Die Biologen untersuchten die Reaktionen von Vögeln auf eine ausgestopfte Eule. "Ich konnte Alarmrufe von Schnäppern, Honigfressern und Sittichen hören, aber keine sehen", sagte Studienleiter Robert Magrath. Es zeigte sich schließlich, dass ein Rotstirn-Dornvogel der Urheber der Rufe war. Der Vogel schützt solcherart seine Nachkommen, wie das Forscherteam in den "Proceedings B" der britischen Royal Society berichtet. Dickschnabel-Würgerkrähen zum Beispiel plündern gerne Dornschnabel-Nester.
"Bedrohung" mit Würgerkrähen-Attrappen
Die Wissenschaftler bauten also Dornschnabel-Nester nach, bestückten sie mit Hendlstückchen und ließen Habichtrufe der Dornschnäbel vom Tonband laufen. Außerdem "bedrohten" sie mit nachgebauten Würgerkrähen die Nester von Dornschnäbeln.
Tatsächlich imitierten die Dornschnäbel Habichte, wenn sie ihr Nest bedroht wähnten. Die Würgerkrähen wiederum ließen sich von den Rufen vom Tonband im Schnitt für 16 Sekunden ablenken - Zeit genug für die Jungvögel, um zu flüchten oder sich zu verstecken. Die Warnrufe der anderen Vogelarten verunsicherten die Würgerkrähen doppelt so lang wie der eigene Warnruf des Dornschnabels.
Imitation nicht perfekt, aber wirkungsvoll
Wegen der enormen Größendifferenz zwischen dem Vögelchen und dem 500 Gramm schweren Habicht sei die Imitation nicht perfekt. "Sie genügt aber, um den Räuber zu täuschen", sagte Erstautor Branislav Igic. "Ich war erstaunt, dass so ein kleiner Vogel so viel Arten nachahmen kann, die zum Teil viel größer sind als er."
Der Schwindel funktioniert, weil Würgerkrähen eine beliebte Beute von Habichten sind. Da Habichte geräuschlos jagen, lauschen die Würgerkrähen auf die Alarmrufe von anderen Arten. Normalerweise profitieren die Nesträuber also von den Warnrufen, können dafür aber auch von den Dornschnäbeln hereingelegt werden.
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