Es ist ein kurzer, süffisanter Moment, den die Kameras am Rande eines Treffens europäischer Staats- und Regierungschefs am Donnerstag in Kopenhagen eingefangen haben. Albaniens Premier Edi Rama forderte von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine „Entschuldigung“. Der Grund: ein öffentlicher Versprecher des US-Präsidenten Donald Trump. Auch Österreichs Kanzler Christian Stocker hatte am Trump-Fauxpas sichtlich seinen Spaß ...
Zur Vorgeschichte: Im August handelte US-Präsident Donald Trump ein Friedensversprechen zwischen Armenien und Aserbaidschan aus, wofür er sich mehrfach öffentlich selbst lobte.
Trump verwechselte Länder
Blöd nur, dass er dabei Armenien bei seinem Selbstlob mit einem ganz anderen Land verwechselte – nämlich Albanien. Obwohl das Land knapp 3000 Kilometer von Aserbaidschan entfernt liegt, bekundete Trump bei einer Pressekonferenz mit Großbritanniens Premierminister Keith Starmer Mitte September, „Albanien und Aserbaidschan zu Frieden gebracht zu haben“ (siehe Posting unten).
„Aber-baijan“
Tatsächlich hat es nie einen Friedensdeal zwischen Albanien und Aserbaidschan gegeben. Im Weißen Haus wurde vielmehr ein Friedensabkommen zwischen Armenien und Aserbaidschan unterzeichnet. Trump nannte den Staat dabei einmal sogar „Aber-baijan“.
Beim Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) in Kopenhagen am Donnerstag brachte das die Staatschefs Albaniens und Aserbaidschans zum gemeinsamen Scherzen mit Frankreichs Staatspräsidenten Emmanuel Macron (siehe Posting unten).
Video auf X: Heiteres Scherzen zwischen Macron. Stocker und Co.
„Sie sollten sich bei uns entschuldigen ...“
„Sie sollten sich bei uns entschuldigen, weil Sie uns nicht zu dem Friedensabkommen gratuliert haben, das Präsident Trump zwischen Albanien und Aserbaidschan geschlossen hat“, sagte Albaniens Premier Edi Rama in plötzlich ernster Miene zu einem sichtlich verwunderten Macron, woraufhin der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew in Gelächter ausbrach.
Macron reagierte – etwas verzögert – lachend mit einem „Das tut mir leid“ und tätschelte Rama dabei auf die Wange. Es herrschte großes Gelächter bei allen Beteiligten, darunter auch Österreichs Kanzler Christian Stocker (ÖVP). Zu sehen ist das fröhliche Scherzen der Politspitzen auch auf Videoaufnahmen, die mitunter auf X geteilt wurden.
Premier verteidigt Witz
Albaniens Premier nahm etwas später auf X Stellung zu seinem kleinen Scherz. Seine Bemerkung sei lediglich ein humorvoller Moment gewesen, der von den Medien überproportional aufgegriffen worden sei, bedauerte Rama. Statt um die politischen Inhalte des Gipfels habe sich plötzlich alles um diesen kurzen Austausch gedreht.
Viel Lob für Trump
„Die Wahrheit ist, dass Präsident Trump sich als ein Führer gezeigt hat, der das Wort ,Frieden‘ nach vielen Jahren wieder in den Wortschatz des Westens zurückgebracht hat”, würdigte Rama den US-Präsidenten. Er habe in kurzer Zeit dort Erfolge erzielt, wo andere zuvor gescheitert seien. Der Austausch mit Macron und Alijew sei nichts anderes gewesen als ein freundlicher Augenblick – unter Politikern, die, so Rama, nach wie vor zu Trumps größten Bewunderern zählen.
Trump verwechselte Albanien und Armenien schon häufiger öffentlich
Schon vor dem Treffen mit Großbritanniens Premierminister, ebenfalls im September, hatte Trump übrigens denselben Fehler begangen: In einem Gespräch mit dem Fox News-Moderator Mark Levin sagte Trump, „unlösbare Kriege gelöst“ zu haben, wie er mitunter vom US-Nachrichtendienst Newsweek zitiert wurde. „Aserbaidschan und Albanien, das ging viele, viele Jahre so, ich hatte die Premierminister und Präsidenten in meinem Büro“, sagte Trump dabei (siehe Posting unten).
„Sieben Kriege beendet“: Wieso Trump den Friedensnobelpreis fordert
Der US-Präsident bezeichnete das Abkommen als großen diplomatischen Erfolg, während er weiterhin um den Friedensnobelpreis wirbt. Er behauptet, seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Jänner sieben Kriege durch seine Vermittlung beendet zu haben. Zu den angeblichen Konflikten gehörten Kriege zwischen Serbien und dem Kosovo sowie zwischen Ägypten und Äthiopien. Die Spannungen zwischen diesen Ländern bestehen zwar weiterhin, jedoch sind sie in letzter Zeit nicht in einen Krieg ausgeartet. Unterdessen hat Indien die Behauptungen des Weißen Hauses zurückgewiesen, Trump habe im Mai die Feindseligkeiten mit Pakistan deeskaliert.
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