Als seine Herzdame aus dem Ausland nach Österreich zog, erkannte Frank H. seine neue Frau nicht wieder – sie war wie ausgewechselt. Nach Jahren voller Streit blieb sie sogar seiner Beerdigung fern. Zurück bleibt ein Konflikt um die Erbschaft, der bis nach Russland führt ...
„Mein letzter Wille“ steht im Testament von Frank H. in Schreibschrift geschrieben. Seine beiden Töchter Maria und Marita sollen sein gesamtes Hab und Gut erben. So auch die Genossenschaftswohnung des Vaters in St. Pölten, die ihm schon seit den frühen 2000er-Jahren gehörte. Ursprünglich aus Deutschland stammend, gestaltete sich die Familie hier in Niederösterreich ein schönes Leben.
2019 glaubte der Vater zunächst noch an einen Neuanfang in der Liebe. Der damals 61 Jahre alte Herr H. verliebte sich in eine junge Frau, die ursprünglich aus Russland stammte. Die Beziehung schien perfekt: Die Frau kümmerte sich sehr liebevoll und fürsorglich um ihn – noch in der Verliebtheitsphase beschloss das Paar, in Russland zu heiraten.
Nach der Hochzeit war alles anders
Die Dame – von den Anwälten genannt „Frau I.“ – erhielt danach ein Österreich-Visum und übersiedelte zu ihrem Mann nach Niederösterreich. „Doch von diesem Moment an änderte sich alles“, erzählt Maria der „Krone“, als sie versucht, die schwierige Geschichte in Worte zu fassen. Sie erinnert sich an die ständigen Erzählungen des Vaters über Dutzende Vorwürfe und emotionale Ausbrüche seitens seiner Ehefrau.
Scheidung nur in Russland möglich
Als Frank H. schon 2020 eine Scheidung anstrebte, kam die Pandemie. Eine eheliche Trennung, so wurde es ihm gesagt, sei aber nur in Russland möglich. Als sich der Mann impfen ließ, damit eine Reise möglich war, warf die Russin ihm plötzlich Gewalt vor. Die Polizei verwies ihn für 14 Tage aus seiner eigenen Wohnung – eine Maßnahme, die ihn laut Familie tief traf.
Sogar gegen eine Corona-Impfung sprach die Ehefrau ein Verbot aus.
Tochter Maria
Nach der Pandemie herrschte Krieg
Nach der Pandemie erschwerte der Krieg mit der Ukraine jede Reise nach Russland. In Dutzenden E-Mails, die die Töchter noch haben, schrieb er seine Verzweiflung an die Polizei. Schließlich brach auch noch seine Gesundheit unter der Belastung zusammen: Diagnose: akute Leukämie. Eineinhalb Jahre kämpften seine Töchter an seiner Seite, begleiteten ihn ins Krankenhaus. Die Ehefrau, so die Familie, habe sich kaum um ihn gekümmert – im Gegenteil: Sie sei vor allem durch Beleidigungen und aggressive Ausbrüche aufgefallen. „Sie wartet nur darauf, dass ich sterbe, um die Wohnung zu bekommen“, soll Frank H. kurz vor seinem Tod gesagt haben.
Im Sommer 2025 verstarb Frank H. im Krankenhaus St. Pölten. Doch anstatt zur Ruhe zu kommen, begann für Maria und Marita der noch größere Schmerz. Bereits am Tag nach seinem Tod habe die Witwe erklärt, sie bleibe in der Wohnung. „Laut Melderegister war sie dort aber nie wohnhaft.“ Als die jüngere Tochter Unterlagen für die Beerdigung suchte, soll es zu einem handfesten Übergriff gekommen sein: Die Stiefmutter habe sie angegriffen, in den Arm gebissen und getreten.
Dass die Ehefrau automatisch erbt, gilt nur, wenn es kein Testament gibt. In diesem Fall gibt es aber ein solches.
Anwältin der Schwestern
Als der Streit nicht abzureißen schien, gingen Maria und Marita zu einer Anwältin in St. Pölten. Mit im Gepäck haben sie das Testament ihres Papas. „Normalerweise erbt die Ehefrau nach dem Gesetz ein Drittel, wenn der Mann verstirbt“, sagt die Anwältin. Das trifft aber nur zu, wenn es kein Testament gibt, wo anderes gewünscht wird. Ob die Ehe direkt in Österreich tatsächlich nie geschieden werden konnte, ist noch nicht geklärt. Und einklagen könnte die russische Frau ihren Anteil auch noch. „Wir wollen eigentlich kein Geld, nur Gerechtigkeit und die Möglichkeit, uns in Würde von unserem Vater zu verabschieden“, sagen die Schwestern.
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