Abschuss oder Unfall

Absturz im Krisenland Mali löst Spekulationen aus

Ausland
25.07.2014 05:58
Der Absturz eines Passagierflugzeugs über dem westafrikanischen Krisenstaat Mali hat am Donnerstag beunruhigende Ungewissheit über die Unglücksursache ausgelöst. War es ein technischer Defekt? Ein Pilotenfehler? Ein Attentat? Unwetter? Oder vielleicht sogar ein mutmaßlicher Abschuss wie in der Ukraine?

Auch wenn es zunächst keinerlei Hinweise auf einen Terrorakt gab, wollte niemand ein Verbrechen gegen die Maschine ausschließen. Zu oft hatte es zuletzt Anschlagsdrohungen gegen Frankreich gegeben, das in Mali seit anderthalb Jahren federführend an einem Militäreinsatz gegen aufständische Islamisten beteiligt ist. Die Maschine war vor allem mit Franzosen besetzt.

Hollande musste Stellung beziehen
Die Regierung in Paris gab sich entsprechend wortkarg. Bis zum späten Nachmittag wollte sie nicht einmal bestätigen, dass die algerische Maschine vom Typ McDonnell Douglas MD-83 mit fast 120 Menschen an Bord abgestürzt ist. Angesichts der 51 französischen Passagiere trat jedoch Frankreichs Präsident Francois Hollande am Abend vor die Presse und betonte, dass alles auf einen Absturz hindeute.

Inzwischen wurde auch das Wrack der abgestürzten Passagiermaschine nach Angaben der französischen Präsidentschaft klar identifiziert. Die Trümmer befänden sich im Norden Malis in der Region Gossi nahe der Grenze zu Burkina Faso, teilte der Elyseepalast am frühen Freitagmorgen mit. Er bestätigte damit frühere Angaben aus Burkina Faso und kündigte zugleich an, dass französische Soldaten zur Absturzstelle unterwegs seien, um das Gebiet abzusichern und erste Informationen zu sammeln.

Maschine über heftig umkämpftem Gebiet abgestürzt
Die in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou gestartete Maschine sei nach ersten Erkenntnissen wegen schlechten Wetters von ihrer eigentlichen Flugroute nach Algier abgewichen. Das Flugzeug war in der Nacht zum Donnerstag vom Radarschirm verschwunden. Die Maschine war auf dem Weg von der Hauptstadt Burkina Fasos, Ouagadougou, nach Algier, als rund 50 Minuten nach dem Start der Funkkontakt abriss. An der Suche nach der McDonnell Douglas MD-83 waren neben Mali auch Algerien, Niger und Frankreich beteiligt.

Als zentrales Suchgebiet nannte Fabius zunächst die Region Gao im Nordosten des Landes. Dort hatte es noch vor Kurzem heftige Kämpfe zwischen Anti-Terror-Truppen und Rebellen gegeben. Erst vor rund einer Woche starb in dem Wüstengebiet ein französischer Soldat bei einer Aufklärungsoperation.

Gerüchte um verschwundene Boden-Luft-Raketen
Spekulationen über einen möglichen Abschuss wurden vor allem von seit Langem kursierenden Berichten über im libyschen Bürgerkrieg verschwundene Boden-Luft-Raketen genährt. Die US-Luftaufsichtsbehörde FAA führt Mali als eines der Länder, in denen Flugzeugen Gefahr von solchen Waffen drohe.

Nicht unbedingt für Beruhigung sorgten zudem Aussagen der französischen Luftaufsichtsbehörde DGAC. Demnach wurde die Unglücksmaschine erst vor wenigen Tagen in Marseille untersucht. Man habe quasi nichts gefunden, erklärte DGAC-Chef Patrick Gandil. Das Flugzeug sei in einem guten Zustand gewesen, sagte er.

Schlimmste Flugzeugkatastrophe für Frankreich seit 2009
Was auch immer sich letztendlich als Absturzursache herausstellt: Für Frankreich ist die Flugzeugkatastrophe schon jetzt die schlimmste seit Pfingstmontag 2009. Damals waren bei dem Absturz einer Air-France-Maschine über dem Atlantik 72 Franzosen ums Leben gekommen. An mehreren französischen Flughäfen wurden am Donnerstag für Angehörige des Flugs AH5017 Anlaufstellen eingerichtet.

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