Distanzen größer

Gauck: Integration schwerer als deutsche Einheit

Ausland
03.10.2015 16:25
Die Integration von Flüchtlingen wird Deutschland nach Ansicht von Präsident Joachim Gauck vor eine größere Aufgabe als die deutsche Einheit stellen. Auch die Vereinigung von Ost- und Westdeutschland habe Generationen beschäftigt, "doch anders als damals soll nun zusammenwachsen, was bisher nicht zusammengehörte", so Gauck am Samstag bei einer Rede zum Tag der Deutschen Einheit in Frankfurt.

Es müssten viel größere Distanzen überwunden werden als zwischen Ost- und Westdeutschen, die eine Sprache und eine gemeinsame Kultur und Geschichte gehabt hätten, so Gauck. Er forderte Geduld und sagte, dass nur die in Deutschland geltenden Werte Grundlage für eine Integration sein könnten. "Es braucht Zeit, bis alte und neue Bürger Verantwortung in einem Staat übernehmen, den alle gemeinsam als ihren Staat empfinden."

An Flüchtlinge: "Keine Toleranz für Intoleranz"
Ausdrücklich forderte Gauck auch eine Integrationsleistung der Flüchtlinge: "Unsere Werte stehen nicht zur Disposition. Toleranz für Intoleranz wird es bei uns nicht geben", sagte er und verurteilte Antisemitismus und Diskriminierung von Frauen oder Homosexuellen. "In einer offenen Gesellschaft kommt es nicht darauf an, ob diese Gesellschaft ethnisch homogen ist, sondern ob sie eine gemeinsame Wertegrundlage hat." Am vergangenen Sonntag hatte der Präsident von Grenzen der Aufnahmefähigkeit gesprochen und damit eine große Debatte ausgelöst.

Gauck warb für Verständnis, dass die Flüchtlingsdebatte in Osteuropa und auch in Ostdeutschland anders geführt wird. Im Westen hätten die Menschen viel mehr Zeit gehabt, sich an Einwanderer zu gewöhnen. Das sei in der DDR anders gewesen. "Viele Ostdeutsche hatten bis 1990 kaum Berührung mit Zuwanderern", es gebe einen langen und konfliktreichen Lernprozess. "Diese Einsicht sollte uns den Respekt vor den Erfahrungen anderer Nationen erleichtern", so Gauck mit Blick auf die osteuropäischen EU-Staaten, die eine verbindliche Quote zur Flüchtlingsverteilung ablehnen.

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