Happy Birthday

Grantler und Workaholic: Van Morrison wird 80

Musik
28.08.2025 09:00

Vor einigen Jahren beunruhigte Van Morrison seine Fans, als er 2017 sagte, er habe keine Lust mehr, Alben zu machen. „Ich habe Spaß daran, die Stücke aufzunehmen“, meinte er, „aber dann dieses Abmischen und der ganze Rest, das ist so langweilig.“ Seit dieser Aussage, die Fans hochschrecken ließ, hat der britische Sänger ganze elf Studioalben veröffentlicht. Stattliche 47 sind es insgesamt. Am Sonntag, den 31. August, wird Van Morrison 80 Jahre alt.

kmm

Und nach sechs Jahrzehnten im Musikgeschäft macht er keinerlei Anstalten, kürzerzutreten – weder im Studio noch auf der Konzertbühne. Rund um seinen Geburtstag und am Tag selbst gibt der rastlose Ire, dessen optische Markenzeichen der Hut, die Sonnenbrille und der meist dunkle Anzug sind, eine Handvoll Konzerte in seiner Heimatstadt Belfast. Das nächste Album ist auch nur eine Frage der Zeit.

Rückstau bei den Veröffentlichungen
Der Mann, den das „Rolling Stone“-Magazin einst als „König der irischen Soulsänger“ adelte, nimmt nämlich so viel Musik auf, dass er mit der Veröffentlichung nicht hinterherkommt. „Es gibt neue Arrangements und Projekte, die einfach nur herumliegen und Staub ansetzen“, erzählte er gerade in einem auf seiner Website veröffentlichten Interview. „Der Vertrieb kann nur eine bestimmte Menge auf einmal bewältigen. Zwei Platten pro Jahr wäre schwierig, eine ist machbar.“

Zuletzt veröffentlichte er im Juni „Remembering Now“, sein erstes Album mit Eigenkompositionen seit drei Jahren. Auch diese Songs hatten schon eine Weile herumgelegen. „Das hätte schon vor langer Zeit herauskommen sollen“, berichtete Morrison. „Es liegt einfach an Prioritäten und dem richtigen Timing.“

Erste Band mit zwölf Jahren
Nur wenige Musiker sind auf ihre alten Tage so produktiv wie George Ivan Morrison. Der Sänger, der am 31. August 1945 in Belfast geboren wurde, war schon immer eine Art Workaholic. Eine wahrnehmbare längere Pause gab es für ihn kaum, seit sein Vater dem damals Elfjährigen eine Gitarre kaufte und damit den Grundstein für eine große Musikerkarriere legte.

Schon im zarten Alter von zwölf Jahren gründete Morrison seine erste Band. Nach der Gitarre lernte er Saxofon zu spielen. Später kam der Gesang dazu – und das eher unbeabsichtigt. „Ursprünglich war ich gar kein Sänger, aber niemand anders konnte singen“, erzählte Morrison dem „Independent“, „so wurde ich dann der Leadsänger.“

Die umfangreiche Plattensammlung des Vaters – mit allem von Blues, Gospel und Jazz bis zu Folk und Country – war eine wichtige Inspiration. Seine Vorbilder hießen Mahalia Jackson, Ray Charles und Muddy Waters, aber auch Woody Guthrie und Hank Williams.

Der weiße R&B-Sänger
Mit der Zeit entwickelte er seinen eigenen Stil. „Niemand will eine Kopie von einer Kopie“, betonte er im „Guardian“, „man muss der Musik seinen eigenen Stempel aufdrücken.“ Das ist dem Eigenbrötler, der mitunter als stur und verschwiegen wahrgenommen wird, gelungen. Vielen gilt Morrison als der beste weiße Rhythm-&-Blues-Sänger.

Die Schule beendete Morrison ohne Abschluss. Sein Geld verdiente er zunächst als Fensterputzer. Später sang er darüber. Doch schnell trug sein musikalisches Talent erste Früchte. Mit der Gruppe The Monarchs tourte „Van The Man“ schon als Teenager durch Deutschland. In Köln nahmen sie sogar eine erste Single auf. Als Bezahlung soll es Cognac gegeben haben.

Später gelangen Morrison mit der von ihm gegründeten Band Them trotz mehrerer Besetzungswechsel in zwei Jahren einige Hits, darunter „Here Comes The Night“, „Mystic Eyes“ und die Coverversion des Bluesklassikers „Baby, Please Don‘t Go“. Deren B-Seite „Gloria“ wurde ein Überraschungserfolg. Jimi Hendrix, Patti Smith und die Doors, die zeitweise Vorband von Them waren, coverten „Gloria“ später.

Schwerer Start als Solokünstler
Mit „Brown Eyed Girl“ gelang ihm 1967 der erste eigene Hit. Doch der Start in die Solokarriere war beschwerlich. Morrison war fast pleite, als 1968 sein zweites Album „Astral Weeks“ erschien. Die progressive Mischung aus Folk, Jazz und Soul klang zwar ganz anders als das launige „Brown Eyed Girl“, doch sie wurde ein Erfolg und gilt als wegweisend für Morrisons Karriere.

Der Millionenseller „Moondance“ machte den Iren zwei Jahre später endgültig zum Star. Fortan produzierte er ein Album nach dem anderen und tourte unermüdlich. „It‘s Too Late To Stop Now“ von 1974 ist ein Zusammenschnitt von Konzerten, die er in seiner damaligen Wahlheimat Kalifornien und in London gegeben hatte. Es gilt als Klassiker unter den Live-Scheiben der 70er-Jahre.

Darüber, wie seine Musik beim Publikum ankommt, mache er sich keine Gedanken. „Das ist nicht meine Aufgabe“, betonte er im Interview auf seiner Website. „Mein Job ist es, die Musik zu machen.“ Meistens gefiel sie seinem Publikum.

Große Erfolge als Schmusesänger wider Willen
Nebenbei war das Multitalent seit den späten 80er-Jahren ungewollt Lieferant für Schmusesongs, die gelegentlich auf Soundtracks von romantischen Filmen landeten, darunter die Hitballade „Have I Told You Lately“. Dabei hatte Morrison den Song als Gebet geschrieben. Doch er funktioniert auch als irdisches Liebeslied. Privat ist Morrison spirituell, einer Religion gehört er nach eigener Aussage nicht an.

Immer wieder experimentierte Sir Van, der 2016 von Queen Elizabeth II. geadelt wurde, und nahm dabei keine Rücksicht auf gängige musikalische Konventionen. Seinen keltischen Wurzeln blieb er stets treu. 1988 nahm er ein Album mit traditionellen irischen Volksliedern auf.

Dass er nach so langer Zeit immer noch erfolgreich ist, erklärt Van Morrison damit, dass er es nie auf kommerziellen Erfolg angelegt habe. „Ich verfolge einen jazzigen Ansatz“, sagte er, „nicht zu versuchen, eine gewisse Zeit populär zu sein, und sich nicht manipulieren zu lassen. Wenn du von Anfang an dein eigenes Ding machst, kommst du gar nicht erst in diese Maschinerie rein.“

Porträt von Wien Krone
Wien Krone
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