Verbale Entgleisung

Skandal-Interview von Tschechiens Präsident Zeman

Ausland
04.11.2014 13:49
In Tschechien herrscht seit Sonntag helle Aufregung um Milos Zeman. Der Präsident unseres Nachbarlandes ist in einem skandalösen Radiointerview gleich mehrmals verbal entgleist. In dem live übertragenen Gespräch bezeichnete er das neue Beamtengesetz der Regierung als "verschissen" und bedachte die Mitglieder der russischen Band Pussy Riot mit Kraftausdrücken wie "Huren" und "Fotzen".

Politiker, aber auch Medien und die Zivilgesellschaft kritisieren Zeman dafür scharf. Ein Gymnasium im ostböhmischen Ort Pardubice entfernte etwa das offizielle Porträt des Staatschefs.

Reger Zulauf bei Internet-Petition
Schuldirektor Marek Vyborny schrieb einen empörten Brief an das Präsidialamt. "Ich bin schockiert, was man aus dem Mund des Staatspräsidenten hören kann. Wir sind bemüht, das Amt des Präsidenten zu ehren und respektieren. Können Sie mir aber sagen, wie ich es ihnen erklären soll?", schrieb er an Zeman. Auch eine Internet-Petition für die Abberufung Zemans vom Amt gibt es bereits - im Laufe der ersten 15 Stunden haben sie über 2.000 Leute unterzeichnet.

Regierungschef Bohuslav Sobotka erklärte, Zemans Aussagen schadeten dem Ruf seines Amtes. "Auch macht es uns keinen guten Namen im Ausland. Der Präsident sollte sich in jeder Situation professionell verhalten", sagte Sobotka.

Hunderte Beschwerden von Zuhörern
Mit der Affäre soll sich auch der vom Parlament gewählte Rundfunk-Rat befassen, der Hunderte von Beschwerden von Hörern erhielt. Der Rat soll allerdings nicht das Verhalten Zemans prüfen, sondern hinterfragen, ob der Rundfunk den Vorfall verhindern hätte können. Laut Vorschriften darf die Redaktion zu Liveübertragungen keine Personen einladen, bei denen angenommen werden muss, dass sie sich ungeeignet verhalten könnten. Man soll nun prüfen, wie man künftig mit Zeman-Interviews umgehe. Da das Gespräch live ausgestrahlt wurde, konnte die Redaktion des öffentlichen Senders die umstrittenen Aussagen nicht hinausschneiden.

Der Sprecher des Staatschefs, Jiri Ovcacek, verteidigte Zeman mit den Worten, der Präsident habe mit seinen Aussagen "auf eine bestimmte Art der Heuchelei hinweisen" wollen, die es in den letzten Monaten in der tschechischen Politik und Medien gebe. Auf einer Seite werden bei einigen Leuten derartige Ausdrücke akzeptiert, bei anderen nicht, so Ovcacek in offensichtlicher Anspielung auf den Oppositionspolitiker Karel Schwarzenberg, der gelegentlich in Interviews schärfere Ausdrücke verwende.

Zeman sorgte schon mehrmals für Aufregung
Milos Zeman hat mit seinem Skandal-Interview nicht das erste Mal für Unmut und Aufregung gesorgt. Im Jänner 2013 etwa kam er schwer betrunken zu einem TV-Auftritt, den er mehr lallend als sprechend absolvierte. Wenige Monate danach konnte er sich bei einem öffentlichen Termin auf der Prager Burg kaum noch auf den Beinen halten. Zeman steht zu seinem Alkoholkonsum und hat diesen mit einem ungewöhnlichen Vergleich auch schon gerechtfertigt.

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