Gefühle von Anspannung, Stress und Kontrollverlust gehören zu den zentralen Parallelen von Angst- und Zwangsstörungen. Betroffene erleben oft einen Kreislauf aus Sorgen und belastenden Gedanken, der den Alltag massiv einschränkt. Doch moderne Behandlungsmethoden eröffnen neue Wege zu mehr Lebensqualität. Sie helfen, Muster zu durchbrechen, innere Ruhe zurückzugewinnen und Schritt für Schritt wieder Selbstvertrauen aufzubauen.
Rund 16 Prozent der Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens von einer Angststörung betroffen, etwa zwei Prozent von einer Zwangsstörung. Angst ist zunächst eine gesunde Alarmreaktion, die uns vor Gefahren schützt. Auch kleine Zwänge – wie das Kontrollieren, ob die Tür wirklich versperrt ist – gehören zum Alltag. Krankhaft werden Ängste und Zwänge dann, wenn sie unangemessen stark, häufig oder lang anhaltend auftreten und den Alltag massiv beeinträchtigen.
Vom Alltag zur ständigen Belastung
„Von pathologischer Angst sprechen wir, wenn die Reaktion in objektiv ungefährlichen Situationen auftritt und Betroffene dadurch massiv in ihrem Leben eingeschränkt sind“, erklärt Prof. Priv. Doz. Dr. Michael Bach, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Wien, im Fachmagazin „Ärzte Krone“.
Ähnlich ist es bei Zwängen: „Wenn das Verhalten als aufdrängend, quälend und unsinnig erlebt wird und der Versuch, sich dagegen zu wehren, nur teilweise gelingt, sprechen wir von einer Zwangsstörung.“
Die Behandlung sollte konsequent über längere Zeiträume erfolgen – bei Angststörungen mindestens ein Jahr, bei Zwangsstörungen sogar zwei Jahre.

Prof. Priv. Doz. Dr. Michael Bach Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin in Wien
Bild: Dr. Michael Bach
Zur Diagnostik nutzen Ärzte und Therapeuten gezielte Fragen. Dazu gehört etwa, ob Patienten bestimmte Situationen meiden, Panikattacken ohne erkennbare Bedrohung erleben oder seit Monaten unter ständiger Anspannung leiden. Auch wiederkehrende Gedanken oder Handlungen, die sich nicht unterdrücken lassen, sind ein Hinweis. „Wichtig ist zunächst, organische Ursachen wie Schilddrüsenerkrankungen oder neurologische Störungen auszuschließen“, so Dr. Bach. Erst dann kann eine psychische Diagnose gestellt werden.
Die Psychotherapie ist die wichtigste Säule der Behandlung. Besonders wirksam ist die kognitive Verhaltenstherapie, bei der Betroffene lernen, sich ihren Ängsten schrittweise zu stellen. „Ein zentrales Element ist die sogenannte Exposition – also das bewusste Konfrontieren mit der Angst, um den Teufelskreis aus Vermeidung und Erwartungsangst zu durchbrechen“, betont Dr. Bach.
Das sei für Patienten, die von Zwangsstörungen betroffen sind, zwar anstrengend, aber hochwirksam. Damit die Behandlung nachhaltig wirkt, sollten auch prägende Erfahrungen wie Kränkungen, Zurückweisungen oder Traumata aufgearbeitet werden. Sie können nämlich ungünstige Stressmuster fördern und so das Risiko für Angst- und Zwangsstörungen erhöhen.
In vielen Fällen werden zusätzlich Antidepressiva eingesetzt, die auf das Serotoninsystem wirken. Bei Angststörungen haben sich Wirkstoffe wie Sertralin oder Escitalopram bewährt, bei Zwangsstörungen ebenfalls serotonerge Antidepressiva – allerdings oft in höherer Dosierung und mit längerer Anlaufzeit. „Die Behandlung sollte konsequent über längere Zeiträume erfolgen – bei Angststörungen mindestens ein Jahr, bei Zwangsstörungen sogar zwei Jahre“, erklärt Dr. Bach. Kurzzeitig können auch Beruhigungsmittel eingesetzt werden.
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