Friesach, ein Dreh- und Angelpunkt für die Wirtschaft, aber auch die Geistlichkeit im Mittelalter, war über Jahrhunderte immer wieder den Flammen ausgeliefert. Eine „Krone“-Zeitreise.
„Bewahrt das Feuer und das Licht, damit kein Unheil ausbricht“, warnte jahrhundertelang der Nachtwächter der ältesten Stadt Kärntens. „Das war mitunter eine seiner Hauptaufgaben. Wenn er tatsächlich einen Brand entdeckte, schlug er umgehend mit Feuerglocke oder Feuerhorn Alarm“, weiß die Friesacher Historikerin Helga Steger.
1895 wütete der letzte große Stadtbrand
Friesach war bereits im Mittelalter ein Dreh- und Angelpunkt der Wirtschaft und Geistlichkeit der Region, die bereits im 6. Jahrhundert besiedelt und 860 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Im Laufe der Jahre wurde die Burgenstadt 22-mal von Stadtbränden heimgesucht. Ursachen waren vielfach die offenen Feuerstellen und Fackeln. „Zuerst versuchte man, mit Feuerhaken die Flammen zu konzentrieren. Es wurden Menschenketten gebildet, um Wasserkübel weiterzureichen – das war die mittelalterliche Variante, um Feuer einzudämmen“, erklärt die Historikerin im „Krone“-Gespräch.
Bereits 1870 wurde die Freiwillige Feuerwehr Friesach gegründet und war beim letzten großen Stadtbrand im September 1895 im Einsatz. Ausgehend vom Dominikanerkloster loderten die Flammen bis zum Hauptplatz. Unterstützung wurde mittels Telegrafen in der Landeshauptstadt angefordert. Die Feuerwehr Klagenfurt schickte einen Löschzug per Eisenbahn nach Friesach.
Erzählungen des Friesachers Adolf Rabl, der 1895 zwölf Jahre alt war, wurden von seinem Schwiegersohn Reinhold Steindorfer aufgezeichnet: „Riesige, schwarze Rauchwolken stiegen drohend im Norden der Stadt, gleich hinter der Stadtmauer, auf und begannen, den Himmel zu verfinstern. Vom Sturm gepeitscht flogen unzählige kleine, rote Funken – wie Leuchtkäfer – durch die Luft. So muss der Weltuntergang aussehen, dachte ich mir damals und lief, von Angst geplagt, nach Hause“, beschreibt Rabl den Beginn des Flammeninfernos, das die ganze Stadt niederbrannte.
„Die Feuerwehr, machtlos gegen die gewaltige Übermacht des entfesselten Feuersturms, löste sich auf, die Sinn- und Hilflosigkeit ihres Einsatzes an über 40 Brandstellen einsehend.“
Nachbarn riefen sich gegenseitig zu: „Du Hayd, siagst nit, bei dir brennts!“ Der angesprochene erwiderte: „Aber Hauser, schau auf dei Dachl, da brennts ja ah!“. Rabls Elternhaus blieb glücklicherweise verschont, „andere, mir gut bekannte Friesacher, hatten an diesem Nachmittag ihr ganzes Hab und Gut verloren.“
Auch nach Jahrzehnten träumte Rabl immer wieder von diesem Schreckensbrand, „ich höre noch immer das Sturmgeläute der Feuerglocken und rieche den beißenden Brandgeruch.“
Die größten Brände der Burgenstadt des 17. bis 19. Jahrhunderts:
Dienstagabend wurde die FF Friesach zu einem Brand beim Burgbau gerufen – Jugendliche hantierten mit Pyrotechnik und Heuballen, Gerätschaften sowie Baustellencontainer wurden durch das Feuer beschädigt. „Die Mitarbeiter- und Lagercontainer sind nicht mehr benutzbar. Momentan gibt es eine Platznot für die Mitarbeiter. Auch die Arbeitskleidung wurde vernichtet“, erzählt Projektleiter des Burgbaus, Gerald Krenn, im Gespräch mit der „Krone“.
2013 wurde mit dem steinernen Bau begonnen, mittlerweile ist die erste Turmanlage mit 18 Metern fertiggestellt. „Eigentlich wollten wir mit dem Umgang – ähnlich wie beim Grazer Uhrturm – beginnen, aber die Hälfte unserer Zeit müssen wir jetzt damit aufbringen, die Schäden zu beseitigen“, schüttelt Krenn den Kopf: „Es ist bei uns kein Hochsicherheitstrakt und zugänglich für neugierige junge Menschen“.
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