Helmuth Lohner hätte im Dezember in der Regie von Herbert Föttinger und in einer Fassung von Peter Turrini den "Anatol" an der Josefstadt spielen sollen. Seine letzte Inszenierung war "Schon wieder Sonntag" mit Otto Schenk in den Kammerspielen der Josefstadt.
Der Tod Helmuth Lohners bedeute "einen unersetzbaren Verlust für die Josefstadt, für das deutschsprachige Theater und großen Schmerz für alle, die ihn kennen und ihm nahestanden", hieß es heute in einer ersten Reaktion des Theaters in der Josefstadt. "Helmuth Lohner war ein hinreißender Darsteller feinnerviger Charaktere, ein Sprachkünstler, dessen schauspielerische Präzision, Phantasie und Hingebungskraft bewundert wurde", wurde Direktor Herbert Föttinger in einer Aussendung zitiert. "Abseits der Bühne war er ein bescheidener Mensch von feiner Gesinnung, der auch als Direktor der Josefstadt für Toleranz, Mitmenschlichkeit und Güte stand."
Bühnenstar, Fernsehliebling, Regisseur
Am 24. April 1933 als Sohn eines Schlossers in Wien-Ottakring geboren, absolvierte Helmuth Lohner zunächst eine Lehre im graphischen Gewerbe, um nebenbei in Abendkursen die Matura nachzuholen. Nach privatem Schauspielunterricht debütierte er am Stadttheater Baden, wurde dann als Operetten-Buffo an das Klagenfurter Stadttheater engagiert und 1954 ans Theater in der Josefstadt in Wien. Sein Filmdebüt gab Lohner 1955 in "Hotel Adlon" von Josef von Baky, seit 1963 wirkte er beim Fernsehen. Beide Medien aber wussten das Potential des zum großen Charakterdarsteller der Bühnen in Berlin, München, Hamburg und Zürich gereiften Darstellers nicht ausreichend zu nützen.
Bei den Salzburger Festspielen stand Lohner, der fünfmal verheiratet war, zuletzt mit Elisabeth Gürtler-Mauthner, zehn Jahre in Hofmannsthals "Jedermann" auf dem Domplatz, vier Jahre als Teufel, eines als Tod und fünf als Jedermann, ehe ihn 1995 Gert Voss in dieser Rolle ablöste. Als moderner Jedermann war er an die Josefstadt 1991 in Felix Mitterers Neufassung des mittelalterlichen Stoffes zurückgekehrt.
Lohner hat alles gespielt, was einen Schauspieler reizen kann
Lohner hat alles dargestellt, was einen Schauspieler reizen kann, er ist ein Darsteller für jedes Genre: Shakespeares abgründig-bösen Richard, den zwiespältigen Dänenprinzen, den Titus Feuerfuchs in Nestroys "Talisman", den Faust ebenso wie den Mephisto, Schnitzlers melancholisch-todessüchtige Lebemänner und Tschechows vielfältige Untergangs-Menschen. Er hat am Burgtheater, an den Münchner Kammerspielen, am Züricher Schauspielhaus und in Berlin unter Regie-Größen wie Fritz Kortner, Oscar Fritz Schuh und Leopold Lindtberg gespielt.
Die größten Erfolge erzielte Lohner unter den inszenatorischen Fittichen von Otto Schenk, etwa bei den Salzburger Festspielen mit Nestroys "Zerrissenem". Immer wieder sorgte das Gespann Lohner-Schenk - abwechselnd als Schauspieler und Regisseur - für Publikumserfolge. Für das Fernsehen inszenierte Lohner 1995 den Publikumserfolg "Unser Opa ist der Beste" mit Otto Schenk.
Von 1997 bis 2006 Leiter des Theaters in der Josefstadt
1997 wurde er Direktor des Theaters in der Josefstadt. Bereits zum Ende seiner ersten Direktionszeit hatte er 2003 mit Molières "Menschenfeind" seinen Bühnen-Abschied gefeiert, sich aber ebenso zum Comeback überreden lassen wie zu seiner Rückkehr als künstlerischer Leiter nach einer einzigen Saison von Hans Gratzer. Nach zwei Saisonen übergab Helmuth Lohner Mitte 2006 die Theaterleitung an Herbert Föttinger und war seither vorwiegend als freier Regisseur tätig.
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