In letzter Sekunde

US-Gericht stoppt Hinrichtung eines Geisteskranken

Ausland
03.12.2014 20:11
Ein US-Gericht hat am Mittwochabend in letzter Sekunde die Hinrichtung eines Geisteskranken gestoppt. In Huntsville im Bundesstaat Texas hätte in der Nacht auf Donnerstag der 1995 wegen zweifachen Mordes zum Tode verurteilte Scott Panetti exekutiert werden sollen. Da der 56-Jährige geistig schwer gestört ist, sorgte die geplante Vollstreckung des Urteils selbst in konservativen Kreisen für Unmut und landesweit für heftige Proteste. Nun sollen kurzfristig aufgekommene juristische Fragen geklärt werden.

Panettis Anwälte betonen, ihr Mandant habe schon als Teenager Zeichen von Psychosen aufgewiesen und Schizophrenie entwickelt. Die Staatsanwaltschaft argumentiert hingegen, Panetti täusche seine Krankheit nur vor.

Schwiegereltern mit Jagdgewehr erschossen
Es war am 8. September 1992, als sich der damals 34-jährige Panetti nach Schilderung der "New York Times" seinen Kopf rasierte, ein Tarngewand anzog und seine Schwiegereltern mit einem Jagdgewehr erschoss - vor den Augen seiner Frau und seiner dreijährigen Tochter.

Im Prozess - dort trat er in einem Cowboy-Kostüm auf - verteidigte sich der Mann selbst, sprach er von sich in der dritten Person und in verschiedenen Tonlagen. Wiederholt schlief er während des Verfahrens ein, außerdem wollte er unter anderem John F. Kennedy und den Papst in den Zeugenstand rufen. Seinen Anwälten zufolge glaubt der 56-Jährige, dass er hingerichtet werden soll, weil Satan es so will - als Strafe dafür, dass er im Gefängnis aus der Bibel gepredigt habe.

Hinrichtung von Geisteskranken ist untersagt
1986 hatte das höchste Gericht der USA im Kern entschieden, dass Geisteskranke nicht hingerichtet werden dürften. 2007 bekräftigte der Supreme Court ein Exekutionsverbot für Häftlinge, die nicht rational verstehen könnten, warum sie hingerichtet werden. Und genau diese Parameter treffen offenbar auf Panetti zu. Bereits vor den Morden sei er 15 Mal wegen seiner Probleme im Krankenhaus behandelt worden, betonen Organisationen wie Texas Defender Service und andere Gegner der Todesstrafe.

Nie im Leben hätte sich Panetti selbst verteidigen dürfen, schrieb vor Kurzem Ron Homberg von der National Alliance on Mental Illness in der "Los Angeles Times". Ihn hinzurichten wäre ein eklatanter Verstoß gegen die Verfassung, die "grausame und ungewöhnliche Bestrafungen" verbiete. So sehen es auch die fast 100.000 US-Amerikaner, die eine Internet-Petition zur Verschonung des Häftlings unterzeichnet haben. Auch 21 namhafte Konservative, darunter der frühere Präsidentschaftsbewerber Gary Bauer und der ehemalige Justizminister von Virginia, Ken Cuccinnelli, haben sich für Panetti eingesetzt.

In Texas wurden seit der Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 in den USA 518 Häftlinge hingerichtet, weit mehr als in jedem anderen US-Bundesstaat.

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