfertigte bei einer Pressekonferenz im Präsidentenpalast in der Hauptstadt Ankara die "Säuberungen" in seinem Land. "Wir sind dazu gezwungen. Es ist irrelevant, wie viele Staatsbedienstete suspendiert werden müssen. Egal, wie weit das gehen mag: 10.000, 20.000, 50.000, 60.000, 100.000, 200.000", so Erdogan.

Seit dem Putschversuch vom 15. Juli wurden bisher mehr als 60.000 Staatsbedienstete suspendiert. Mehr als 16.000 Menschen sind in Untersuchungshaft. Sie werden verdächtigt, der Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen anzugehören, den Erdogan für den Umsturzversuch verantwortlich macht.

Erdogan über Gülen-Anhänger: "Werden sie in die Knie zwingen"
Erdogan appellierte an die "patriotische Pflicht" der Türken, Anhänger Gülens anzuzeigen. In seiner Ansprache vor Vertretern der Exportwirtschaft sagte er, auch unter deren Freunden könnten sich Gülen-Anhänger befinden. "Sie sind überall eingedrungen, wie ein Virus." Die Regierung werde auch die Geschäftswelt von ihnen "säubern". "Wir haben kein Recht, Mitleid mit denen zu haben, die kein Mitleid mit ihrem Land und ihrem Volk haben", sagte er. "Nicht sie werden dieses Land, sondern wir werden sie in die Knie zwingen."

Mit Drohungen drängte Erdogan die Banken zu einer freizügigeren Kreditpolitik. "Banken, die in dieser Phase unseres Landes Kredite verweigern und mit erfundenen Vorwänden Kredite sogar zurückrufen, haben sich auf eine Seite gestellt, das will ich hier verkünden. Aber das ist nicht die Seite unseres Landes und unseres Volkes", sagte er. Wenn Banken Unternehmen in dieser kritischen Phase nicht unterstützten, sondern bei jeder Gelegenheit die Rückzahlung von Krediten forderten, dann "werte ich das als Verrat".

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele