Zwischen stressigem Alltag und Terminen bleibt meist wenig Zeit, über die eigene Vorsorge nachzudenken. Doch bereits in jungen Jahren lohnt sich bei Männern der Blick auf die eigene Gesundheit. Welche Kontrollen wirklich sinnvoll sind – und wieso Abwarten selten die beste Idee ist.
Die eigene Gesundheit gilt für viele Vertreter des männlichen Geschlechts als selbstverständlich – vor allem in jungen Jahren. Dementsprechend gering fällt die in Vorsorge investierte Zeit leider häufig aus. Dabei entscheidet gerade diese Zeit über vieles, was den Körper langfristig prägt. Wer sich früh mit der eigenen Gesundheit auseinandersetzt, kann Entwicklungen positiv beeinflussen, statt sie dem Zufall zu überlassen.
Auffällig ist, dass Männer bei der Vorsorge nach wie vor zögerlicher sind als Frauen. Während viele Frauen Routineuntersuchungen fest in ihren Alltag einplanen, lassen Männer Termine häufig verstreichen. Schätzungen zufolge nutzen nicht einmal die Hälfte regelmäßig angebotene Untersuchungen. Besonders bei Themen wie Hodengesundheit, Prostata oder Darm spielt der Faktor Zeit jedoch eine zentrale Rolle: Je früher Veränderungen erkannt werden, desto höher die Chance auf eine erfolgreiche Behandlung.
Vorsorge beginnt meist unspektakulär – mit einem Blick auf Blutdruck, Blutzucker oder Cholesterin. Solche Routinekontrollen sind einfache, aber wichtige Werkzeuge, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Wer familiäre Risiken kennt oder unter Stress steht, profitiert besonders von regelmäßigen Checks. Darüber hinaus ist der Lebensstil ein entscheidender Faktor.
Eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und ausreichend Schlaf wirken wie natürliche Schutzmechanismen. Alkohol, Nikotin und Bewegungsmangel dagegen gelten als Risikobeschleuniger. Schon kleine Veränderungen im Alltag – etwa häufiger zu Fuß gehen, ausgewogener essen oder bewusster abschalten – können langfristig die Grundlage für stabile Gesundheit schaffen.
Wenn Tabus im Weg stehen
Ein Bereich, in dem die Zurückhaltung besonders sichtbar wird, betrifft die Prostata. Noch immer gilt die Tastkontrolle, welche auch als digital rektale Untersuchung (DRU) bezeichnet wird, für viele Männer als unangenehm oder gar peinlich. Obwohl die Maßnahme nur wenige Sekunden dauert, wird sie aus Scham häufig gemieden. Dabei dauert der Eingriff nur wenige Sekunden – und kann Leben retten.
Die Prostatakrebs-Früherkennung wird aber zunehmend moderner und angenehmer – was auch am Entfall der DRU liegt, wie Krebshilfe-Vorstandsmitglied Dr. Anton Ponholzer betont: „Hier kann ich beruhigen: die Tastuntersuchung wird nicht mehr durchgeführt.“ Stattdessen können Ärzte heute nach einem Beratungsgespräch einen Bluttest durchführen, der den sogenannten PSA-Wert – also das prostataspezifische Antigen – misst. Dieser Wert gibt Hinweise darauf, ob Veränderungen vorliegen, die weiter untersucht werden sollten.
Fällt der gemessene Wert sehr niedrig aus, genügt in der Regel eine Kontrolle nach fünf Jahren. Weicht er hingegen vom Normbereich ab, wird eine erneute Untersuchung bereits nach zwei Jahren empfohlen. Erst wenn der PSA-Wert auffällig hoch ist, folgen weitere Schritte zur Abklärung. Die Tastuntersuchung bleibt dabei eine mögliche Ergänzung, etwa wenn andere Risikofaktoren hinzukommen oder der Befund unklar ist.
Das Ziel dieser neuen Vorgehensweise ist es, Männern eine angenehmere und präzisere Form der Früherkennung anzubieten – ohne unnötige Eingriffe, aber mit größtmöglicher Sicherheit. Trotzdem bleiben viele zurückhaltend: Zu wenige nehmen die einfache Möglichkeit wahr, sich regelmäßig testen zu lassen.
Lange Nacht der Urologie
Um Männer stärker für das Thema Früherkennung zu sensibilisieren, sucht die österreichische Krebshilfe gemeinsam mit Fachärzten der Urologie nach neuen Wegen. Ein Teil davon ist die Initiative „Loose Tie 2025“, die Vorsorge aus der Tabuzone holen will. Statt nüchterner Aufklärung setzt sie auf offene Gespräche und einfache Zugänge: So laden Urologen in diesem Herbst zu einem besonderen Abend ein, bei dem Interessierte ohne Termin zu einer unverbindlichen Untersuchung kommen können.
Österreichweit beteiligen sich rund 45 Ordinationen und Kliniken an der als Lange Nacht der Urologie betitelten Kampagne. Zwischen 17 und 21 Uhr stehen dort Fachleute bereit, um unkompliziert Fragen zu beantworten und einen ersten Gesundheitscheck anzubieten. Ziel der Kampagne ist es, Hemmschwellen abzubauen und Männern zu zeigen, dass Vorsorge nichts mit Angst oder Unbehagen zu tun hat – sondern mit Verantwortung. Eine Übersicht aller teilnehmenden Standorte ist auf der Website abrufbar.
Neben der Prostata verdienen auch andere Körperregionen und – Bereiche seine Aufmerksamkeit. So sollten etwa Hautveränderungen ernst genommen werden – sie können, früh erkannt, meist gut behandelt werden. Regelmäßiges Beobachten und ein ärztlicher Blick bei Unsicherheiten sind einfache, aber wirksame Maßnahmen.
Die kostenlose Vorsorgeuntersuchung der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) bietet Männern ein breites Programm zur Früherkennung:
Auch die Darmgesundheit rückt stärker in den Fokus. Bei familiärer Vorbelastung kann eine frühzeitige Abklärung sinnvoll sein, noch bevor die regulären Vorsorgeprogramme greifen. Eine einfache Untersuchung kann hier entscheidend sein, um spätere Eingriffe zu vermeiden.
Nicht zuletzt zählt die seelische Gesundheit. Dauerhafte Belastung, Leistungsdruck und ständige Erreichbarkeit wirken sich auch körperlich aus. Wer auf Ausgleich achtet und Pausen bewusst einplant, beugt Erschöpfung und innerem Stress vor – wichtige Faktoren, die in der modernen Vorsorge längst ihren Platz haben.
Gesundheitsbewusstsein bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – nicht erst, wenn Beschwerden auftreten. Wer sich regelmäßig Zeit für den eigenen Körper nimmt, stärkt nicht nur die physische, sondern auch die mentale Stabilität. Vorsorge schafft Klarheit, bevor Unsicherheit entsteht. Sie ist kein Eingeständnis von Schwäche, sondern Ausdruck von Stärke: das Bewusstsein, dass Gesundheit kein Selbstläufer ist. Früh zu handeln bedeutet, Kontrolle zu behalten – über den eigenen Körper, die eigene Energie und letztlich über die eigene Zukunft.
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