Bridgekamera

Sony RX10: Die “eierlegende Wollmilchsau” im Test

Elektronik
25.01.2014 09:00
"Eierlegende Wollmilchsau" – auf diese Beschreibung stößt man bei der Suche nach Sonys DSC-RX10 in Online-Diskussionen immer wieder. Tatsächlich hat die Bridgekamera ihrer Konkurrenz so manches voraus, was sie zu einer attraktiven Lösung für sowohl Einsteiger als auch fortgeschrittene Fotografen macht. Warum die Kamera dennoch nicht jedermanns Sache sein dürfte, verraten wir Ihnen hier.

Zu den größten Talenten von Sonys RX10 zählt zweifelsohne das Objektiv: Mit einer Brennweite entsprechend Kleinbild von 24 bis 200 Millimetern eignet es sich gleichermaßen für die Natur-, Landschafts-, Porträt- oder Sportfotografie. Die große Brennweite allein ist jedoch nicht entscheidend, ausschlaggebend ist vielmehr die über die gesamte Länge, also vom Weitwinkel bis zum Tele-Bereich durchgehend konstante Blende von F2.8.

Diese bedingt einen größeren Lichteinfall und somit kürzere Verschlusszeiten, selbst bei schwachem Umgebungslicht. Durch die große Anfangsblende lassen sich Motive zudem leichter freistellen und vom Hintergrund lösen, was ein kreatives Spiel mit der Schärfentiefe erlaubt (siehe hochauflösende Bilder auf Flickr).

Angetan zeigten wir uns auch von der geringen Naheinstellgrenze des Objektivs, die laut Sony bei gerade einmal drei Zentimetern liegt. Das wiederum ermöglicht es dem Fotografen, richtig nahe an das Motiv seiner Wahl heranzugehen, was insbesondere im Bereich der Makro-Fotografie von Belang ist.

Vergleichsweise leicht und kompakt
Bemerkenswert ist auch, dass es Sony trotz des großen Brennweitenbereichs und der konstanten Blende gelungen ist, das Gehäuse (129 x 88,1 x 102,2 Millimeter) kompakt zu halten. Auch das Gewicht fällt im Vergleich zu klassischen Spiegelreflexkameras mit entsprechender Optik relativ gering aus: 813 Gramm bringt die RX10 samt Akku und Speicherkarte auf die Waage.

Umfangreiche Ausstattung
Dabei spart der Hersteller nicht bei der Ausstattung: WiFi und NFC zur drahtlosen Kontaktaufnahme mit Smartphone oder Tablet sind ebenso integriert wie eine HDMI-Schnittstelle und ein separater Mikrofon-Eingang plus Kopfhörer-Ausgang. Ein 62-Millimeter-Filtergewinde sowie ein einschwenkbarer Graufilter, mit dessen Hilfe sich auch am Tag lange Belichtungen ohne Überbelichtung verwirklichen lassen, sind ebenfalls vorhanden.

Für den gegenteiligen Fall, also wenig Licht, spendiert Sony der Kamera einen mit 20,2 Megapixeln auflösenden CMOS-Bildsensor im Ein-Zoll-Format (13,2 x 8,8 Millimeter), womit sich die RX10 hinsichtlich ihrer Sensorgröße zwar über gängigen Kompaktkameras befindet, aber deutlich unter Spiegel- und auch Systemkameras wie der hauseigenen NEX-Serie mit Sensoren im APS-C-Format.

Rauschverhalten
Das Rauschverhalten kann sich dennoch sehen lassen: Wir bemerkten in der 100-Prozent-Ansicht erst ab ISO 3.200 einen leichten Bildqualitätsverlust. Runterskaliert auf klassische Fotopapier-Größe gelingen jedoch auch mit ISO 6.400 noch sehr gute Aufnahmen. Von den beiden höchsten Lichtempfindlichkeiten, nämlich ISO 12.800 und ISO 25.600, sollte dagegen nur im Ausnahmefall Gebrauch gemacht werden.

