Exekution umstritten

Häftling als Versuchskaninchen für neuen Todes-Mix

Ausland
16.01.2014 07:05
In den USA soll ein verurteilter Vergewaltiger und Mörder am Donnerstag mit einem nicht getesteten neuen Todes-Cocktail hingerichtet werden. Für Kritiker wird der 53-jährige Dennis McGuire damit Teil eines "grausamen Experiments". Ihr Mandant werde durch einen minutenlangen qualvollen Todeskampf gehen und am Ende langsam ersticken, warnen auch die Anwälte des Todeskandidaten. Dennoch gab der zuständige Richter grünes Licht für die Exekution.

Ohio will als erster Bundesstaat der USA einem zum Tode verurteilten Häftling eine völlig neuartige Medikamentenmischung verabreichen. Der Mix aus dem Betäubungsmittel Midazolam und dem Schmerzmittel Hydromorphon wurde in den USA noch nicht an Menschen getestet und kam auch noch nie zum Einsatz. Seine "Premiere" soll der Drogen-Cocktail nun bei der Hinrichtung von Dennis McGuire haben. Die umstrittene Exekution ist für Donnerstag im Staatsgefängnis von Ohio in Lucasville angesetzt.

Der zuständige Bundesrichter Gregory Frost hatte sich bis zuletzt nicht von den Argumenten der Anwälte zu den befürchteten Folgen für den 53-jährigen Todeskandidaten überzeugen lassen. Die von der Verteidigung vorgelegten Beweise dafür, dass der Medikamentenmix "ein erhebliches Risiko" darstelle und McGuire vor seinem Tod "starke Schmerzen" leiden werde, seien nicht ausreichend, so Frost.

Richter erlaubt "Experimente in Sachen Tod"
Immerhin bestätigte der Richter, dass es sich bei dem Drogen-Cocktail in Ohio um ein "Experiment in Sachen tödliche Injektion" handle. Zugleich merkte Frost aber an: "Das Gesetz lehrt, dass es Ohio freisteht, seine Verfahren zur Durchführung der Todesstrafe zu erneuern und weiterzuentwickeln" - zumindest sofern ein Verfahren zur Hinrichtung nicht gegen die Verfassung verstößt. Im Falle von McGuire hält der Richter das Risiko allerdings für "von der Verfassung gedeckt".

Aber warum überhaupt Experimente mit dem tödlichen Cocktail? Hintergrund ist, dass in den USA, wo noch in 32 der 50 Bundesstaaten die Todesstrafe vollstreckt wird, Todeskandidaten bundesweit eigentlich mit dem Betäubungsmittel Pentobarbital hingerichtet werden. In mehreren Bundesstaaten war das normalerweise zum Einschläfern von Tieren verwendete Mittel zuletzt aber knapp geworden - weil sich die europäischen Herstellerfirmen weigern, weiter Barbiturate für Hinrichtungen in die USA zu liefern. Die US-Behörden sind deshalb auf der Suche nach neuen tödlichen Kombinationen.

Erstmals Mischung aus nur zwei Medikamenten
Zwar wurden bereits im Vorjahr in mehreren Bundesstaaten neuartige Mittel eingesetzt, doch der Todes-Cocktail in Ohio gilt auch deshalb als umstritten, weil es sich um eine Mischung aus nur noch zwei - und nicht den bisher üblichen drei - Medikamenten handelt. Bei der "humanen Hinrichtung" erhielten die Häftlinge in den USA bisher zunächst ein Narkosemittel und dann ein Mittel, das die Körpermuskeln lähmen soll. Erst das dritte Medikament stoppt schließlich den Herzschlag. Der ganze Prozess soll zudem nicht länger als zwei Minuten dauern.

Experte: "McGuire wird nicht friedlich einschlafen"
In einem Gerichtsgutachten der Anwälte von McGuire heißt es aber nun: "Die geplante Dosis reicht nicht aus, McGuire richtig zu betäuben." David Waisel, Professor für Anästhesie an der renommierten Harvard Universität, der das Gutachten für die Verteidigung erstellt hat, zeichnet ein schreckliches Bild vom Tod des Häftlings. "McGuire wird nicht friedlich einschlafen, sondern vermutlich wieder aufwachen und ein erschreckendes Gefühl empfinden, nicht mehr atmen zu können", so der Experte gegenüber der Tageszeitung "Washington Post". Der Professor spricht von einem Phänomen, das in der Fachwelt als "Lufthunger" bezeichnet wird - der verzweifelte Kampf vor dem Erstickungstod.

"Kein Anspruch auf eine völlig schmerzfreie Hinrichtung"
"Egal, wie man zum Thema Todesstrafe steht, einem sollte jeder zustimmen: Die Gesellschaft sollte nicht auch noch wollen, dass der Hingerichtete zusätzlich leidet. Der Tod ist genug an Strafe", mahnt Waisel. Eine Meinung, die der zuständige Staatsanwalt in Ohio, Thomas Madden, nicht zu teilen scheint. In einer Anhörung im Fall McGuire erklärte der Ankläger vor Gericht: "Niemand hat einen Anspruch auf eine völlig schmerzfreie Hinrichtung."

McGuire, Häftlingsnummer A305-892, war 1989 wegen Vergewaltigung und Mordes an Joy Stewart in Preble County, eine Autostunde östlich der Metropole Indianapolis im Bundesstaat Indiana, zum Tode durch die Giftspritze verurteilt worden. Das 22 Jahre alte Opfer war im achten Monat schwanger gewesen. An der Schuld von McGuire gab es während des Prozesses keine Zweifel.

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