Alarm bei Tagung:

Das schmutzige Geschäft mit der Hilfsbereitschaft

Oberösterreich
04.04.2016 18:55

Reisemediziner kümmern sich nicht nur um Touristen, sondern auch um die Bewohner der Urlaubsländer. Zu diesem Aspekt schlug bei der Tagung in Linz eine Expertin Alarm: Von kriminellen Geschäftemachern werden hilfsbereite Menschen ebenso ausgebeutet wie die Armen - und es entsteht dadurch großer Schaden.

Dr. Irmgard Bauer aus Bayern war lange in Australien tätig und dabei immer in Verbindung mit den österreichischen Reisemedizinern. Als Referentin in Linz zeigte sie das Problem der "freiwilligen Auslandseinsätze" auf. "Es gibt gewissenlose Vermittler, die viel Geld nehmen und den Teilnehmern das Gefühl geben, dass sie etwas Gutes tun. Aber es gibt keinerlei Richtlinien für solche Tätigkeiten. Dadurch passiert viel Unsinniges und sogar Schädliches." Ein Beispiel unter vielen: "In Tansania gibt es eine Schule, die von englischen Kindern während einer Sozialwoche ausgemalt wird. Kaum sind sie wieder weg, müssen die Einheimischen die Wände wieder schmutzig machen, weil schon die nächsten Helfer anreisen." Langfristig würden die Gemeinden richtiggehend abhängig von solchen Projekten gemacht, die aber überhaupt nichts bringen.


Noch schlimmer sei der seit einigen Jahren grassierende Waisenhaus-Tourismus, bei dem Kriminelle Kinder kaufen, um sie in Waisenhäusern als hilfsbedürftig zu präsentieren. Das bestätigt auch Sarah Kotopulos aus Linz, die mit "Braveaurora" echte Unterstützung in Ghana leistet. "Auch Oberösterreichern werden von diesen Kriminellen bis zu 2000 Euro für falsche Hilfe herausgelockt."


Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war natürlich die Prophylaxe. "Im Gegensatz zu früher können wir heutzutage viel zeitnäher informieren und nicht erst, wenn eine Epidemie schon vorbei ist", so Martin Haditsch vom Travel Med Center in Leonding - siehe nachfolgendes Interview.

Erstmals gibt es jetzt Impfungen gegen Malaria und Dengue-Fieber, informierte Martin Haditsch bei der Reisemedizin-Tagung in Linz. Das freut Reisende.

Es sind keine Reiseimpfstoffe, sondern sie werden nur in jenen Gebieten eingesetzt, in denen die Krankheiten grassieren.
Warum nicht auch bei Urlaubern, die hinfahren?
Weil die Impfstoffe  nicht unseren Qualitätsstandard haben und nur
50 Prozent Schutz erreichen. In den betreffenden Ländern ist das ein großer Erfolg, aber unsere Reisenden wollen natürlich hundert Prozent Sicherheit.
In der Reisemedizin hat sich seit Ihren Anfängen vieles verändert.
Ja, wir sind nicht nur zeitnäher geworden, ich finde, auch eine Schere geht immer weiter auf: Früher wollten Reisende entweder Abenteuer erleben und waren sich dabei des Risikos bewusst, für die anderen war Sicherheit am wichtigsten. Heute wollen alle beides.
In welches Land würden Sie selbst nicht reisen?
Krankheit ist  derzeit kein Grund, ein Land zu meiden. Größtes Risiko ist ein Unfall - und das Straßenüberqueren in Asien ein Überlebenstraining.

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