Vollautomatisch oder manuell
Ebenfalls top: Neben den bekannten Motivprogrammen und Aufnahmeautomatiken für Blende und Verschlusszeit erlaubt die RX10 auch die gänzlich manuelle Steuerung. Insgesamt sieben frei belegbare Bedienknöpfe erlauben dabei größtmögliche Flexibilität. Sogar der praktische Blendenring am Objektiv kann mit verschiedenen Modi belegt werden.

Die diversen Modi, darunter zwei vom Benutzer definierbare sowie ein Schwenkpanoramamodus, lassen sich bequem über ein Wählrad ansteuern, ein zweites ermöglicht die schnelle Belichtungskorrektur von bis zu drei Stufen nach oben oder unten. Last, but not least lässt sich über einen Schalter an der Vorderseite auch noch zwischen dem jeweils sehr schnellen und präzisen Einzel- oder kontinuierlichen Autofokus sowie der manuellen Schärfeeinstellung wechseln.

Kipp-Display und elektronischer Sucher
Geknipst wird im JPEG- oder RAW-Format, gefilmt in Full-HD-Qualität mit 24, 25, 50 oder 60 Bildern pro Sekunde im AVCHD-Format. Letzteres auf Wunsch übrigens ebenfalls zur Gänze manuell. Wie sich die Einstellungen auswirken, können sowohl Fotografen als auch Filmer in Echtzeit auf dem drei Zoll großen Display verfolgen, das sich rund 84 Grad nach oben und zirka 43 Grad nach unten kippen lässt.

Alternativ oder als nützliche Ergänzung, wenn beispielsweise die Sonne stark auf das Display scheint, bietet die RX10 zudem einen elektronischen OLED-Sucher mit 0,7-facher Vergrößerung. Clever: Ein Sensor erkennt automatisch, wenn sich das Auge des Fotografen dem Sucher nähert, um diesen ein- und das Display auszuschalten.

Schwächen in der Ergonomie...
"Und wo ist nun der Haken?", mag sich manch einer fragen. Zum einen in der Ergonomie: Für durchschnittliche, normal große Hände liegen viele der Bedienelemente recht ungünstig, sodass man die Finger entweder verrenken oder unnötig strecken muss, um die Tasten zu erreichen. Dies gilt beispielsweise für die Blitz- und Displaybeleuchtungstaste an der Oberseite der Kamera sowie den Autofokus-Schalter. Abzüge gibt es außerdem für das hintere, leider viel zu kleine Wählrad. Für unseren Geschmack zu klein war außerdem der rechte Kameragriff. Hier wäre mehr Platz für die Hand definitiv wünschenswert gewesen. Da dies jedoch von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich bewertet wird, gilt wie so oft vor dem Kauf: in die Hand nehmen und ausprobieren.

...und beim Preis
Zum anderen, und für viele wahrscheinlich ausschlaggebender, wäre jedoch der Preis: Übers Internet ist die RX10 derzeit für günstigstenfalls rund 1.000 Euro erhältlich. Damit liegt die Sony-Kamera teils deutlich über kleineren und leichteren Systemkameras oder Einsteiger-Spiegelreflexkameras mit größerem Bildsensor. Wer sich für eine der beiden Lösungen entscheidet, dem bleiben in der Regel noch mehrere hundert Euro übrig für ein oder zwei gute Objektive oder Zubehör.

Erst einmal angeschafft, muss man sich bei der RX10 hingegen bis ans Ende ihres Produktlebens mit dem zwar sehr guten, weil durchgehend lichtstarken, aber letztlich nicht austauschbaren Objektiv arrangieren. Damit wäre wohl auch klar, wer zur Zielgruppe gehört, nämlich all jene, die auf der Suche nach einer unkomplizierten Gesamtlösung sind und sich darüber hinaus nicht mit dem Objektivkauf oder –wechsel beschäftigen möchten. Sie sind bei der RX10 sehr gut aufgehoben, bezahlen dies aber derzeit mit einem sehr hohen Preis.

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