Ausgediente Handys, Laptops, Kabel und Haushaltsgeräte: Haushalte und Unternehmen in der EU, Großbritannien, Island, Norwegen und der Schweiz haben einem Bericht zufolge 2022 insgesamt rund 10,7 Millionen Tonnen Elektroschrott erzeugt – rund 20 Kilogramm pro Einwohner. In ihnen schlummern wichtige Rohstoffe, die bislang allerdings kaum recycelt werden.
Das geht aus einem Bericht hervor, dessen Daten das EU-finanzierte Projekt FutuRaM zum Internationalen Tag des Elektroschrotts am 14. Oktober erstellt hat. Grob zehn Prozent des Elektroschrotts sind demnach kritische Rohstoffe mit einem Gesamtgewicht von rund einer Million Tonnen. Davon seien jedoch nur rund 400.000 Tonnen zurückgewonnen worden.
Der Bericht zeigt auf, was im Jahr 2022 an kritischen Rohstoffen wiedergewonnen wurde: rund 162.000 Tonnen Kupfer, 207.000 Tonnen Aluminium, 12.000 Tonnen Silizium, 1000 Tonnen Wolfram und zwei Tonnen Palladium. Doch selbst bei Recyclingverfahren nach EU-Regeln gingen etwa 100.000 Tonnen an kritischen Rohstoffen verloren, überwiegend Seltene-Erden-Metalle, die sich schlecht voneinander trennen lassen.
Nur ein Prozent wird recycelt
„Europa ist bei der Beschaffung kritischer Rohstoffe zu über 90 Prozent auf Drittländer angewiesen, doch einige der Rohstoffe recyceln wir nur zu einem Prozent“, wird EU-Umweltkommissarin Jessika Roswall in einer Mitteilung des internationalen Verbands WEEE Forum zitiert, der den Elektroschrott-Tag organisiert und 50 Mitgliedsorganisationen hat. WEEE steht für Waste Electrical and Electronic Equipment (Abfall aus elektrischen und elektronischen Geräten).
Insgesamt sind dem Bericht zufolge 46 Prozent des gesamten Elektroschrotts nicht nach den Vorgaben der EU-Regulierungen entsorgt worden. Von diesen rund fünf Millionen Tonnen Elektroschott waren 3,3 Millionen mit anderem Metallschrott vermischt, sodass sie höchstens teilweise zurückgewonnen werden können. 700.000 Tonnen wurden mit anderen Abfällen deponiert oder verbrannt, 400.000 Tonnen zur Wiederverwertung exportiert.
Die EU-Gesetzgebung versucht, die Recyclingquote zu verbessern, indem sie bequeme Rückgabemöglichkeiten ausbaut, die Recyclingkapazitäten erhöht und politische Instrumente, wie Ökodesign-Anforderungen oder Bestimmungen zu Reparaturfähigkeit und Haltbarkeit, einsetzt.
„Europas Elektroschrott ist kein Müll, sondern eine milliardenschwere Ressource, die darauf wartet, erschlossen zu werden“, betonte der Seniorautor des Berichts, Cornelis Peter Baldé vom Programm „Nachhaltige Kreisläufe“ des UN-Instituts für Training und Forschung.
So ist Palladium laut WEEE Forum bis zu 30.000 US-Dollar (rund 26.000 Euro) pro Kilogramm wert, weshalb eine kleine Verbesserung der Rückgewinnung bereits Hunderte Millionen wert sein könne. Im Hinblick auf alle kritischen Rohstoffe ergänzte Baldé: „Jedes Kilogramm, das wir zurückgewinnen, und jedes Gerät, das wir reparieren, stärkt unsere Wirtschaft, verringert unsere Abhängigkeit und schafft neue Arbeitsplätze.“
Was Verbraucher tun können
In einer Prognose für das Jahr 2050 gehen die Autoren davon aus, dass die Menge an Elektroschrott auf 1,2 bis 1,9 Millionen Tonnen steigen wird – je nachdem, ob so weitergemacht wird wie bisher, ob das Recycling verbessert wird oder ob eine wirkliche Kreislaufwirtschaft aufgebaut wird.
Die Berichtsautoren erwarten, dass der Anteil von Solarmodulen am Elektroschrott bis 2050 besonders stark steigen wird, und zwar von 0,15 Millionen Tonnen auf bis zu 2,2 Millionen Tonnen. Zuwächse prognostizieren sie auch für große und kleine elektrische Haushalts- und IT-Geräte, mit der Ausnahme von Bildschirmen und Monitoren, für die sie einen Rückgang vorhersagen.
Magdalena Charytanowicz vom WEEE Forum hob zum Internationalen Tag des Elektroschrotts außerdem hervor, dass die Kreislaufwirtschaft in jedem Haushalt beginnt: „Indem sie sich für die Reparatur, Wiederverwendung oder Rückgabe alter Elektronikgeräte über ordnungsgemäße Sammelsysteme entscheiden, tragen Verbraucher direkt dazu bei, die Versorgung Europas mit wichtigen Rohstoffen zu sichern, Umweltschäden durch den Bergbau zu reduzieren und neue grüne Arbeitsplätze zu schaffen.“ Der Erfolg der Maßnahmen hängt ihr zufolge nicht nur von der Gesetzgebung ab, sondern auch von den alltäglichen Entscheidungen der Bürger.
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