In Chicago findet derzeit die jährliche Krebsforschungskonferenz der American Society of Clinical Oncology statt. Dort wurden erst vor wenigen Tagen vier Studien vorgestellt, die nachweisen, dass todkranke Krebspatienten dank der sogenannten Immuntherapie geheilt oder ihre Tumore zumindest radikal verkleinert werden können. "Spektakuläre" Ergebnisse seien das, eine "ganz neue Ära für die Krebsbehandlung" stehe in nur wenigen Jahren bevor, so die Forscher.
Statine helfen gegen häufigste Krebstode
Nun haben US-Wissenschaftler in Chicago eine weitere neue Erkenntnis präsentiert, die große Fortschritte für Krebspatienten verspricht. Die Forscher der US-Eliteuni Stanford untersuchten hierfür 146.000 an Krebs erkrankte Frauen zwischen 50 und 79 Jahren. Dabei stellten sie fest, dass bei jenen, die täglich Statine einnahmen, das Risiko, an Krebs zu sterben, um 20 Prozent sank. Bei einigen der häufigsten Krebsarten sank die Todesrate sogar noch stärker: bei Darmkrebs um 43 Prozent, bei Brustkrebs um 40 Prozent. Beim selteneren Knochenkrebs brachten die Statine gar eine Senkung um 55 Prozent.
"Wir sind definitiv sehr aufgeregt ob dieser Ergebnisse", erklärte die Studienleiterin Ange Wang. Schließlich liege der Schluss nahe, dass die einfache Einnahme von einer Pille täglich - die ohnehin schon Abermillionen Menschen wegen eines zu hohen Cholesterinspiegels verschrieben wird - eine der wichtigsten Waffen im Kampf gegen Krebs werden könnte.
Höchst positiver Effekt auch bei Männern
Dass bei dieser Studie nur Frauen untersucht wurden, heißt laut der Forscher nicht, dass dieselben Resultate nicht auch bei Männern möglich sind. Darauf deutet auch eine andere Untersuchung des Rutgers Cancer Institute im US-Bundesstaat New Jersey hin: Beim Vergleich von 20.000 Männern mit Hodenkrebs kam heraus, dass mit Statinen behandelte Patienten eine 40 Prozent niedrigere Todesrate hatten als üblich. Generell fiel die Todesrate bei Statineinnahme um ein Viertel.
Auch hier zeigte sich die Forschungsleiterin Grace Lu-Yao begeistert: "Es ist erstaunlich, diesen Effekt zu sehen." Moderne Therapien kosteten knapp 90.000 Euro und hätten in etwa dieselbe Wirkung. Wenn sich die bisherigen Ergebnisse bei weiterer Forschung bestätigten, könnte sehr vielen Menschen geholfen werden, so die Wissenschaftlerin.
Wichtige Fragen noch ungeklärt
Noch sind allerdings einige wichtige Fragen offen. Zum Beispiel jene nach Ursache und Wirkung - warum die Statine, die üblicherweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen, die Überlebenschancen bei Krebs derart steigern, liegt noch völlig im Dunklen. Zudem ist noch unklar, ob Statine auch eine vorbeugende Wirkung bei Krebs haben - und wenn ja, bei welchen Arten. Eine Massenmedikation mit Statinen sei jedenfalls nicht sinnvoll, erklären Forscher, schließlich gibt es auch hier Nebenwirkungen. Wichtig sei weiterhin, eine auf jeden Patienten persönlich zugeschnittene Medikation zu entwickeln.
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