Einst E-Pionier

Nissan Leaf: Was kann die 3. Generation wirklich?

Motor
19.10.2025 05:00

Wer ist denn nun wirklich der E-Auto-Pionier? Für die meisten ist es Tesla. Tatsächlich war aber der Nissan Leaf 2010 das erste Elektroauto für den Massenmarkt. Im Frühjahr kommt die dritte Generation auf den Markt. Stephan Schätzl war mit dem Topmodell bereits unterwegs – seine Eindrücke hier im Video-Fahrbericht!

Nach dem Produktionsende der zweiten Generation des Leaf für Europa im März 2024 klafft eine Lücke im Modellprogramm von Nissan. Eigentlich schon vorher, denn wirklich auf der Höhe der Zeit war er längst nicht mehr. Umso erstaunlicher ist es, dass der neue erst jetzt präsentiert wird, obwohl er - wie hinter vorgehaltener Hand zu hören ist – bereits seit zwei Jahren fix und fertig ist. Aber besser so als wie beim einen oder anderen Konkurrenten, der neue Baureihen gerne mal auf die Kunden loslässt, noch bevor sie zu Ende entwickelt sind.

(Bild: Stephan Schätzl)

Und so hinterlässt der neue Nissan Leaf bei ersten Testfahrten in Dänemark einen blitzsauberen und ausgereiften Eindruck. Statt echter Pionierleistung hieß es allerdings auch „nur“, aus der CMF-EV-Plattform, auf der z.B. auch der Renault Megane steht, das Beste herauszuholen und dabei eigenständig zu bleiben. Verwechslungsgefahr besteht jedenfalls nicht.

Auch nicht mit dem Vorgänger, denn der kommende Leaf tritt ungleich moderner auf. Von außen betrachtet ist er deutlich geschrumpft, mit 4,35 Meter ganze 14 Zentimeter kürzer. Innen hat er aber mehr Platz, obwohl die beengten Verhältnisse auf der Rückbank einen anderen Eindruck erwecken. Der sehr variable Kofferraum ist jedoch mit 437 bis 1052 Liter Volumen familientauglich und auf den Vordersitzen geht es wirklich luftig zu.

Vorn viel Platz und gute Bedienung
Dazu trägt die offene Gestaltung des Cockpits bei. Das aufgesetzte Doppeldisplay, das sich aus zwei 14,3-Zoll-Screens zusammensetzt, lehnt sich an die Konsole. Vor dem Touchscreen kann man angenehm den Handballen auflegen, um während der Fahrt wackelfrei zu tippen. Auch eine Leiste mit Klima-Tasten befindet sich dort. Das Handy lädt drahtlos unter der Mittelarmauflage, davor befinden sich zwischen den Sitzen zwei Cupholder; zur Not könnte man sich davor auch mit den Füßen durchquetschen, wenn man zugeparkt wurde und auf der Beifahrerseite aussteigen muss.

Das sehr informative und übersichtliche Tacho-Display wird über echte Lenkradtasten bedient – vorbildlich! Das Mitdenken geht bei Nissan so weit, dass die kleine Bedienwalze auf der rechten Seite nicht senkrecht läuft, sondern schräg, wie sich auch der Daumen bewegt.

Das Cockpit ist wohnlich und übersichtlich.
Das Cockpit ist wohnlich und übersichtlich.(Bild: Nissan)
Echte Lenkradtasten machen die Bedienung zum Kinderspiel.
Echte Lenkradtasten machen die Bedienung zum Kinderspiel.(Bild: Nissan)
Hier lädt das Handy drahtlos.
Hier lädt das Handy drahtlos.(Bild: Nissan)
Navi-Ansagen kommen aus der Kopfstütze.
Navi-Ansagen kommen aus der Kopfstütze.(Bild: Nissan)

Das Bediensystem basiert auf Google, bringt als Playstore, Assistent und Maps mit. Die Laderoutenplanung funktioniert auf Zuruf blitzschnell und tadellos. Überhaupt gibt das Bediensystem keine Rätsel auf und die Kameraansichten sind gestochen scharf. Sie erlauben sogar den Blick durch den Vorderwagen auf den Boden, wie bei Land Rover.

Zwei Antriebskonfigurationen
Der neue Leaf treibt über einen neuentwickelten integrierten Elektromotor die Vorderräder an. Mit der netto 52 kWh großen Basis-Batterie leistet er 130 kW/177 PS und sorgt für einen Standardsprintwert von 8,3 Sekunden. Mit dem 75-kWh-Akku sind es 160 kW/218 PS und 7,6 Sekunden. Beide laufen 160 km/h.

