Appell an Justiz:

“Amoklenker muss sein Leben lang hinter Gitter”

Österreich
12.06.2016 06:00

Drei Tote, darunter ein erst vier Jahre alter Bub: Die Wahnsinnsfahrt des Amoklenkers Alen R. (26) durch die Grazer Innenstadt jährt sich am 20. Juni zum ersten Mal. "Ich hoffe, dass das Gericht und die Staatsanwaltschaft dafür sorgen, dass er lebenslang in Gewahrsam bleibt", so der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl. Er warnt davor, dass "dieser Mensch schon nach einem Jahr wieder unter uns steht", weil er zum Tatzeitpunkt unzurechnungsfähig gewesen sei. Und auch einige seltsame Details im Ermittlungsakt zu diesem Fall sorgen für zusätzlichen Diskussionsstoff.

"Was da passiert ist, haben Tausende Menschen gesehen. Eine große Mehrheit der Grazer wünscht sich, dass dieser Mensch ein Leben lang hinter Gittern bleibt", lässt Bürgermeister Nagl im Gespräch mit dem "Kurier" keine Zweifel darüber offen, was er von der - nun sehr wahrscheinlichen - Unterbringung des Amoklenkers in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher hält.

Nagl-Appell in Richtung "lebenslang"
Diese Betreuungseinrichtung könnte Alen R. (26) schon nach wenigen Jahren wieder verlassen, falls ihn Psychiater nach umfassenden Tests für geheilt halten. Dazu Nagl: "Da wurden Menschen getötet und verletzt. Und dann kann durch unsere Regelungen die Gefahr bestehen, dass dieser Mensch nach einem Jahr wieder unter uns steht. Mein Appell geht ganz klar in die Richtung: Ich hoffe, dass das Gericht und die Staatsanwaltschaft dafür sorgen, dass er lebenslang in Gewahrsam bleibt."

Seltsame Details im Ermittlungsakt
Bis zum Beginn des Prozesses (voraussichtlich im Herbst) werden aber auch brisante Details aus dem Ermittlungsakt, der nun dem "Falter" vorliegt, für Debatten sorgen:

  • So ist darin klar bestätigt, dass der Täter Alen R. "sechsmal pro Woche in einer Moschee betete" - und somit nicht wirklich "ein Katholik" ist, wie seine Rechtsanwältin in Umlauf gebracht hat.

  • Bei seinen Fahrten zur Moschee hatte Alen R. eine Machete mit, versteckt in einer Laptop-Tasche.

  • Ebenfalls ist im Akt nachzulesen, dass die ermittelnden Kriminalisten erst neun (!) Tage nach der Amokfahrt eine vollständige Durchsuchung des Elternhauses von Alen R. in Kalsdorf, in dem auch der Täter lebte, durchführten.

  • Außerdem wird dokumentiert, dass nur vier der acht Handy-SIM-Karten des Täters ausgewertet wurden. Warum die andere Hälfte der SIM-Karten nicht beachtet wurde, wird nicht erklärt, schrieb der "Falter".

  • Auch die Eingänge auf den Konten des meist beschäftigungslosen gebürtigen Bosniers seien nur oberflächlich überprüft worden.

  • Laut dem vorliegenden Akt haben die Ermittler auch nicht - wie vom Innenministerium kurz nach der Bluttat zugesagt - die auffallend vielen Social-Media-Kontakte des Amoklenkers nach Saudi-Arabien aufgearbeitet. Alen R. folgte bewusst 225 saudi-arabischen Twitter-Konten - darunter sind auch Accounts von Gruppen, die im Web mit Kalaschnikows und Fahnen posierten.

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