Orchester gekündigt

Bad Ischl: Die „Kurmusik“ steht vor dem Aus

Wer wird in Zukunft die Neujahrskonzerte spielen? Dirigent Walter Erla und sein Orchester im Theaterkongress(Bild: Hörmandinger Marion)

Ein harter Schlag: Der Tourismusverband in Bad Ischl kündigte überraschend die Zusammenarbeit mit dem Kurorchester. Wie es weitergeht, ist unklar. Ein Mitbewerber soll noch im Mai ein neues Programm starten.

„Wir sind alle in Schockstarre“, fasst Dirigent Walter Erla die Stimmung in Worte. Der Aufsichtsrat des Tourismusverbandes Bad Ischl beendete vor kurzem die langjährige Zusammenarbeit mit dem Kurorchester – samt Kurquartett und Kammermusikreihe. „Rund 100 Konzertstunden pro Saison wurden gespielt. Insgesamt sind rund 45 Musikerinnen und Musiker betroffen“, sagt Erla.

Er leitet das Traditionsorchester, das seit 2004 eine Vereinbarung mit dem Tourismusverband hatte: „Diese wurde nun ohne Einhaltung einer Frist aufgekündigt. Die Konzerttermine mit uns hat man gelöscht. Kalkulierte Einkünfte entfallen zur Gänze.“

Es ist unklar, wie es weitergeht
Weiters sagt Erla: „In der Begründung steht, dass sich der Aufsichtsrat einstimmig für einen anderen Bewerber entschieden hätte, allerdings gab es nie eine Ausschreibung.“ Ob das Bad Ischler Kurorchester – immerhin eines von insgesamt nur sechs Kurorchestern in Österreich – weiter bestehen bleibt, ist derzeit unklar. „Wir sind momentan nur vor den Kopf gestoßen.“

Wir sind vor den Kopf gestoßen, die Absage erfolgte zwei Monate vor Saisonbeginn. Alle Termine standen fest.

Walter Erla, Dirigent des Kurorchesters

Stephan Unterberger, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Tourismusverbandes(Bild: Bettina Gangl)

„Wollen nicht mehr ‘Kurmusik im Bademantel‘“
Stephan Unterberger, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Tourismusverbandes, bestätigt der „Krone“ die Kündigung: „Das stimmt. Wir wollten nicht mehr die typische ,Kurmusik im Bademantel‘.“

Es gäbe aber eine Vorgeschichte: „Wir haben bereits vor einem Jahr dem Kurorchester unseren Wunsch mitgeteilt, dass einerseits auch die Nebensaison bespielt werden soll. Andererseits wollen wir moderne und heimische Musik einbinden. Leider bekamen wir monatelang kein Angebot.“

Neues Konzept startet noch im Mai
Erst am Vorabend zur jüngsten Aufsichtsratssitzung hätte das Kurorchester mit einem Konzept reagiert. Da hatte sich der Tourismusverband bereits anderswo umgehört: „Der Musiker Jakob Seiwald hat uns ein Konzept für ,Kurmusik 2.0‘ vorgelegt. Er wird neben Klassik auch Jazz und heimische Volksmusikgruppen einbinden. Wenn Stars oder Gruppen in Salzburg oder Linz gastieren, könnte man sie auch noch für einen Abend nach Ischl bringen.“ Seiwald würde das organisieren: „Wir wollen ab Mai schon mit ersten Konzerten starten.“