Die Reichweiten sind angesichts der Kapazitäten beachtlich: 440 bzw. 622 Kilometer. Dazu trägt der cW-Wert von 0,25 bei. Das Ladetempo ist nicht berauschend, Nissan gibt für 20 bis 80 Prozent „unter 30 Minuten“ an, bei einer maximalen Ladeleistung von 105 bzw. 150 kW. Wann werden endlich alle Autohersteller grundsätzlich 10 bis 80% angeben, der besseren Vergleichbarkeit wegen?

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Was Nissan noch angibt, ist der Zugewinn von Reichweite in 30 Minuten: Das sind beim großen Akku 420 Kilometer (für den kleinen gab es noch keine endgültigen Werte). Der WLTP-Verbrauch inklusive Ladeverluste liegt bei 13,8 kWh/100 km. Um Transparent bemühen sich die Japaner, indem sie die Autobahnreichweite bei 130 km/h nennen: 224 bzw. 330 Kilometer. 

Am Testtag auf dänischen Straßen bin ich (laut Bordcomputer, also ohne Ladeverluste) auf einen Durchschnitt von 16 kWh gekommen. Praktisch ohne Autobahn und mit einem Tempolimit von zumeist 80 km/h.

Sehr geschmeidiges Fahren
Es geht leise zu im Nissan Leaf, und insgesamt komfortabel. Das Fahrwerk kommt auch mit grobem Untergrund gut zurecht, hält aber auch in flott gefahrenen Kurven präzise die Spur. Der Wunsch nach adaptiven Dämpfern kommt nicht auf. Sogar die Lenkung vermittelt feines Gefühl für die Fahrbahn. Besonderes Lob gilt den Lenkradpaddles, mit denen man vier Rekuperationsmodi anwählen kann (darunter einen echten Segelmodus) sowie einen adaptiven Modus. Warum fürs One-Pedal-Driving ein Extra-Knopf am Armaturenbrett vorgesehen ist, bleibt ein Rätsel.

Einzige Bedienschrulle sind die Fahrwahltasten. Ein wie auch immer gearteter Hebel ist leichter zu bedienen. Ansonsten ist der Nissan Leaf ein Vorbild in einfacher Bedienung.

Nissan Leaf, Generation 1 (rechts) und 2 (links)
Nissan Leaf, Generation 1 (rechts) und 2 (links)(Bild: Stephan Schätzl)

Preis und Ausstattung
Offiziell werden noch keine Preise genannt. Inoffiziell steht der Nissan Leaf ab Ende März zu Preisen ab rund 37.000 Euro beim Händler, mit dem großen Akku wohl ab rund 42.000 Euro. Schon die Engage genannte Basis ist V2L-kompatibel und bringt 11-kW-AC-Lader, Wärmepumpe, Zwei-Zonen-Klima, höhenverstellbare Vordersitze, Kameras und Parksensoren und fast alle Assistenten mit, hat aber statt 14,3- nur 12,3-Zoll-Bildschirme und kein Navi (aber Apple CarPlay/Android Auto drahtlos). Für 14,3“ und die volle Google-Breitseite braucht man zumindest die nächste Stufe Engage+. Darüber gibt es noch zwei weitere Niveaus.

(Bild: Nissan)

Fahrzit:
Ein Pionier ist er nicht mehr, der Nissan Leaf, dazu müsste er zumindest 800 Volt haben. Aber er gibt sich keinerlei Blöße, auch wenn er gern schneller laden und mehr Platz auf der Rückbank bieten dürfte). Angesichts der Batteriegrößen sind die Reichweiten sehr gut und das Fahrverhalten stellt jeden Fahrertypen zufrieden. Dass die Bedienung durchwegs so angenehm einfach ist und Nissan auf die sonst oft üblichen Touchelemente am Lenkrad verzichtet, ist bemerkenswert. Der Nimbus E-Pionier verpflichtet, man merkt es dem Auto an: Nissan wollte viel richtig machen – und das ist gelungen.

Warum?
Feines Fahrverhalten
Einfache Bedienung
Gute Reichweite

Warum nicht?
Wenig Platz in der zweiten Reihe
Mittelmäßige Ladeleistung

Oder vielleicht …
… Renault Megane, VW ID.3, Cupra Born, Kia EV3, Opel Astra Electric, MG4, BYD Dolphin …

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