Neue U-Bahn-Linien. Immer mehr Radwege und Bäume. Dazu die Seine als Badezone – Frankreichs Hauptstadt ist spätestens seit den Olympischen Spielen so grün wie noch nie.
Straßen werden zu Gärten, Wildtiere zu Nachbarn und im Fluss durch die Stadt ist jetzt sogar Schwimmen möglich. Willkommen in Paris! Die französische Hauptstadt, lange Zeit als grau und dreckig in Verruf, „ergrünt“ immer mehr. Dort, wo früher mitunter Verkehrslärm dominierte, lässt sich nun bei Vogelgezwitscher Kaffee trinken.
„Wir haben viel für eine bessere Lebensqualität getan“, so Bürgermeisterin Anne Hidalgo. „Wir sind eine der führenden Städte im Kampf gegen den Klimawandel.“ Tatsächlich belegte Paris im Ranking der nachhaltigsten Reiseziele 2024 den dritten Platz unter den größten Metropolen der Welt und Rang sieben unter allen Hauptstädten.
Das ist auch ein Erbe der Olympischen Sommerspiele im Vorjahr. Eines der Prestigeprojekte war der Seine-Fluss, der lange als „Toilette der Stadt“ galt. 1,4 Milliarden wurden in neue Kläranlagen und Kanäle investiert, um die Wasserqualität in Griff zu bekommen. Das zahlte sich aus. Nach der pompösen Olympia-Eröffnungsfeier auf Booten und den Schwimm-Bewerben gibt es mittlerweile mehrere Badezonen. Dazu wurden zuletzt sogar vom Aussterben bedrohte Süßwassermuscheln entdeckt.
Olympisches Dorf als Wohnviertel
Grün und nachhaltig waren zentrale Vorgaben bei den Sommerspielen. 95 Prozent der Wettkampfstätten, gänzlich mit erneuerbarer Energie betrieben, standen bereits. Auf pompöse Neubauten wurde großteils verzichtet. Eine der Ausnahmen ist das topmoderne Wassersportzentrum in Saint-Denis, das nach den Bewerben der Öffentlichkeit und Schulen gewidmet wurde sowie auch für Schwimmkurse genützt wird. Vor allem im nahen Olympischen Dorf ist das Erbe gut zu sehen. Aus den Athleten-Unterkünften, die Betten aus leicht recycelbarem Pappkarton hatten, entstehen bis Herbst Wohnungen für 6000 Menschen – ein neues Viertel im Norden der Stadt. Und das in einer der ärmsten Gegenden der Millionen-Metropole.
Auch die verlängerte, vollautomatische U-Bahn-Linie 14, ein erster Teil des großen Métro-Ausbaus, trägt zum Aufschwung bei. Die neue Endstation Saint-Denis-Pleyel macht mit dem verbauten Holz viel Eindruck, der Vorplatz besteht aus einem speziellen Steinboden, der sich nicht so schnell erhitzt. „Wir haben genau überlegt, was wir hier für die positive Entwicklung tun können“, betont Bürgermeisterin Hidalgo, die gerne sämtliche Stationen modern und barrierefrei hätte. Aber die Métro, die es teils seit 125 Jahren gibt, ist eine der ältesten weltweit. „Daher ist es ein langer Weg und eine echte Challenge.“
Leichter geht es auf den Boulevards und Straßen, die wie am Seine-Ufer immer mehr zu Radwegen werden. In den letzten 20 Jahren hat sich die Gesamtlänge mit über 1000 Kilometer verfünffacht, dazu stehen über 20.000 Leihräder bereit. Nebenbei sollen größere Autos aus dem Zentrum verschwinden (was Hidalgo anfangs viel Kritik der Besitzer einbrachte), wurden seit 2020 mehr als 200 Straßen mit Bäumen oder Pflanzen versehen und Sprühnebel-Anlagen installiert. Laut dem Stadtplanungsamt ist mittlerweile schon fast ein Drittel von Paris bepflanzt – das liegt aber auch an den zwei riesigen Parks bzw. Wäldern Bois de Boulogne und Bois de Vincennes. Beeindruckend, dass es über 145 Hektar grüne Dächer und Mauern gibt.
10 Milliarden Euro für Umweltprojekte
Die Stadt und Region Paris haben in den letzten Jahren 10 Milliarden Euro für Umweltprojekte bereitgestellt, um die ökologische Transformation zu beschleunigen. Und sie haben sich verpflichtet, bis 2050 kohlenstoffneutral zu werden. Einwohner dürfen durch Programme wie „Verschönern Sie Ihr Viertel“ selbst an der Begrünung mitwirken: So kann man eine Genehmigung erwerben, um an öffentlichen Orten Blumen oder Pflanzkübel aufzustellen. Tenor der Stadtplaner wie Avila Tourny: „Je mehr wir pflanzen, desto mehr kühlen wir die Stadt im Sommer ab.“
Die positive Entwicklung schlägt sich in den Touristenzahlen nieder. Noch dazu, weil Paris global eine jener Städte ist, die jedes Jahr die größte Vielfalt an Veranstaltungen organisiert. „Wir hatten heuer schon im Frühjahr knapp zehn Prozent mehr Gäste. Das ist auch auf die Wiedereröffnung von Notre Dame, die in neuem Glanz erstrahlt, oder des Grand Palais zurückzuführen“, verrät Frankreichs Tourismus-Ministerin Nathalie Delattre, was auch Agenturen wie Atout France, Choose Paris Region oder Paris je t’aime bestätigen können.
Klar erscheint jedenfalls: Bei vielen sind die samt Paralympics besten Sommerspiele aller Zeiten mit insgesamt 13 Millionen Besuchern weiterhin omnipräsent. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die Jagd auf Medaillen, welche in der Mitte ein kleines Stück des Eiffelturms von Renovierungsarbeiten tragen, aus den Stadien geholt wurden.
ALLGEMEINE AUSKÜNFTE: www.france.fr
HOTEL-TIPP: www.pullmanpariscentrebercy.com
RESTAURANTS:
ANREISE:
Neben Flügen auch per Nachtzug – 3x pro Woche von Wien nach Paris.
Stattdessen sorgte hochklassiger Sport vor dem Eiffelturm, der Basilika Sacré-Cœur oder vor Schloss Versailles für tolle (TV-)Bilder – eine unbezahlbare Werbung! „Das Erbe der Spiele ist noch in der gesamten Stadt spürbar, das Fest geht weiter“, betont Pierre Rabadan, Präsident von Paris je t’aime. Und: „Die weit verbreitete Nutzung des Fahrrads, neue Sport- und Kulturstätten, Badeorte an der Seine und die verbesserte Erreichbarkeit unterstreichen das Image von Paris als sehenswertes und zugleich modernes Reiseziel.“
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