Trauernde wütend

Tumult am letzten Tag der Aufbahrung Mandelas

Ausland
13.12.2013 18:03
Begleitet von einem Tumult wütender Anhänger ist der verstorbene südafrikanische Nationalheld Nelson Mandela am Freitag zum letzten Mal öffentlich aufgebahrt worden. Angesichts des Massenansturms Trauernder, die den offenen Sarg am Regierungssitz in Pretoria sehen wollten, rief die Regierung am Vormittag dazu auf, nicht mehr zu kommen. Hunderte durchbrachen am Nachmittag daraufhin eine Absperrung.

Insgesamt erwiesen rund 100.000 Südafrikaner ihrem früheren Präsidenten die letzte Ehre, indem sie seit Mittwoch den offenen Sarg besuchten. "Diese Bezeugung der Liebe und Unterstützung war ein immenser Zuspruch für seine Familie und alle, die ihn liebten", erklärte die Regierung. Schon am Freitag in der Früh standen erneut mehr als 50.000 Menschen Schlange, um Mandela zu sehen. Viele hatten die Nacht in der Nähe des Regierungssitzes verbracht.

"Ganz Südafrika will ihm Lebewohl sagen"
Am Donnerstag hatten lediglich 24.000 Menschen am Sarg Mandelas vorbeiziehen können, viele versuchten ihr Glück daher am Freitag erneut. "Das ist einfach unglaublich", sagte ein Polizeibeamter zu dem Ansturm. "Hier sind so viele Menschen, ganz Südafrika will ihm Lebewohl sagen."

Viele von denen, die ihren verstorbenen Helden noch einmal zu Gesicht bekamen, äußerten sich tief beeindruckt. "Das ist einfach bewegend", sagte der Brite Sakib Khan, der seit 2002 in Südafrika lebt. Der 44-jährige Soldat Paulus Mefadi meinte, es sei "einzigartig" gewesen, da zu sein. "Aber mein Herz ist gebrochen."

Zutritt zum Sarg verweigert: Wartende stürmen Regierungssitz
Rasch wurde indes klar, dass nicht alle Wartenden den Sarg würden sehen können. Am frühen Nachmittag sagte eine Polizistin auf einem Parkplatz zu den dort versammelten Trauernden, dass das Gelände des Regierungssitzes "komplett ausgelastet" sei. Es werde daher abgesperrt.

Die meisten Anhänger des Anti-Apartheid-Helden zogen sich nach der Ankündigung klaglos zurück, wenn sich auch bei vielen bittere Enttäuschung breitmachte. "Wir haben wirklich geglaubt, dass es heute klappt", sagte die 31-jährige Lydia More nach zwei Tagen vergeblichen Wartens. "Wir fühlen uns leer. Es ist traurig."

Andernorts gaben sich indes Hunderte Wartende nicht damit zufrieden, dass ihnen der Zutritt zu dem Sarg verwehrt werden sollte. Sie durchbrachen eine Polizeiabsperrung und stürmten an den Beamten vorbei auf die Union Buildings zu, wie ein AFP-Reporter berichtete. Die Polizei versuchte noch, sie aufzuhalten, gab dann aber auf und konnte sie auch nicht dazu bringen, sich in einer Reihe anzustellen.

Letztes Abschiednehmen am Sonntag im Kreise der Familie
Mandela war am 5. Dezember nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren gestorben. Drei Tage lang war er nun in Pretoria aufgebahrt. Am Samstag in der Früh soll Mandelas Leichnam in sein Heimatdorf Qunu geflogen werden, wo er am Sonntag beigesetzt wird. Dazu soll es zunächst eine Zeremonie vor rund 5.000 geladenen Gästen geben, bevor die Familie im engsten Kreis endgültig von Mandela Abschied nimmt.

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